Noch 35 Mal aufstehen

und Amerikaner, die nicht versäumt haben, sich ins Wählerregister einzutragen, dürfen sich einen Präsidenten wählen.

Morgen fängt (wieder einmal) die heiße Phase des Wahlkampfs statt, dann wird nämlich die erste “Debate” (von drei presidential + 1 vicepresidential) life übertragen (http://bit.ly/rO0ZKU). Wie ich höre, lädt man bei den Palo Altaner Bürgern, die auf sich halten, zu sich nach Hause zu “debate and snacks” ein. Sollte ich mal früh genug aus der Arbeit kommen (in der Pacific time zone geht’s um 6:00 abends schon los), will ich mir wenigstens eine in dem demokratischen Wahlkampfbüro gleich ums Eck beim Büro ansehen.

Wer’s lieber “fast and convenient” hat, nimmt an der 7-Election teil. Dazu holt man sich einfach einen Kaffee bei 7-Eleven, wahlweise im blauen Obama- oder im roten Romney-Becher (http://bit.ly/UEQVHl). Anscheinend trinken Demokraten mehr Kaffee: im Supermarkt-Poll liegt Romney mit 40% weit abgeschlagen hinter Obama (60%).

Dreistellig

Schon wieder Tagestemperaturen über 100 Grad – das klingt einfach in Fahrenheit nochmal einen Tick heißer als in Celsius.

Mann, ist das schön!

Scalping

sei der Grund gewesen, weswegen ein Sänger in New York seinen Auftritt nach 45 Minuten abgebrochen habe. Finde ich verständlich, würde ich auch machen, wenn mir eine blutrünstige kriegsbemalte Horde brüllend mit Tomahawks das Publikum wegmetzelte. Lohnt ja auch nicht, für einen leeren Saal zu singen.

Ach, ich liege falsch? Tatsächlich ist “Scalping” ein Fachbegriff aus der Musikbranche. Professionelle Händler sichern sich im Vorverkauf große Kontingente. Dann gilt das Konzert als ausverkauft und die Eintrittskarten werden zu Phantasiepreisen weiterverscherbelt, genauso wie bei Schweinehälftenwetten an der Börse. Der Künstler allerdings profitiert von den Mehreinnahmen nicht, hört dafür aber aus Protest halt früher auf.

¡No pasarán!

Neu im Kino: Hotel Transylvania

Adam Sandler hat einen Adam Sandler Animationsfilm gemacht. Eine ganz klassisch vorhersehbare “boy-meets-girl, boy-loses-girl, boy-finds-girl, The (Happy) End”-Geschichte mit ein paar witzigen Elementen (Werwolfs sind eine asoziale räudige Großfamilie mit schon wieder einem Braten im Ofen; von The Invisible Man ist den ganzen Film über nur die Hornbrille zu sehen, außer wenn er zum Pool geht: da geht die Hornbrille und eine Badehose – die trägt er aber nur, damit man sie ihm herunterziehen kann) und ein paar ärgerlichen (Frankensteins Kreatur heißt “Frankenstein”, weil wieder keiner ordentlich recherchiert hat; The Mummy ist nur gut für Furzwitze). Die einzige Figur, die mir gefallen hat, ist Frankensteins Braut, Eunice, eine White Trash Schlampe, gesprochen von Fran Drescher.

Was hätte man aus der Idee machen und wie schön subersiv hätte das werden können. Herr Sandler hat einen netten Film für die ganze Familie produziert. Hrrrgnn!

1. Oktober

Ein Fastnochblutvollmond hängt über der Bay und selbst in stockdunkler Nacht ist es nach einem richtig heißen Tag noch über 25°C warm und weit und breit kein Fetzchen Nebel in Sicht.

Bei so einem Wetter (und der Aussicht, daß das erst mal noch ein paar Tage so bleiben soll) reist man doch nicht ab. Manno, Uli und Enno! In gut drei Wochen sieht man doch nur ein winziges bißchen Kalifornien; euch fehlt noch ganz schön viel (weiß ich aus Erfahrung, bin schon vier Jahre hier und kenne lange nicht alles). Außerdem ist daheim eh bloß Oktoberfest und regnen soll’s auch. Dieses Land braucht Menschen wie euch, die vollkommen uneigennützig den notleidenden Textileinzelhandel unterstützen und die Armen mit großzügigen Gebrauchtkleiderspenden (die Tüte wird am Wochenende bei der Heilsarmee abgegeben). Manno!

Schön, daß ihr da wart. Habt eine gute Reise und bis bald!

Ich habe den meteorologischen Plan für meinen Gastbundesstaat bereits vorgelegt: dieses Wetter möge nun einfach anhalten, nur kurz unterbrochen von einer intensiven “Rainy Season” zwischen 21. Oktober abends und 8. November gegen Mittag. (Da bin ich auf “home leave” und mir ist es herzlich wurscht, wenn’s in CA Katzen und Hunde schüttet.) Hab’s dem Gouverneur in die zu genehmigenden Vorlagen schmuggeln lassen, ich hoffe, er unterschreibt.

Let the sun shine!

Time flies

Gefühlt sind Uli und Enno gerade erst angekommen, in realer Zeitmessung ist dies ihr letztes Wochenende vor dem Abflug. Was tun?

Wir einigen uns auf ein faules Wochenende und lassen es ruhig angehen. Kaufen erst mal Groceries und haben viel Spaß daran, daß es im Supermarkt schon Halloweenzubehör gibt. Bis wir an allem einmal gezogen und es quietschen, heulen und knarren haben lassen, haben wir schon wieder Hunger und müssen zum Mexikaner, riesige Steaks und frischen Fisch kaufen. Enno übernimmt Grill und Küche, Uli und ich dürfen niedere Hilfsdienste leisten und schlemmen. Den Völleschmerz lassen wir in bequemen Kinosesseln abklingen.

Sonntags verabschieden sich die Beiden von San Francisco mit einer Kurvenfahrt die Lombardstreet hinab und vom Pazifik mit ausführlichem Tidepoolhüpfen, und dann ist auch schon die Sonne untergegangen und wir sind von einem herrlichen Strandtag wohlig müde. Es langt gerade noch für einen letzten Digestif vor ihrer letzten kalifornischen Nacht.



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Is it hot in here?

Manchmal kommt es mir so vor, als sei ganz Amerika auf dem Höhepunkt seiner Wechseljahre. Wie anders kann man sich erklären, daß sie einen bei einer etwas freundlicheren Raumtemperatur als 18°C immer (wirklich immer) fragen: “Is it hot in here? Or is it just me?”- und zwar immer (wirklich immer) begleitet von der bei hysterischen Damen abgeschauten Hand-in-Richtung-Hals-hektisch-auf-und-ab-wedel-Geste.

Liebe Amerikaner: eiskalte Getränke und Kammern sind kein Grundrecht, sondern eine Manie – schaut’s nach, es gibt kein Air Condition Amendment.

Go, park yourself

Die Nachrichten berichten heute von der Entscheidung des kalifornischen Gouverneurs Jerry Brown, künftig “driverless cars” auf kalifornischen Straßen zu erlauben. Anschließend wird das Volk befragt.

Eine Dame trägt große Bedenken. Wie sei das nun, wenn das Auto ursprünglich von einem Paar per Spracherkennung gesteuert worden sei und man sich nun getrennt habe. Könne dann einer nicht den anderen böswillig in die Irre schicken? Oder wenn man getrunken habe? Erkenne einen das Auto auch dann noch und wenn ja, würde es sich unsinnigen Anweisungen widersetzen (wie zum Beispiel: “Laß’ uns nach Vegas fahren, die Sonne putzen.”)? Oder mal angenommen, man habe Schnupfen – fährt einen das Auto dann statt nach Sacramento nach Dalton? (Es beschleicht einen eine Ahnung, wie’s im Leben dieser Frau zur Zeit so aussieht.)

Eine andere ist total begeistert, weil sie täglich 2×20 Meilen pendelt und jeden Tag mit ansehen muß, welchen Blödsinn Menschen in ihren Autos treiben; so dumm könne sich kein Computer benehmen. Weder putze der seine Zähne, noch rasiere, kämme, pudere und schminke er sich. Auch habe man nie davon gehört, daß Computer sich mit heißem Kaffee verbrühen, ihnen fettige doppelstöckige Burger entgleiten oder sie grundsätzlich überhaupt an Nahrungsaufnahme interessiert seien. Außerdem schickten sie von unterwegs nicht ständig SMS oder Facebook-status-updates und telefonieren tun sie auch nicht. Das beste an computergesteurten Fahrzeugen sei, daß die Sensoren darauf programmiert sind, Hindernisse zu umfahren. Und nicht bei Unfällen schmerzhaft langsam vorbeizuschleichen, um auch gewiß nichts zum Gaffen zu verpassen.

Ein paar Teenies finden es – viel kichernd – toll (“like totally awesome”), herumgefahren zu werden, während sie auf dem Rücksitz Spaß haben. Ich nehme an, sie referenzieren dabei auf Computerspiele.

Ein weiterer befragter Herr will sich nur noch zurücklehnen, die Zeitung lesen oder mit dem Beifahrer ein Schwätzchen halten und dabei den Nacken massiert bekommen. Er wünscht, am Arbeitsplatz auszusteigen und dem Auto aufzutragen, sich selbständig auf einem kostenlosen Parkplatz abzustellen (wurscht wo, von ihm aus auch 5 Meilen weit weg (s. Titel) und dann zu Feierabend von seinem Wagen rechtzeitig wieder abgeholt zu werden. Vorzugsweise mit einem gekühlten Drink auf dem Armaturenbrett .

Sounds like a plan. Ich hätte aber auch nichts dagegen, wenn mein Auto statt meiner arbeiten geht.