Morgens, um kurz nach 7:00 in San Bruno: eine Frau sichtbar mexikanischer Herkunft zieht an jeder Hand ein winziges buntgekleidetes unausgeschlafenes Mädelchen mit vielen Haarspangen und dunklem Pferdeschwanz hinter sich her; sie sind auf dem Weg zur Schule in der nächsten Straße und die Frau ist sichtbar in Eile.
Knapp zwei Stunden später in Palo Alto: dieselbe Frau hat wieder an jeder Hand ein Mädchen, nicht ganz so winzig, nicht ganz so bunt angezogen und mit blonden Haaren. Sie führt die beiden gerade über den Zebrastreifen am Schülerlotsen vorbei zum Eingang der Montessori-Schule.
Meine Nachbarin Carmen ist hier im Elternbeirat und bestätigt, daß Kindergarten und Schule in San Bruno für werktätige Eltern eine (natürlich kostenpflichtige) vor- und nachschulische Kinderbetreuung anbieten. Die meisten Mütter, die diese Möglichkeit in Anspruch nehmen, arbeiten in gut betuchten Haushalten “down South”, ca. 20 Meilen entfernt im Silicon Valley. Eine Stunde Kind aufbewahren kostet $7.50. Geschwisterrabatt gibt es nicht. Das heißt, die Mutter, die ich heute früh gesehen habe, bezahlt mindestens $30 pro Tag. $600 im Monat. Hinzukommen Autounterhalts- und Spritkosten, geschätzt – basierend auf der aktuellen “IRS standard mileage rate” von $0.55 – noch einmal $400 pro Monat. Das heißt, es kostet die Frau einen runden Tausender, überhaupt zur Arbeit gehen zu können. Geht man davon aus, daß sie den kalifornischen Mindeststundenlohn verdient ($8.00), kommt sie nach Steuern auf nicht ganz $1,200 netto. Nach Abzug der Kosten bleiben also $200 netto für einen Monat Arbeit übrig.
Ich habe keine Ahnung, wie die über die Runden kommen. Carmen dazu: “It’s a living… See it that way: She’s lucky. She’s got a job.”