Wisch&Weg!

Bei der Spinnenpopulation im Häuschen herrscht heller Aufregung: da flechten und weben sie wochenlang ungestört Netze, an denen der Requisiteur von “American Horrorstory”* aufgrund ihrer klebrigen Konsistenz schon Kaufinteresse signalisiert hat, und da kommt die Frau, die sie hier wohnen lassen, und wischt, fegt und wedelt die dicken Weben einfach weg. Die Spidermen und -women haben, so scheint es, nicht mitbekommen, daß Christoph abgereist und Ulis und Ennos Ankunft für morgen geplant ist.

Auch wenn die Spinnen sauer sind: von meiner Seite ist das Haus gerichtet und die Beiden können einziehen, gesetzt den Fall, daß die Lufthansa nicht noch irgendwelche Zicken macht.

*Anekdote am Rande: Wenn Amerikaner das Wort “Horror” aussprechen, dann klingt das in deutschen Ohren wie “Whore”, also Hure. “Whore Story”? Echt? Dabei hätte ich gleich draufkommen können, daß dieses puritanische G’schwerl zur Prime Time keine Fernsehserie über eine käufliche Dame ausstrahlt, sondern sich auf seine Kernkompetenz konzentriert (Psychopathen, Mord und Totschlag; mit Grusel). Ist dennoch sehenswert.

NFL vs. DNC

Die Autoradiomoderatoren hatten heute früh nur eine Sorge: Welcher hyperdepperte Programmplaner habe die Rede Bill Clintons auf dem Demokratischen Nationalkongress denn ausgerechnet genau auf den Zeitpunkt gelegt, an dem das erste Football-Spiel der neuen Saison angepfiffen wird? Was nun tun? Ex-Präsident anschauen oder New York Giants und Dallas Cowboys?*

Ich habe mich für Bill Clintons Rede entschieden (kein Wunder, daß der für öffentliche Auftritte inzwischen dicke Honorare verlangen kann – er ist gut). Zum Abschluß gab’s einen tiefen Männerfreundschaftshandschlag von Ex- und amtierenden Präsidenten und einem Parteitags-Sing-A-Long zum Soundtrack von Escape The Fate “It’s my time, this is just a declaration of our vows/We won’t back down/It’s my time, this is just your resignation from our lives/We won’t back down”.

Für die Inszenierung gibt’s 10 von 10 Punkten.

*Dabei wurde das Spiel schon um einen Tag vorverlegt, damit nicht der Präsident gegen die NFL antreten muß. Aber das hat denen im Radio wieder keiner gesagt. Das mußte ich ganz selbständig googeln…

Generationskonflikt

Am Nebentisch schimpft ein Trotz-Teenager böse mit ihrer Mutter: “Oh, Mom, don’t always get so emo on me!”

Die Frau Mama reagiert ein wenig überfordert: “Honey, I don’t get it. What has Elmo to do with this?”

 

World Wide Web: 1 – Sesamstraße: O

The Omen

Am bewölkten Himmel von Palo Alto hängt ein regenbogenflaggenförmiger Regenbogen, Frau Holle hat die Küste, die Berge im Westen, South San Francisco und San Francisco mit dicken grauen Daunennebeln ganz zugedeckt, über dem Häuschen in San Bruno spannt sich ein Double Rainbow und heute morgen hat es kurz getröpfelt. Das muß man sich mal vorstellen: Wasser. Vom Himmel. Das war so außergewöhnlich, so noch nie da gewesen, daß es ein Kollege gleich beim Reinkommen als DIE absolute Sensationsmeldung vorgetragen: “Did you all feel the drizzle?”

Was mag es bloß bedeuten, daß es abends um acht stockdunkel ist und das Thermometer zweistellige Temperaturen anzeigt, deren erste Stelle “nur” eine Eins ist? OMG. Alles klar. Winter is coming. Nord-Kalifornien leidet. Alle frieren.

Weicheier! (Ich eingeschlossen.)

All we are saying…

Ich war gestern zum Labor-Day-BBQ eingeladen. “Ganz zwanglos, ein paar nette Leute, gutes Essen und  Brettspiele.” Also habe ich vormittags noch rasch einen kalifornischen Nudelsalat angerührt – wichtigster Bestandteil neben Nudeln sind viele Avocados (dank Sam hatte ich wieder Nachschub) und reichlich Tomaten (aus dem Garten von Carmens Vater – unsere Viktualientauschbörse ist ein sehr aktiver Handelsplatz). Ich kam ein bißchen zu spät und war erst einmal baß erstaunt, daß alle sich an diesem herrlichen sonnigen Nachmittag im Wohnzimmer aufhielten.

“Wanna join in? We’re fighting Cylons.” Der gesamte riesige Wohnzimmertisch ist ein galaktisches Schlachtfeld mit Battlestars, Cylon Raiders, Munition in Mengen, die die NRA verblüfft hätte, Rollen-, Ereignis-, Situationskarten und und und… Ach nö, laßt mal, ich schaue mich erst einmal um. Am nächsten Tisch: “Look over here – we’re matching shapes.” Es sieht aus, als hätte ein Rudel Psychologen einem Rudel Probanden komplizierte Rorschach-Test-Bilder vorgelegt und die laufende Diskussion scheint mir doch sehr ans Eingemachte zu gehen (“Leave him alone, you know that he has father issues…”), da will ich nicht mitspielen. Am dritten Tisch wird gerade “Forbidden Island” aufgebaut und eine sehr ernsthafte junge Frau erklärt mir, daß mir bewußt sein müsse, daß ich mich auf ein kooperatives Spiel einlasse, und Wettbewerb außen vor bleiben müsse. Das ist mir ganz lieb, ich habe ja eh keine Ahnung und Kooperation heißt doch bestimmt, daß mir die anderen dann helfen. Ein nettes Spiel, freundlich und harmlos – wir haben Schätze zu jagen und mit unserem Choppper rechtzeitig die Insel zu verlassen, bevor sie untergeht.

Während unserer zweiten Runde löst sich der Rorschach-Tisch auf (zwei von vier Spielern weinen, keine Ahnung, ob das als gutes oder schlechtes Resultat zu werten ist) und nach und nach umstehen alle den großen Tisch, wo die letzte Schlacht tobt. David, Commander der Battlestar Galactica, feuerrotes hüftlanges Haar, trägt – nicht ohne Selbstironie – ein T-Shirt (links), das um eine Chance für Geeks bittet. Jemand erzählt mir, David sei BSG*-Veteran und -Meister, das sei seine 150+xte Partie und er habe noch fast jede gewonnen. Moment a mal, let’s do the math: eine durchschnittliche Partie BSG dauert mindestens drei Stunden. 150×3 ergibt 450 Stunden. Ausgehend von einem 8-Stunden-Tag kommt man auf 56 Tage, also knapp zwei Monate, die der Mann am BSG-Brett verbracht hat. Und das auch nur, weil ihm irgendein anderes interstellares Kampfspiel (ich habe den Namen vergessen) nicht mehr genug Herausforderungen zu bieten hatte. Selbst wenn man dem Geek eine Chance geben wollen würde: der hat ja nie Zeit.

Der Gastgeber verschwindet ab und zu im Garten und bringt was Gegrilltes in die Stube, außer mir und einem anderen Raucher geht aber den ganzen Nachmittag keiner nach draußen. Hmmm. Interessante Erfahrung: so ist das also, wenn Nerds ein Grillfest machen. (Sowas habe ich bisher nur in “Big Bang Theory” und noch nie im richtigen Leben gesehen.)

*Es geht doch hierzulande nie ohne Abkürzungen: BSG steht für Battlestar Galactica.

Stilvoll

Drei gelangweilte Ladies Saigon lümmeln auf den High-Tech-Mani-&-Pedicure-Massagesesseln in “Ann’s Hair und Beauty” und studieren gelangweilt ihre perfekten Nägel, als ich pünktlich zur Ladenöffnung sonntags um 10:00 den Salon betrete und sind nicht wenig enttäuscht, daß ich nur eine von ihnen beschäftigen will und die auch nur mit schnell Brauenzupfen und Spitzenschneiden. Dann werde sie wenigstens “classy music” dazu auflegen, verkündet die Besitzerin.

Es soll Menschen geben, die gerne zum Friseur gehen. Ich assoziiere eine Dreiviertelstunde Celine Dion mit Heißwachs im Gesicht und meinem Spiegelbild mit nassen Haaren und einem in ganz bösartigen Blumen gemusterten Umhang doch eher mit Gitmo.

Naked Hangar

Auf Moffett Field, dem NASA-Gelände im Silicon Valley, steht einer der größten Hangars der Welt, aktuell von seiner Ummantelung “gestrippt”. (http://bit.ly/cagAp)

Wenn man abends von Süden kommend heimfährt, dann sieht das schon sehr großartig aus.

Sprache lebt

Kaum ist die “F-Bomb”seit über 10 Jahre im aktiven Sprachgebrauch, wird der Merriam-Webster (das hiesige Äquivalent zum Duden) “zeitgeisty” und nimmt sie in seine jüngste Ausgabe auf (http://bit.ly/OpIUZa) – und von der New York Times bis zu Huffington Post hatten Journalisten wie Leserbriefschreiber auf einmal ein Thema.

Die haben hier aber auch immer ein Geschieß mit “bösen Wörtern” (http://bit.ly/zqfvRQ).

Aus einer Bewerbung

Worked on the development and testing of Smart Sign Ordering Systems of ODOT for online ordering Smart Signs from ODOT.

Klingt mir sehr nach Warten auf ODOT.