… und ich habe immer noch keinen Bloß-nicht-in-München-sein-Flug gebucht.
Werde aber trotzdem von der Anschaffung eines

sowie hochhackiger Schuhe absehen.

eben die erste Packung Lebkuchen dieses Winters gekauft.
Neulich hat mich ein Kollege aus den USA mit dem für mich ohne Kontext unverständlichen Satz shiver me timbers überrumpelt. Wörtlich übersetzt bedeutet das ungefähr sowas wie “hack mir Holz klein”.
Das Wörterbuch war keine große Hilfe. Ich solle, rät es, diesen “Ausruf der Überraschung” doch mit “Donnerwetter noch mal! Potz Blitz! Sapperlot! Heiliger Strohsack! Beim Klabautermann!” übersetzen.
Mach ich. Wenn ich das nächste Mal auf einem Piratenschiff bin.
In der ZEIT essayierte vorhin einer, man solle sich doch endlich abgewöhnen, schönes Wetter schön zu finden, weil der Planet und der Mensch darunter leide. Vielmehr solle man sich auf Kälte und Nässe freuen, weil das der Gesundheit, abgesehen von Grippewellen, doch so viel zuträglicher sei.
Ich weiß nicht, ist es Sonne oder Semantik: ich finde schönes Wetter schön. Mir graut schon vor der grauen Zeit mit ihren Laubbläsern.
Altes Geld hat vor über 20 Jahren aus Liebe zukünftig erfolgreiche Bestseller-Autorin geheiratet und auf deren Seit-fünf-Generationen-im-Familien-Besitz-Neu-England-Anwesen in Nantucket findet heute die Generalprobe für die morgige Hochzeit des mittleren der drei Söhne statt. Die Sonne scheint, alle sind fröhlich, alle sind schön, der Schmuck teuer, aber schlicht, die Damen sehr schlank, aber gerade eben nicht mager, die Herren im Golf- und Seglerschick gut aussehend, die Rolexe dezent am Handgelenk, der Privatflugzeugplatz voll.
Zoomt man hinein, ist die Matriarchin (barbie-makellos im feinen Tuch: Nicole Kidman) nicht zufrieden mit der Zukünftigen ihres Sohnes (Billy Howle) und läßt es die junge Braut (Eve Hewson) konstant mit kleinen Nadelstichkommentaren spüren. Der Herr des Hauses (Liev Schreiber) ist sehr laid back, zieht eigentlich immer gerade an seinem Joint, und wenn er nicht begleitend noch ein Glas Hochprozentiges schlürft, dann schlägt er Bälle nach im Meer treibenden Möwen oder ist mit seinem Boot draußen. Die Söhne sind ausgesprochen sichtbar wohlstandverwahrlost; für den ältesten (Jack Reynor) m u s s JD Vance Pate gestanden haben und seine Frau (ganz wunderbar: Dakota Fanning) ist selbstverständlich sehr sicht- und vernehmbar schwanger mit dem nächsten Mitglied der Dynastie, aber hey, wer wird denn Häßliches denken oder gar sagen, es ist schönes Wetter, es gibt alles im Überfluss und jetzt ist gerade die beste Freundin und Brautjungfer (Meghann Fahy) endlich angekommen. Partytime!
Am nächsten Morgen treibt eine Leiche im seichten Ufer vor dem Landgut.
Die Geschichte ist nicht neu, natürlich nicht. In einem geschlossenen Raum (fahrender Zug, eingeschneite Berghütte, Insel etc.) wird eine*r der Anwesenden ermordet und es gilt nun herauszufinden whodunnit.
In den fünf folgenden Episoden greifen die Serienmacher tief in die Klischeekiste.
Überhaupt, diese gegengeschnittenen Verhörszenen. Ein Gedicht. Hier brillieren ganz besonders Tim Bagley und Isabell Adjani.
Habe mir gerade überlegt, dass ich nicht mehr über diese Mini-Serie erzählen will. Man sollte aus dem bisher geschriebenen ableiten können, dass ich sie unterhaltsam fand und die Plot-Twists überraschend genug, als dass ich dranbleiben wollte. Ich habe außerdem gelernt, dass es neben der MILF auch den DILF gibt und finde das im Rahmen zunehmender Gleichberechtigung mehr als angemessen.
Anschauen. Es soll heute Abend eh regnen…