Wie Weihnachten

Seit dem letzten Wochenende hat auch noch der letzte Nachzügler seine Halloween-Außendekorationen angebracht. Deswegen suche ich mir jeden Abend einen anderen Heimweg aus und bewundere staunend Bäume voller (künstlicher) Spinnweben, in denen Geister im Wind treiben (so hat auch der ungeliebte weiße Flatterponcho von Tante Hermelinde endlich einen Zweck gefunden) oder auf deren Stamm eine Hexe mit Karacho draufgeklatscht ist (man sieht nur noch die Rückansicht, mit halbem Besenstiel und zerdätschtem Hexenspitzhut). In den Vorgärten wachen Höllenhunde mit diabolisch rotleuchtenden Augen über den Gartenzaun auf dessen Pfosten Leuchttotenschädel gepfählt sind, beim einen oder anderen Nachbarn sogar mit Blitzerblinkeffekten. Wer’s wirklich ernst meint, hat die Zombie-Windelkleinkind-Krabbelgruppe (mit Sound) oder ein Winke-Skelett installiert oder Spinnen (Leuchteaugen in Grün-Rot-Wechsel), die über Fensterbänke Einlass ins Haus suchen. Francisco hat endich getan wie ihm geheißen und Carmens Halloweenkiste vom Speicher geholt: vor ihrem Haus wartet eine Hexe mit dauerbewegtem angewinkeltem Zeigefinger auf Hansel und Gretchen (wird “Grät-schen” ausgesprochen). Jack-o’-lantern gibt’s in allen Varianten: als Lampe, in Lichterketten,  faust- bis medizinballgroß, vor Hausnummer 666 ganz allerliebst in Form eines Pentagramms auf dem Rasen.

Viele haben, wie ich, einfach nur Kürben vor dem Haus liegen; vereinzelt sogar schon geschnitzt, mit Lichtern drin. Im Gegensatz zu mir allerdings scheinen sich die anderen nicht zwischen Halloween und Weihnachten zu entscheiden. Die dekorieren einfach gerne, mit Blinker, Glitzer und Bunt und da ist ihnen jeder Anlass recht. (Sieht man auch daran, dass es zu beiden Anlässen vor, um und an denselben Häusern recht zugeht.)

Die amerikanischen Kollegen unterstellen uns Deutschen (wahrscheinlich zu recht), dass wir Spaßbremsen (“sticks-in-the-mud”) seien und am Montag nicht kostümiert zur Arbeit kommen werden. Ich werde mir trotzdem noch einen Hexenhut besorgen (Besen hab’ ich schon und rote Hexenschuhe auch) – ich bin eingeladen, beim Neighbor-Halloween-Blast mitzumachen und habe volunteert, bei irgendeiner Gruselbude für die Kinder aus der Gegend mitzuhelfen. (Carmen hat empfohlen, mit ganz schlimmem deutschen Akzent zu sprechen, davon bekämen Amis auf jeden Fall Gänsehaut. Tssss, wenn weiter nichts ist – das ist meine leichteste Übung…)

Na dann: HAPPY HALLOWEEN wünscht ze Tscherman Witsch.

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