Mehrzweckschild

Üblicherweise warnen diese Aufsteller davor, daß der Boden frisch gewischt und somit naß ist und dienen vor allem der Vorbeugung von Prozessen, die die anstrengen, die trotzdem ausrutschen. Dieser Tage standen sie an mehreren Straßenecken in Palo Alto und wiesen darauf hin, daß man sich hier als Wähler registrieren lassen kann.

(In Amerika gibt es keine Meldepflicht, also auch kein Melderegister und wer – zum Beispiel seinen nächsten Präsidenten – wählen will, muß sich aktiv darum bemühen, in das Wählerverzeichnis aufgenommen zu werden, damit er eine Stimme hat.)

Vive la Versatilité!

“We totally lucked out today” freut sich ein Kollege, als es uns wider Erwarten gelingt, eine schwierige Aufgabe recht schnell und erfolgreich zu lösen. Davon abgesehen, daß mich das auch freut, bin ich fast noch mehr begeistert von der Versatilität der englischen Sprache, wo man das Substantiv “luck” mal schnell in ein Verb umwandelt. Wobei, “to luck out” ist nur im Amerikanischen was Gutes, im Britischen Englisch bedeutet es, daß das Glück einen verlassen hat (ist irgendwie auch logischer). Hätten die mich mal vorher gefragt: mit ein bißchen Konsistenz wäre es doch so einfach gewesen, mögliche Mißverständnisse zu vermeiden.

Ich schlage also vor, die Präposition dem gängigen Sprachgebrauch anzupassen und fürderhin die Formulierung “we totally lucked up” zu wählen.

Nimmer ganz neu im Kino: Snow White and the Huntsman

Ich kann das in wenigen Worten zusammenfassen, zur Warnung: Die Heilige Johanna von Winterfell reitet mit Thor durch Schwarzwald und Mittelerde im Schlimmdisneykitschlook, ficht wider den Fluch des Dorian Gray und für Menschen- sowie Zwergenrechte (8 Zwerge, gesplittet in sieben plus Bob Hoskins). Es werden klassische irische Wake-Weisen gegeben, ständig brennt was oder es schneit. (Auch beides.) Anschließend: Krönung.

Selten einen solchen Unfug gesehen, wo, was an Mythen und Zitaten nicht bei eins auf dem Baum war, noch irgendwie mitverwurschtet wurde. Ganz und gar unnötig. Möglicherweise erträglich, wenn man alles bis auf die Landschaftsaufnahmen herausschneidet.

Großes Kompliment denen, die den Trailer produziert haben. Auf den bin ich nämlich hereingefallen. Schlimmer kann die Schneewittchen-Variante mit Julia Roberts auch nicht gewesen sein, und das sage ich, die den Breitmaulfrosch gar nicht mag.

Wettbewerbsvorteil

Letzte Woche war hier der “Last Day of School” und die Eltern kleinerer Kinder haben sich schier zerissen, um bei “Kindergarten Graduation”, “Animated Sing-A-Long” und anderen Darbietungen ihrer Sprößlinge dabei sein zu können. Wer Halbwüchsige zu Hause hat, muß vor allem Geld ausgeben: Klamotten und Accessoires für die “Prom Night” kosten ein kleines Vermögen und die Puberinos hassen ihre Eltern trotzdem.

Zum Schuljahresabschluß werden auch oft Preise verliehen, wobei gutes Aussehen oder sportliche Begabung nicht schaden; das eine oder andere Nerd-Kind kann sich eventuell mit herausragenden mathematischen Kenntnissen irgendwie retten (aber Gleichungen und Vektoren sind halt nicht so attraktiv wie “Das strahlendste Lächeln der Schule” oder “Die meisten Home-Runs”). Für die häßlichen aber begabten Kinder bleibt der “Spelling Bee”-Wettbewerb (Buchstabieren als Wettkampf). Diesjährige Gewinnerin der “Scripps National Spelling Bee” mit dem Wort: “guetapens*” ist die vierzehnjährige Snigdha Nandipati.

Man kann das sehen wie man will, aber ich finde, gegenüber John Smith hatte sie doch schon seit ihrer Taufe einen meilenweiten Vorsprung.

 

*Definition of GUETAPENS: ambush, snare, trap <a trick to lure him into some guetapens— Rafael Sabatini>
Origin of GUETAPENS: F guet-apens, fr. MF, fr. de guet apens with premeditation, alter. of de guet apensé

Nie wieder Hänge-Arsch

Neulich, im Stadtrat von Chicago. Stadträtin Müller sitzt mit einem ganz langen Gesicht zwischen den Ratskollegen und grämt sich. “Wos is’n wieder los, Frau Müller?” erkundigt sich der Vorsitzende jovial. “Ach, mei Enkerl. Wissen’S scho, der Bua von der Renate. Rennt da den ganzen Tag mit diesen Hosen umeinand, daß man die Unterwäsch siecht, und manchmal sogar den blanken Arsch. Was hab’ ich an den hingeredet, einmal, zweimal, fünfmal – aber des is ja, wie wenn man auf ein totes Pferd einredet. Ich weiß gar nimmer, was ich mit dem noch machen soll. Also, in meiner Jugend…”

“Kollegen!” unterbricht sie der Vorsitzende, der gar keine Lust auf den sehr anstrengenden halbstündigen Vortrag aus Frau Müllers Jugend Maienblüte hat, “Kollegen! Es ist soweit, mia hamma wieda was zum Bannen! Seid’s dafür?” Alle Hände gehen nach oben (was bestimmt nicht daran liegt, daß es immer nach einem einstimmigen Beschluß Freibier gibt). Auf Frau Müllers Gesicht zeichnet sich ein ungläubig staunendes Lächeln ab. “No Dragging and Sagging: Pull Up Your Pants!” “Mei, des hobt’s super abg’stimmt. Dankschön. Jetzt traut er sich g’wiß nimmer.”

Falls nun einer von den Bengeln immer noch nicht tut wie im geheißen, fährt die Ordnungsmacht die großen Geschütze auf.

Das scheint dann aber nur noch für blaue Menschen zu gelten. Vom alten Fritz haben die im Lande von “freedom and democracy” wohl noch nie was gehört.

Sunny Sunday

In San Bruno „we have the wind“ und diese „breeze“ war in den letzten Wochen eher „chilly“. Dann ist es im Garten wie in den Ferien, wo man doch vom Meer an den windgeschützten Pool umzieht (bis auf den Umstand, daß die Variante mit dem Windschutz draußen in San Bruno leider nicht vorgesehen ist). Was habe ich also diesen wunderbar krachheißen Sonntag genossen!  Rasch ein paar Kartons entsorgt, Nachbarin Carmen, die auf einen Schwatz vorbeischaute, Moheda vorgeführt  („da, schau, mit zwei  Handgriffen hat man ein Riesenbett, und da, schau, unter der Chaiselounge ist Stauraum für Bettzeug“) und sie mit einem Kaffee probesitzen lassen. Ich sollte bei Herrn Kamprad um eine Verkaufsprovision ansuchen, denn Carmen erwägt, gleich zwei davon anzuschaffen. Eins für die „sleep-overs“ ihrer Söhne, das andere für das Gartenhäuschen, wo die „in-laws“ (Schwiegereltern) bei ihren regelmäßigen Wochenendbesuchen übernachten. Mit dem Pick-up sei das ja kein Problem and „you gotta make an Ikea-run once in a while anyway“. Mir reicht das eine – und für zwei große Gäste reicht es mit.

Kurzentschlossen habe ich die Haight-Ashbury-Street-Fair Street Fair sein lassen und lieber ein bißchen im Garten gewerkelt (man könnte sich tagelang mit Unkraut jäten beschäftigen; ich habe stattdessen beschlossen, daß Löwenzähne schöne gelbe und Disteln schöne violette Blüten haben, toll zu den Rosen passen und alle einfach wachsen lassen). Ich habe gelesen (dazu später mehr), geerntet, gegossen und meine Büro-To-Do-Liste ignoriert. Herrlich!

Außerdem Brombeeren gegessen, bis ich schwarze Zähne hatte. (Ein paar Beeren hätte ich noch, falls wer mag.)

Habemus Sofam

Bis Freitagabend fristete das Hörnbäddsoffa Moheda ein kümmerliches Dasein, eingesperrt in Kartons in einer Lagerhalle in East Palo Alto, einer äußerst übel beleumdeten Gegend. Gegen Zahlung einer erklecklichen Ablösesumme (mir scheint, die EM schleicht sich in meinen Wortschatz) + tax wurden vier riesige schwere Pappkartons übergeben und eines Houdini würdig in und auf unserem Auto verschnürt, angemessenen Tempos voooorsichtg ins neue Zuhause chauffiert und in Garagenquarantäne geschleppt.

Am Samstagnachmittag war es dann soweit: Moheda, zunächst noch in Einzelteilen, erblickte das Tageslicht. Karton für Karton wanderte in den Vorgarten und das Häuschen füllte sich mit Einzelteilen sowie akribisch vorbereiteten OP-Besteck (alle Schrauben nachgezählt, ihrer Gattung nach sortiert und griffbereit).

Unter Einsatz einer Auswahl von Inbusschlüsseln sowie Anwendung physikalischer Gesetze hat Toni den Patienten in einer mehrstündigen OP dann ins Leben geholt und ich darf glücklich und dankbar vermelden, Dr. Toni, Moheda und Sabine wohlauf.

 

Toni, ganz vielen Dank – ohne dich hätte ich kein neues Sofa! Du hast freie Sitzwahl auf ewig.

Mir blieb heute nur noch an einem wunderbar heißen Sonntag das Entsorgen der Umverpackung und – wie in der Anleitung in allen Sprachen empfohlen –  lüften, lüften, lüften, denn Moheda stinkt noch ein wenig.

TV: GoT* – Season Finale

Ein gutes Finale. Keine atemberaubenden Cliff-Hanger, sondern schön die Fäden entwirrt, wieder ordentlich zusammengeführt und alle Helden auf dem Weg. Wie es dann weitergehen wird mit Season 3 “Storm of Swords” wird HBO voraussichtlich ab April 2013 zeigen. Bis dahin werde ich es nicht ausgehalten und die Bücher gelesen haben…

* Cool und abkürzungssüchtig wie wir hier sind, heißt “Game of Thrones” unter uns Könnern natürlich nur “GoT”.

Hier der abschließende Geek-Kommentar: “GoT meets SV**”


** Silicon Valley

Valar Morghulis!