Nimmer ganz neu im Kino: “Captain America: The Winter Soldier”

Captain America ist ein Soulbrother von Superman, edel, hilfreich und gut, ein Teil von jener Kraft, die stets das Gute will. Man weiß, wie das Zitat endet und so findet sich der Held auf einmal in unserer neuen heutigen Welt, in der der Zweck (der vermeintliche Schutz vor terroristischen Anschlägen) die Mittel (Totalüberwachung aller Menschen) heiligt. Das findet er voll uncool, ey. Da muß man als Held und aufrechter D-Day-Amerikaner doch was tun.

Dann Materialschlachten, Robert Redford als Schurke, Scarlett Johannson als Ex-KGB-Agentin Natasha*, mehr Materialschlachten, Samuel L. Jackson, mit Augenklappe und wieder einmal ungeschlagen im Tragen langer schwarzer Ledermäntel. The Falcon, ein Kriegsheld aus den aktuellen Auslandskriegen der USA, der jetzt bei Veterans Affairs traumatisierte Soldaten betreut, aber natürlich sofort seine Flügel anlegt, wenn Captain America ruft. Vorher, nachher, zwischendrin noch mehr Sachen kaputt. Und dann Bucky aka Winter Soldier, der Mann mit dem eisernen Arm mit dem lustigen roten Stern drauf. Bucky und der Captain waren von klein auf beste Freunde, eine Bromance** vom feinsten. Ende des Zweiten Weltkriegs ging Buck MIA (“missing in action”), wurden von ganz bäh-bösen Nazi-Wissenschaftlern in einem ganz bäh-bösen Experiment bionisch aufgerüstet, schockgefroren und zwecks Verüben von ganz bäh-bösen Taten gelegentlich aufgetaut. Aber unser Captain kommt noch aus der Zeit der “Drei von der Tankstelle” und glaubt ganz fest, daß auch der böseste Nazi es nicht schafft, den Freund, seinen guten alten Buddy Bucky völlig aus dem Inneren des Winter Soldiers zu löschen. Und? [Spoiler] Recht hatter, der Captain.

Ich kann der Kritik meines Cineasten-Freundes nur zustimmen: die erste Hälfte kann man gut anschauen. Das ist der Teil des Filmes mit Selbstironie und Comic-Action. Die zweite Hälfte sieht aus, als sei ihnen das Konzept abhanden gekommen. Hauptsache, es knallt. Dann werden noch zwei Enden draufgepackt. Das erste ist purer Hollywood-Süßkramkitsch, das zweite wirkt, als habe man “Pinky and The Brain” nachgestellt und soll wohl die Fortsetzung ankündigen. Noch mehr bäh-bösere Nazis, die nach der Weltherrschaft gieren.

Am besten nach einer Stunde das Kino verlassen, dann bleibt einem das schale “So nicht”-Gefühl erspart. Schade.

 

* Ehrlich, was besseres ist ihnen nicht eingefallen? Fürderhin war ich völlig willenlos und mußte jedes Mal, wenn sie auftrat, an MMW denken “Ihr Name war Natascha/sie kam aus Nowosibirsk/wir tranken Wodka aus Flaschen/sie hät mich beinah erwürgst”. (Kennt das noch wer? http://bit.ly/1sbmail)

** Bromance: eine echte Männerfreundschaft. Zwischen heterosexuellen Männern, latürnich. Daran ist nichts schwul. Gar nichts. Das ist gaanz wichtig. Im hiesigen Sprech: “Male BFFs”. Siehe hier: http://bit.ly/1gUDRO3

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