Ich hatte ja noch mit mir gerungen: meinem Vollständigkeitsdrang nachgeben, das Heft kaufen und mich dann ärgern, weils sein wird wie die anderen Post-Goscinny-Asterixe, die natürlich nicht mal entfernt an die guten alten hinkommen? (Kein Serienfan glaubt, daß das, was nachkommt, besser ist als das, was er schon ewig kennt und vorzugsweise zitatfest beherrscht. Bestes Beispiel: Star Wars.) Nicht kaufen? Und dann ärgern, weil’s möglicherweise gar nicht sooo schlecht ist wie erwartet? Da geht’s mir wie dem Obelix: Konflikt, Konflikt. Das Universum löst sowas: Vater und Kind in meinem Gastgeberhaushalt sind eingefleischte Asterix-Fans und haben mir die druckfrische neue Ausgabe um den leakenden Blondhelden Polemix (Julien Assange nachempfunden) geliehen.
Wie man auf dem Theater zu sagen pflegt: es ist schon sehr viel Schönes dran. Der fette skriptenklauende nubische Sklave Bigdhata, die römischen Legionäre Datenflus und Antivirus, eine Überwachung in Fichttarn, römische Lauschtauben (bei denen die Berichterstatter auch gerne mal ein Attachment vergessen), wegweisende blaue Twittervögelein und -eichhörnchen (von denen Jack Dorsey bis jetzt auch nichts wußte), gallische Druiden, die nichts auf Überlieferung in Schriftform geben und nur an Mund-zu-Ohr-Nachrichten glauben.
Die neuen Autoren scheinen das historische Gesamtwerk aus dem eff-eff zu kennen und wäre man sehr wohlmeinend, könnte man einige der Panels als Zitate verstehen. Weniger wohlmeinend ist vieles nur geklaut. Das mag aber jede/r Leser/in für sich selbst entscheiden, ich bin bei einem Verhältnis von ca. 50:50 Wohlwollen:Frechheit angekommen. Da, wo sie ganz alleine für sich originell sind, sind sie gut, zum Beispiel die Schlagzeilen der Zeitungen “Imago” (weiß auf rot für 1 Sesterz) – “Skandal! Cäsar Schreibt!”; “Tempus” (rechts und links flankiert von Säulen) – “Ein Paukenschlag in der Weltliteratur” sowie “Roma Generalis” (in Fraktur) – “Bereits ein Klassiker!”) oder beim Rearrangement eines Hünengrabes. Wo sie klauen (eine “ganz banale Dienstreise” mit allem Pomp, Duck and Circumstance eines Kleopatra-Ausfluges) allenfalls im Bereich mittelgut. Man hats halt als Altleser schon gesehen und weiß, woher es kommt. Manche Pointen verpuffen nach einem eigentlich recht hübschen Spannungsaufbau wirkungslos im Pointen-Nirwana – das mag aber, wie der Leihgeber vermutet, der Übersetzung geschuldet sein und da hat er möglicherweise recht. (Wichtig genug, als daß ich das jetzt anhand der französischen Originalausgabe überprüfen täte, ist es mir nicht.)
Alles in allem kann man dieses Heft lesen. Ein Muß ist es nicht. Ich werde mich heute Nachmittag mit “Asterix bei den Pikten” beschäftigen, ebenfalls aus der hauseigenen Bibliothek und vom gleichen Nachfolgeautorenteam vor ein paar Jahren publiziert und mir ein Bild machen, ob es seitdem zu Fortschritten gekommen ist und im Anschluß berichten.