Morgens, in aller Hergottsfrüh, in meiner In-Box:

Oktoberfest by the Bay

 

Bust out your best pair of lederhosen and your sauciest dirndl, and get ready to rumble. Oktoberfest by the Bay is almost here and this is your exclusive access to a weekend of the best beer, the tastiest brats, the biggest beer steins and the most bodacious babes around.

 

Eine noch falschere Zielgruppe als mich hätten die keinesfalls finden können.

Funkelnigelnagelneu

Vorhin im Drogeriemarkt: Kaugummis gibt’s im Angebot, Smarties und Mitt Romney, frisch aus der Fright Factory*.

Das erklärt jetzt doch manches.

 

*Gruselfabrik

Schade eigentlich

Ein Kleinbus mit der Aufschrift “Maid Brigade” enthält nicht etwa ein halbes Dutzend sofort einsatzbereiter Brautjungfern in vollem Wichs mit Blumensträußchen sondern eine bis mehrere “Trained, Certified and Insured” Putzfrauen, meist mexikanischer Herkunft. Ihre Mission: “Your Home. Cleaner.”

 

Diese Maiden sind Mägde.

Sonnenschutz

Nachbarin Carmen hat mir eben wieder eine Tüte Tomaten vorbeigebracht, aus Schwiegervaters Garten. Der weiße Staub auf den Früchten sei nur Talkumpuder und vor dem Verzehr einfach abzuwaschen. Ich habe sie ein wenig verwirrt angesehen: warum pudert man Tomaten?

Ganz einfach: Die Schwiegereltern leben im Inland, in der Nähe von Mendocino. Dort ist es eh schon warm, aber diesen Sommer sind die Temperaturen konstant über 100F geblieben und Talkum schützt die zarte Tomatenhaut vor Sonnenbrand.

Wieder was gelernt.

Wieder what learnt (Lektion 6)

“You know me, I am all Pollyanna”.

Nein, bist du nicht. Ich kenne dich, du bist ein Mann und Vater dreier Söhne und das ist ein Mädchenname, noch dazu ein altmodischer – also, come on, jetzt auf einmal Pollyanna? Was soll das? (In San Francisco empfiehlt es sich, nie ganz auszuschließen, daß hier gerade jemand ein Spotan-Coming-Out hat.)

Kein Coming-Out, sondern eine idiomatische Redewendung. Mein Kollege wollte damit sagen, daß er “always looks at the bright side – like, when life gives you lemons, make lemonade.” (Pollyanna ist eine Figur aus einem Kinderbuch, erschienen kurz nach der vorletzten Jahrhundertwende (http://en.wikipedia.org/wiki/Pollyanna), die unerschütterlich optimistisch ist und grundsätzlich in allem und in jedem nur das Gute sieht.)

Im 21. Jahrhundert ist im Zuge der Gleichberechtigung auch die männliche Version, nämlich der “Pollyandy” in den Sprachschatz aufgenommen worden: “Fred is such a pollyandy, even if he falls down the stairs he has something nice to say about it.”

9/11


Wer politisch korrekt der Anschläge auf die Twin Towers gedenkt, trägt heute das Black Ribbon.

Kampf dem Jetlag!

Uli und Enno sind heil angekommen und ich habe sie Samstagnacht mit Essen, Trinken, Reden bis Mitternacht wachgehalten. Für Sonntag hat der Arzt Retail-Therapy verschrieben: Shoppen gegen Jetlag und wir machen uns gleich nach dem Frühstück auf zur Outlet-Mall in Gilroy, wo wir einen sonnigen Sonntag mit mäßigem Ankauf von Bekleidung verbringen. Anschließend karibisches Dinner und nach einigen wirklich dringend nötigen Digestiven haben wir alle gegen 10:00pm sehr schwere Lider und fallen in die jeweiligen Betten.

Seit heute sind die beiden auf dem Highway N°1 Richtung Norden unterwegs und ich bin nur ein ganz kleines bißchen neidisch, weil ich nicht mitkommen kann und stattdessen meine Tage im Büro friste. Ich freue mich aber jetzt schon auf die Geschichten und Bilder, wenn sie Ende der Woche zurückkommen.

He’s at it again!

Larry Flynt hat wieder zugeschlagen. Weil Mitt Romney, der republikanische Herausforderer um das Amt des US-Präsidenten, sich gar so ziert, seine Steuererklärungen offenzulegen, bietet Larry dafür 1 Million in bar; davon ausgehend, daß das Sexualleben des Mormonen wahrscheinlich lange nicht so skandalträchtig ist wie sein Talent beim Finden von Steuerschlupflöchern. (Wäre nicht der erste Politiker, den Larry mit der Methode “Cash für Information” zum Absturz bringt – http://bit.ly/Syte8e). Davon abgesehen, daß er noch nie ein Parteigänger der Republikaner war, haben sie sich’s jetzt vollkommen mit ihm verdorben, weil sie damit drohen, nach der gewonnen Wahl in einen Kreuzzug gegen pornographische Umtriebe ziehen zu wollen.

Dabei kauft man den “Hustler” doch tradtitionell wegen der Interviews. Und der Restauranttips. Oder?

Barbie goes Drag

Mattel hat vor kurzem das $125 teure Barbie-Modell “The Blonds Blond Diamond” herausgebracht (http://bit.ly/PMctP7), das dem Vernehmen nach vor allem in der Transvestiten-Szene viele Fans gefunden haben soll – so viele, daß die erste Charge bereits ausverkauft ist und der aktuelle Lieferrückstand frühestens im Dezember aufgeholt werden kann (zum Glück gerade noch rechtzeitig vor Weihnachten).

Wobei ich mich allerdings frage: wäre es nicht wesentlich logischer, wenn Transen stattdessen Ken-Puppen kauften und in dieses Outfit steckten?

Rollenwechsel

Morgens, um kurz nach 7:00 in San Bruno: eine Frau sichtbar mexikanischer Herkunft zieht an jeder Hand ein winziges buntgekleidetes unausgeschlafenes Mädelchen mit vielen Haarspangen und dunklem Pferdeschwanz hinter sich her; sie sind auf dem Weg zur Schule in der nächsten Straße und die Frau ist sichtbar in Eile.

Knapp zwei Stunden später in Palo Alto: dieselbe Frau hat wieder an jeder Hand ein Mädchen, nicht ganz so winzig, nicht ganz so bunt angezogen und mit blonden Haaren. Sie führt die beiden gerade über den Zebrastreifen am Schülerlotsen vorbei zum Eingang der Montessori-Schule.

Meine Nachbarin Carmen ist hier im Elternbeirat und bestätigt, daß Kindergarten und Schule in San Bruno für werktätige Eltern eine (natürlich kostenpflichtige) vor- und nachschulische Kinderbetreuung anbieten. Die meisten Mütter, die diese Möglichkeit in Anspruch nehmen, arbeiten in gut betuchten Haushalten “down South”, ca. 20 Meilen entfernt im Silicon Valley. Eine Stunde Kind aufbewahren kostet $7.50. Geschwisterrabatt gibt es nicht. Das heißt, die Mutter, die ich heute früh gesehen habe, bezahlt mindestens $30 pro Tag. $600 im Monat. Hinzukommen Autounterhalts- und Spritkosten, geschätzt – basierend auf der aktuellen “IRS standard mileage rate” von $0.55 – noch einmal $400 pro Monat. Das heißt, es kostet die Frau einen runden Tausender, überhaupt zur Arbeit gehen zu können. Geht man davon aus, daß sie den kalifornischen Mindeststundenlohn verdient ($8.00), kommt sie nach Steuern auf nicht ganz $1,200 netto. Nach Abzug der Kosten bleiben also $200 netto für einen Monat Arbeit übrig.

Ich habe keine Ahnung, wie die über die Runden kommen. Carmen dazu: “It’s a living… See it that way: She’s lucky. She’s got a job.”