Pun (quasi noch ein Pinnacle Nachtrag)

Ein Pun ist ein Wortspiel und unserer Rangeresse ist am Sonntag bei ihrem Talk über eine gefährdete Fledermausart in den Pinnacle Höhlen sehr unbewußt ein sehr schönes geglückt. Obwohl die Population eine Zeitlang stark zurückgegangen sei, müsse man sich keine Sorgen machen, denn „our bats hang in there“.

(Das bedeutet im Wortsinne, daß die Fledermäuse dort an den Wänden hängen und in der Umgangssprache so etwas wie: durchhalten, sich nicht unterkriegen lassen.)

Aus der Kategorie Kulinarischer Schwachsinn

Heute: Kraut aus der Tube (wen das an eine alte Reisewaschmittelreklame erinnert, dem geht’s wie mir), “Made in Australia from imported and Australian ingredients.” (Als ob man Koriander hierzulande nicht anbaute.)

Ich habe heute Lebensmittel fürs Büro bestellt und da ich dabei sehr preisbewußt bin, dauert das genauso lange wie richtiges Grocery Shopping (wegen Coupons und Sonderangeboten und “Zwei für eins” und “Drei bei Vollmond” etc.). Obwohl die Kräutertube ein Schnäppchen aus der “Buy One, Get One Free”-Sektion gewesen wäre, habe ich von einem Einkauf abgesehen.

 

Ich habe nämlich einen mexikanischen Supermarkt am Ort, wo es alles immer frisch gibt und kann darüber hinaus ein Wiegemesser bedienen. Mir kommt sowas nicht ins Haus!

Nachtrag zu den Pinnacles

Auf meinem Rückweg am Sonntag (man erinnere sich: die Jungs waren in Sachen Fledermaushöhle unterwegs, ich des Kletterns weder lustig noch wirklich fähig) ging ich im Walde so für mich hin. Die Schritte der wenigen entgegenkommenden oder überholenden Wanderer waren schon von weitem zu hören, meist jedoch war es still. Auch die Vögelein schwiegen im Walde, knapp 40°C sind wahrscheinlich keine ideale Singtemperatur. Nur wenn kleine Windböen die trockenen Blätter von den Bäumen und über den Weg ins verdörrte Gestrüpp wirbelten, gab es ein Geräusch, so eine Art Knistern, Knurpseln oder Knispern, Rascheln oder Röschelen – also einen Klang, für den es im Deutschen kein rechtes Wort gibt.

Dabei ist er sehr schön. Nahe an der Melodie, mit der Corn Flakes sich kalter Milch ergeben.

Martian Rover

Christoph und ich haben die Landung des Mars Rovers life mitverfolgt und nehmen seither großen Anteil an Curiosity und ihrem Treiben. Übrigens: Kompliment an die NASA für die tolle Show (und selbstverständlich die wissenschaftliche Leistung)!

Zur weiterführenden Lektüre empfehlen wir: http://twitter.com/SarcasticRover.

Beispiel: “You laser one stupid rock in the face and suddenly people say you have anger issues. Like the rock wasn’t asking for it!” oder mein persönlicher Favorit: “Mars can get down to -153Celsius. Good thing no one bothered to pack me a sweater. Idiots!”

Wieder unterwegs

Als gelernter Neu-Nordkalifornier weiß man in seinem vierten (!) Jahr, daß es einfach blödsinnig ist, sommers ans Meer zu fahren. Wir finden das schließlich jeden Abend auf dem Heimweg bestätigt, wenn wir vor uns wieder die Irrsinnsnebelwand über die Berge hineinquellen sehen, die den Pazifik, die Berge und San Francisco sowieso verschluckt. Also am Wochenende lieber wieder Inland.

Kollege Wes hat in seiner Empfehlungskiste gekramt (genauso, wie er alles, was man gerade brauchen könnte, in seiner unergründlichen Garage liegen hat (Beispiele aus der jüngsten Zeit umfassen einen Zweitdrachen, extrastarken Sekundenkleber und ein Kamerastativ), ist er auch ein unerschöpflicher Quell für die Empfehlung von Ausflugszielen und legt immer die Ess- und Ausgehtips noch obendrauf). Nachdem wir letztes Wochenende auf den Spuren Natty Bumppos durch Wälder im Norden gestreift sind, hat er uns dieses Wochenende was eher Steiniges vorgeschlagen, nämlich die “Pinnacles” im Süden (http://1.usa.gov/8he1i2). Das “Pinnacles National Monument”* ist einer der ersten amerikanischen Nationalparks; eine sehr großartige zerklüftete Vulkanlandschaft mit Sandsteinformationen aus allen möglichen Erdzeitaltern und jetzt im Sommer glutheiß und staubtrocken – die Nadel von Smokey Bears Waldbrandrisikoanzeiger liegt im äußersten grellroten Höchstgefahrbereich. (Feuermachen und Rauchen auf den Trails ist streng verboten.)

Wir kommen am frühen Samstagnachmittag in Soledad an, einem ganz extrem trübsinnig-staubigen Wüstenstädtchen, dessen Selbstbild (“It’s Happening In Soledad” sich ganz stark von unserem Fremdbild “Hier möchte man doch noch nicht einmal seit Wochen tot über dem Zaun hängen” unterscheidet). Die Lage unseres Motels ist genauso umwerfend, wie es das Streetviewbild zeigt http://bit.ly/S7Fg5v), aber das ist eigentlich wurscht. Wir werfen nur rasch unsere Sachen ab, gehen alle nochmal aufs Klo und machen uns auf den Weg zum Westeingang des Parks. Es gibt nur eine einzige Zugangsstraße. Und die ist nicht durchgehend, sondern hört mittendrin auf. Also haben wir uns für den Samstag den Westteil vorgenommen, und nach der Nacht in Soledad für den Sonntag die Ostseite.

Das Thermometer zeigt selbst nachmittags um 4:00 Uhr noch über 90F an. Bis wir über das einspurige Sträßchen endlich an der Chaparral Ranger Station ankommen, ist es uns schon gut warm geworden. (Wohl nicht so warm wie dem Ranger im unbesetzten Gebührenhäuschen, der ist entweder umgefallen oder hatte hitzefrei…) Wir rüsten uns für unseren Hike zum Balconies Cave Trail. Wasser, Wasser, Wasser und eine Taschenlampe. Letzter Check: Mützen auf, Sonnenschutz nachlegen (dabei die Ohren nicht vergessen), Wanderstab und auf geht’s. Es fängt erstaunlich milde an, bis die Jungs anfangen, die ersten Felsen zu erklimmen und ich mich nett auf einem Stein einrichte, um Heldenbilder zu machen. Dann wird’s steiniger und hügeliger und unsere Wege trennen sich. Toni und Christoph durchklettern die Höhle (dunkler Eingang, ein weißer Pfeil nach unten, dann nur noch Schwärze) und wandern auf dem Balcony Rim Trail zurück, meiner wird ein Rückweg mit ausgedehnten Pflanzenstudien (es ist schon erstaunlich, was man alles sieht, wenn man so vor sich hinhinkt) und ausgedehntem Aufenthalt in der Picknick Area in der Nähe des Parkplatzes. Ich unterhalte mich mit einer Gruppe Kletterer aus der französischen Schweiz, die auf der Ostseite campen und heute noch zurückwollen (“das ist nicht so weit, drei Stunden vielleicht, wenn man stramm wandert”) und dann mit Heather und ihrer Mutter Linda, die hier fast jedes Wochenende sind und inzwischen jeden Baum mit Vornamen kennen. Die beiden schenken mir eine Wanderkarte und haben hilfreiche Tips für unseren Weg zum Osteingang: wir sollen auf jeden Fall die kleinen Straßen über King City nehmen, das sei viel hübscher und viel kürzer als der Weg über die Autobahn. (Ich greife vor: wir können das bestätigen. Es ist eine ausgesprochen schöne Fahrt durch Weinfelder, langsam übergehend in eine gelbe Steppen- und dann in eine harsche Berglandschaft.)

Moment. Spinn’ ich jetzt? Das ist doch Christophs Lachen? Stimmt. Die Luft ist so klar und die Landschaft so einsam, daß Geräusche unheimlich weit tragen – ich höre die Beiden schon lange, bevor ich sie sehe. Wir treffen uns am Auto, nehmen Wasser, Wasser, Wasser und unser Picknick aus dem Kofferraum und sitzen in T-Shirts beim Abendessen, während die Nacht hereinbricht, Sterne aufgehen, Grillen zirpen und im Unterholz das große Rascheln beginnt (Hasen, Eidechsen, dem Vernehmen nach auch Schlangen). Außer, daß Christoph der Orion fehlt, ist es sehr schön – ich habe selten die Milchstraße so klar gesehen.

 

Bis wir am Sonntag am Trailhead auf der Ostseite stehen, ist es ziemlich genau 1:00 Uhr mittags und knallheiß. Heute wandern wir den Bear Gulch Cave Trail. Es ist ein knapper Kilometer bis zum Eingang der Höhle (und 300 Fuß Höhenunterschied) – mir reicht das. Hier wartet – recht unvermittelt – Alicia, die Parkrangerin, die einen Talk über die Fauna der Höhle gibt (“I’m going to mainly talk about bats”) – das gehört zum Service des Parks, dauert 10 Minuten und neben Fledermäusen (schlechte Mütter seien sie) spricht sie über die wieder angesiedelten Kondore, die dieses Frühjahr mehr Eier gelegt hätten als je zuvor. Yay! Carry on, Condors!

Christoph und Toni zieht es weiter, denn nach der Höhle kommt noch das Bear Gulch Reservoir (endlich mal eine Wasserfläche in dieser staubig trockenen herbstheidefarbenen Landschaft). Ich bleibe und bekomme von Alicia eine private lecture über die hier heimischen bösen und heimtückischen Pflanzen (Posion Ivy, Poison Oak und den Juniperus sabina, eine giftige Wacholderart) sowie Tiere. “Rattlesnake season” ist immer dann, wenn’s heiß ist, die Tarantelzeit fängt im September an und Ticks (Zecken) habe man ganzjährig im Angebot. Bin anschließend auf meinem Rückweg bei Pflanzennahaufnahmen ein wenig zurückhaltender.

Auf dem Heimweg kommen wir durch Hollister – ich kann mir nicht vorstellen, daß die coolen Menschen, die dieses Label tragen, je dort gewesen sind. Steht für mich seit gestern auch auf die Liste von Städten, in denen wir nicht leben wollen. Gar nicht!

Danksagung (wie immer) an den Fahrer, Toni, der uns sicher hin-, rum-, num- und zurückgebracht hat.

*Was einen “National Park” vom “National Monument” unterscheidet, haben wir trotz Recherche immer noch nicht ganz genau verstanden.

Americans love choices

Amerikaner halten es für einen verfassungsmäßig garantierten Anspruch, bei allem eine große Auswahl zu haben. (Erbsen rechts oder links vom Steak, Steak blutig, mittel, oder durchgebraten, Soße auf dem Teller oder in einem Schüsselchen “on the side”, dicke oder dünne Pommes, oder Kartoffelecken oder welche mit Wellentextur, mit oder ohne Käse und/oder Zwiebeln überbacken und und und… – ungefähr auf dem Niveau eines mäkeligen Fünfjährigen).

 

Hier auf dem Photo kann man eine interessante Variante sehen: entweder Steuern zahlen oder sich eine Knarre besorgen.

Wie gesagt: Americans love choices.

Matchmaking

Vor Gott ist dem Vernehmen nach kein Ding unmöglich. Es war mir allerdings bis dato nicht bekannt, daß er nach dem Mißerfolg mit Adam und Eva wieder in die Partnervermittlungsbranche eingestiegen ist.

Vom Wald an die Küste (und schnell wieder weg)

Sonntagsfrühstück in Fortuna, es ist eigentlich erstaunlich, daß wir nach der Völlerei gestern Abend schon wieder etwas essen können. Wir beschließen, heute nicht rumzutrödeln, sondern zügig auf dem 101 Richtung Süden Strecke zu machen, und dann zwischen der Standish-Hickey Recreation Area und dem Drive Thru Tree Park auf den Highway Number 1 nach Westen zur Küste abzubiegen. Von wegen, zwischen dem Wegweiser “Avenue of the Giants – Next Exit” und der Entscheidung, uns die wunderbaren Riesen von Süden kommend im Morgenlicht noch einmal anzusehen, liegt grob geschätzt ein Wimpernschlag. Und wir tun gut daran: die Sonne hat den Nebel noch nicht ganz weggebrannt, Gottesfinger (wie meine Mutter das Phänomen nennt) weisen von schräg oben durch den dunklen Wald. Wir treffen Hase und Reh, Erdkugler (einen Mann, der einen riesigen Globus-Ballon vor sich herrollt) und Tramper. (Trampen heißt hierzulande hitchhiken. Der Begriff Tramp bedeutet Landstreicher und ist eher negativ besetzt.) Gut, daß wir uns noch einmal für die Baumroute entschieden haben. Das Licht ist schön. Sehr schön. Und der Duft, der von dem noch leicht feuchten Wald durch die weit geöffneten Fenster ins Auto strömt, ist überwältigend. Noch einmal tief eingeatmet und dann wirklich auf dem 101 weiter, der Küste zu.

Die Sonne gewinnt schnell an Kraft, die Temperatur steigt bis auf 104F, also gut 40°C. Wir fahren über ein Gebirgle und das Thermometer scheint kaputtgegangen zu sein; es ist doch nicht möglich, daß es mit jeder Meile nach Westen um 1 Grad Fahrenheit fällt, oder? Wenn wir Richtung Pazifik überhaupt etwas sehen, dann eine graue Wand und zunehmend dichtere Nebelschwaden im Wald um uns.  Und – Hoppala! Auf einmal stehen wir am Wasser, in einem fahlen trüben Licht bei 52F und legen ganz geschwind ein paar Extra-Layers Klamotten an (wie immer in Nordkalifornien gilt: Nicht ohne mein Hoodie!).

Brrrhhhh! Weiter. Wenn man etwas sehen könnte, wäre die Gegend sicher wunderschön. Pelikane fliegen zu unserer Freude ein paar Handbreit (und damit sichtbar) über dem Auto Formation. Weiter, entlang an der Felsküste, immer wieder unterbrochen von Sandstränden, alles in allen Loriot’schen Grauschattierungen. Bei Mendocino reißt es uns: da vorne am Strand sind doch welche im Wasser? Wir glauben noch, daß das auf wärmere Temperaturen schließen läßt, sind aber nach unserem Picknick an eben diesem Strand sicher, daß es sich um die bis dato wenig bekannten nordkalifornischen Amphibienmenschen gehandelt haben muß. WIR tragen ja zum Reste-Essen Hoodies.

Nix wie weg von dieser bleichen Küste, auf die 128, Richtung Cloverdale. Keine zwei Meilen weiter im Inland lacht die Sonne, als wäre nichts gewesen und das Thermometer steigt wieder auf über 100F. So geht’s doch auch. Da! Das erste Weinfeld und dann noch eines, und dann viele. Eine Winery an der nächsten lädt zum Wine Tasting, aber wir haben noch ein Stück Weges vor uns und zum Weintrinken ist es eigentlich auch zu heiß. Dann doch lieber nach Santa Rosa, einer unserer Lieblingsstädte hier in der Gegend, auf einen schönen kalten Thai Iced Tea.

Nach unserem Päuschen ist der 101 voll geworden, wir fragen uns ernstlich, wo die auf einmal alle herkommen. Wir stehen uns stetig vorwärts bis an die Golden Gate Bridge, über die die Abendnebel hereinziehen. Weder Christoph noch ich haben die Brücke je von oben im Nebel gesehen (von unten erst am Freitag, das war aber nicht sehr photogen) – das ist doch DIE Chance. Zum alleröbersten Aussichtspunkt fahren wir allerdings gar nicht mehr, weil der Nebel so dermaßen schnell hereingeflossen kommt, daß er einen Pfeiler bereits verschluckt hat. Die San Franziskaner Skyline ist von unserem mittelhohen Vista Point schon nicht mehr sichtbar und gerade verschwindet das letzte Zipfelchen von Alcatraz. Wir probieren es einen Aussichtsparkplatz weiter unten noch einmal und Christoph gelingen ein paar sensationelle Photos.

Übrigens, geplant hatten wir ursprünglich einen Trip zur Lost Coast (liegt versteckt und einsam am Ende einer long long windy road irgendwo hinter Ferndale) – aber wieder einmal festgestellt, daß der Pazifik im Sommer einfach kein Ausflugsziel ist. Da gehen wir doch lieber in den Wald und heben uns das Küstefinden für den Herbst oder noch besser für den Winter auf.

PS: Mir gings auf dem ganzen Trip saugut: ich war nämlich Beifahrerin, und nur zuständig für leichte Navigation, Rumschauen, Schilder vorlesen und das Anreichen von Pfefferminz und Wasserflasche. Großer Luxus! DANKE, Christoph.

Für Charles D.

Das Auto vor uns war statt mit dem üblichen nach links schwimmenden Fischsymbol, dem Catholic Radio-Bumbersticker und Aufklebern mit Anzahl sowie Geschlecht der Kinderschar mit diesem Tier beklebt.

Ich bin eigentlich kein Fan von Autoaufklebern, aber für einen Fisch mit Füßchen könnte ich glatt eine Ausnahme machen.

 

Gigantisch!

Ukiah werden wir in liebevoller Erinnerung behalten: kurz nach der Autobahnabfahrt finden wir ein Motel, morgens liegt der Supermarkt für die Picknick-Einkäufe gleich ums Eck, man ist schnell wieder auf dem 101 und nun sind es nur noch knappe zwei Stunden bis Garberville.

Garberville ist eines dieser nordkalifornischen Städtchen, dessen Einwohnerschaft sich gleichermaßen aus erster und zweiter Generation Hippies und den Nachfahren von Holzfällern zusammensetzt. Erstere sehr greise, aber immer noch langhaarig in Batik-Klamotten, nicht mehr barfuß, sondern bei über 30°C Hitze strumpfsockig auf der Straße unterwegs, letztere im klassischen Kostüm ihrer Ahnen, das heißt kariertes Hemd, Jeans und Boots. Scheint eine friedliche Koexistenz zu sein: selbst im Hemp-Shop hängen Plakate für’s Father’s Day Rodeo und neben der Handleserin lockt der lokale Waffenhändler mit Glock-Sonderangeboten.

Nach Garberville teilt sich der 101: der neue ist streckenoptimiert, der alte folgt dem Lauf des Eel River mitten durch den Wald und heißt jetzt “Avenue of the Giants”. Das ist ausnahmsweise einmal keine Übertreibung: diese 31 Meilen lange “Scenic Road” im Humboldt State Park führt durch einen dichten Wald von uralten Redwoodbäumen. Redwoods scheinen gerne in Klumpen zu wachsen, vier, fünf, sechs dicht an dicht und wenn man an einem solchen Baumgrüppchen vorbeikommt (eigentlich verbieten sich in diesem Wald Diminutive), geht mal schnell das Licht aus. Klick. Klack. Schalter runter. Vorbei. Schalter hoch.

Jedes Mal, wenn wir irgendwo anhalten, sind die Bäume noch höher als vorher – auf Vergleichsphotos sehen wir einfach lächerlich zwergenklein aus. So wie hier, aufgenommen in der Williams Grove von einer netten Dame, die sich mit ihrem Gatten und dem RV (Wohnmobil) in der Picknick-Area häuslich eingerichtet hat. Tischdecke, gepolsterte Bankkisserl im gleichen Stoff und sogar Plastikbecher im passenden Farbton – wer sagt denn, daß man im Wald auf Stil verzichten muß?

Hier gibt es auch einen “River Access”, den man den im Sommer eher in “Flußbettzugang” umbenennen sollte. Nach einem langen Marsch über ein Kiesfeld aus perfekten Flitschesteinen gelangen wir zu einem recht trüben Rinnsal, das schon aufgewertet würde, wenn man es Bach nennte. “Eel River” hingegen ist einfach eine schamlose Übertreibung.

Weiter auf der Avenue. Licht aus. Licht an. Ein paar Laubbäume sind zuständig für Lichteffekte, Streulicht, Punktlicht, diffuses Glimmern. Licht aus. Licht an. Wir halten in Founders Grove, wo man die gefallenen Riesen einfach kreuz und quer herumliegen läßt. Sie wurzeln erstaunlich flach, wenn es sie aus dem Boden reißt ist die Kuhle nicht viel mehr als einen Meter tief. Aber dafür wurzeln sie breit, zwei Sabines aufeinander wären noch nicht genug, um den Durchmesser abzubilden. Zum dicksten (liegenden) Stamm hinauf führt ein Trepperl. Ich mache Heldenbilder (von Christoph). Wenigstens ebenso faszinierend sind die Chimney-Trees. Meist durch einen Blitzschlag ausgebrannt und auf ein paar Meter nach oben ausgehöhlt, wachsen sie einfach weiter. Was ist so einem Ewigkeitsbaum schon so ein lächerliches Feuerchen. Daß wir für die 0.8 Meilen “Hike” weit über eine Stunde brauchen liegt daran, daß wir ganz oft stehenbleiben, “Ah” und “Oh” sagen und viele viele Bilder machen müssen. So langsam sollten wir weiter, als nächstes wollen wir zum Big Tree Loop, den unsere Karte gleich neben dem Bull’s Creek anzeigt. Von wegen, erst kommt der Upper Bull Creek, dann der Lower Bull Creek und wenn man am Cow Creek glaubt, man wäre jetzt aber wirklich bald da, dann kommt der Calf Creek (führt zwar kein Wasser mehr, aber Creek ist Creek) und jetzt endlich “Big Trees”. Als ob sie bisher nicht schon riesig gewesen wären. Aber a bisserl was geht immer noch und deswegen stehen wir hier vor dem über 100m hohen Redwood, der 1991 die Sequoia Championship gewonnen hat (ich wußte nicht einmal, daß Bäume überhaupt Wettbewerbe austragen). Über Behelfsbrücklein (“Seasonal Bridges”) geht’s über den Fluß (pah!) und zum “Flat Iron Tree” – wieder so ein Gigant, stimmt schon, es geht immer noch ein bißchen größer. Der Nachmittag geht in den Abend über, die Schatten werden länger, sattsehen kann man sich hier nicht.

Satt? Genau, da war noch was. Wir haben Hunger. Und wir fühlen uns wie Christoph und Sabine im Salzteig. Kein Wunder. Es ist selbst jetzt noch über 30°C warm und die Wälder sind trocken und staubig. Weil wir vorsorgliche Naturen sind, wartet in Fortuna ein Zimmer auf uns und April von der Rezeption kriegt sich schier nicht mehr ein vor lauter guten Tips: gegen die Kruste helfe der Pool (zwei Schwimmzüge um planschende Kinder herum und man hat eine Beckenlänge geschafft) und gegen Hunger und Durst die Eel River Brewery (http://bit.ly/MvokED). Eine Art Bräustüberl auf amerikanisch (sie haben sogar einen Biergarten mit gut frequentiertem Hufeisenwerfturf) und was dem Bayern sein Schweinsbraten ist, ist dem Fortuner sein Monster-Burger oder was Frittiertes – schon das Beilagenkörbchen Pommes würde ein äthiopisches Dorf bequem eine Woche lang versorgen. Ich bestelle ein “Triple Play”, bestehend aus Scampi, Fisch und Hühnchen, “beer battered & cooked to a golden brown” und bekomme ein in Tetris-Manier gestapeltes Türmchen frittierter Klumpen, dessen Reste noch gut für ein opulentes Picknick am nächsten Tag ausreichen.

Völleschmerzgeplagt wanken wir die paar Schritte zum Motel zurück und können in dieser Nacht nur auf dem Rücken schlafen. Und mit wirren Träumen.

Fortsetzung folgt.