Wir lernen ein Idiom

“You are like a wee tiny lump of butter on a biiig piece of bread”, sagt heute jemand zu mir. Bitte? Ich habe gerade viel zu tun und keine Zeit, Butterflöckchen-Rätsel zu lösen. “Eben”, nickt mein Gegenüber bestätigend. “Thinly spread.”

Jetzt, wo ich es nachgeschlagen habe, weiß ich, daß es nett gemeint war: spread (yourself/itself too) thin: to try to do too many different things at the same time
– Somebody has spread himself thin and needs to focus on just a couple of his best ideas.

– The company has expanded into many different areas and has probably spread itself too thin.

And we are all Players

Shakespeare sagt, die ganze Welt sei eine Bühne, der Volksmund nennt sie ein Dorf. Anthony (mein “Master”, http://bit.ly/JLKzkp) sprach von kosmischer Fügung, weil er zwar meine Telefonnummer verloren (typisch, nicht umsonst trägt er den Titel “Jerry Lewis of the Shamans”), sich aber unbedingt von mir habe verabschieden wollen, bevor er nach North Carolina umziehe, um dort seine Studien zu vollenden.

Ich fand’s ganz einfach nett. Ich kenne hier nicht viele Menschen, und daß mir ausgerechnet er im Shakespeare-Theater über den Weg läuft, ist schon fast wieder logisch; ich bin da jedes Jahr und er hat in deren nächsten Produktion einen Gitarren-Gig. Ich werde mir “Spunk” wohl ansehen, auch um zu herauszufinden, wie es Pippi Langstrumpfs Kunstwort auf eine amerikanische Bühne geschafft hat.

Uralt und immer wieder neu: The Tempest (W. Shakespeare)

Es sind Leserbeschwerden eingegangen, weil ich nicht mehr über meine Unternehmungen berichte. Aber jetzt mal ganz ehrlich, wer will schon lesen, daß die Autorin aufsteht, das Laptop aufklappt und ihre mails macht bis sie zur Arbeit fährt, dort weiterarbeitet, irgendwann wieder zurück nach Hause fährt, was ißt, das Laptop wieder aufklappt und weiterarbeitet, bis sie ins Bett fällt (und an den Wochenenden lediglich die Fahrt ins Büro wegfällt)? Genau. Das ist so ermüdend wie es klingt. Umso schöner, daß Toni diesen Monat Geburtstag und ich deswegen einen Grund habe, ihm eine Freude zu machen (und mir mit): die allerbesten Karten (erste Reihe, Mitte) für die Aufführung des “Sturm” im Cal Shakes Freilichttheater in Orinda am sonnigen Sonntagnachmittag.

Die Besetzung war erst einmal gewöhnungsbedürftig: lauter Doppelrollen: Caliban/Antonio , Miranda/Sebastian, Ferdinand/Trinculo, Prospero/Stephano, Ariel/Bootsmann wobei die letztere wohl aus Kostengründen erfolgt ist, die anderen im Zuge der Vorstellung durchaus an Sinn gewannen. Catherine Castellanos, eine feuerkraftsprühende Latina mittleren Alters gab einen wunderbaren Caliban (und einen überzeugend intriganten Antonio; daß sie eine Hosenrolle spielte, wurde nicht weiter thematisiert) und Erika Chong Shuchs Ariel war der bisher überzeugendste Luftgeist, den ich je in einer Tempest-Inszenierung gesehen habe. Daß sie Tänzerin ist und ihre Choreographie selbst gemacht hat, war der Rolle sehr zuträglich, sehr schön und passend auch die Regie-Idee, Ariel nach der Entlassung aus den Diensten Prosperos in einen Schmetterling me­ta­mor­pho­sie­ren zu lassen. Kostüm- und Bühnenbildner haben wieder gute Arbeit geliefert (hier ein paar Kostüm-Entwürfe http://bit.ly/ITgjY6), die Naturkulisse tut ihr übriges. Der einzige Wermutstropfen für mich war, daß Prosperos schönster Monolog (“Now my charms are all o’erthrown…”) ein wenig versandete. Ich werde mich auch nie daran gewöhnen, daß hierzulande zum Schluß einmal applaudiert wird und dann alle wegrennnen – kein DaCapo, kein nix. Klatschen. Aufstehen. Gehen.

Nach Augenweide und Ohrenschmaus im Theater genossen wir Gaumenkitzel, im gleichnamigen deutschen Restaurant in Berkeley (http://bit.ly/KNIZT1). Also richtiges echtes paniertes pfannengebratenes Schweineschnitzel, mit den wahlweise typisch deutschen Schnitzelbeilagen Salzkartoffeln oder Spätzle und je einem Berg Butterkarotten.

Bewertung: Umlaute auf der Speisekarte richtig geschrieben (1 Punkt). Kühles Köstritzer (1 Punkt). Preis für eine Halbe Köstritzer etwas über 8 Dollar (1 Punkt Abzug). Ambiente: sehr nett, hell und freundlich. Überhaupt nicht tümelnd (1 Punkt). Service: freundlich, zuvorkommend, aufmerksam, aber nicht nervig (1 Punkt). Schnitzel und Beilagen: wohlschmeckend, wenn auch eher fleckig gewürzt und das Schnitzel viiieeel zu klein (trotzdem 1 Punkt). Dessertauswahl: sehr nette Süßspeisen, stattdessen doch lieber zu einer, zwei ordentlichen Scheiben Graubrot mit hohem Kleieanteil gegriffen (1 Punkt).

Das macht 5 Punkte und der sächsische Restauranttester schließt mit dem Lob: “Da kann man nochmal hingehen.”

Sachen gibt’s

Da fahren wir am Sonntag so vor uns hin, auf die andere Bayseite ins Theater. Das heißt Toni fährt und guckt auf die Straße,  ich fahre bei, gucke so um mich und erzähle Toni die Gegend. “Ui schau, ein Kormoran! Und noch einer!” Toni hmmt und guckt auf die Straße. Am östlichen Ende der San Mateo-Hayward-Brücke erwähne ich, daß wir uns diese – besonders jetzt im Frühsommer  – wunderschöne Marschlandschaft wirklich mal als Nahziel für einen Sonntagsspaziergang merken müssen. (Wobei mir jede Jahrezeit zum Dortrumlaufen genauso recht ist, die Salzmarsch ist immer schön.) Toni hmmt, zustimmend. Ich lese von einem Industriegebäude vor, daß hier Mountain of Fire & Miracles Industries beheimatet ist. Was man da wohl herstellt? Beim Nachschauen sind mir fast die Augen übergegangen: das MFM Headquarter liegt in Nigeria, ebenso wie die wichtigste Dependance, “Prayer City”, und man bietet dort Religion, Gebet, Teufelsaustreibungen und Beschwörungen en gros und en detail an (http://bit.ly/MejIBl).

Wir haben uns dann aber doch für Shakespeare entschieden.

Nie mehr: Ruckediguh und Blut im Schuh…

Die Pantoffelstiefelhersteller UGG appliziert ein Swarovski-Steinchen an seine Ungetüme und fertig ist: The jeweled Bailey Button – I Do has a genuine Swarovski crystal button adding sparkle and style to that special wedding day. This boot provides luxury bridal comfort as brides and their bridal parties pamper themselves before and after the wedding.

http://bit.ly/Ky0Fx1

Amerika sucht auch den Superstar

Hier heißt die Sendung “American Idol” and the winner is – seit 5 Jahren in Folge – “WGWG”*. Die Verantwortlichen der ausstrahlenden Fernsehsender sind kurz davor, ihr Fernsehvolk aufzulösen und sich ein neues zu suchen. Eines, das ein bißchen einfallsreicher abstimmt als immer nur für *”White Guys With Guitars”.

“Voll auf die Schnauze fallen”

ist eine der möglichen Übersetzungen für den amerikanischen Begriff “face-plant”.

Seit letzter Woche wurde das Lexikon um eine weitere Definition erweitertert: “Face-plant, v. when a social networking titan tumbles after a hyped IPO“.

 

Preisverleihung (von mir)

… und der Biggest Self-Esteem Award geht an den Bewerber mit der Ansage:

“I invented Al Gore. Then, he invented the Internet. Now, you’re here!”