Wiedergutmachung

Ich finde, ich mache mich sehr um den Tourismus in Kalifornien verdient. Ständig bringe ich Gäste mit häufigen Zwischenstops an wunderschönen Pazifikstränden zum Boardwalk nach Santa Cruz. Das dürfte meinethalben gerne staatsseitig honoriert werden (ein kleiner Steuererlaß zum Beispiel schiene mir durchaus angemessen) – außerdem hatte Amerika bei Karin nach dem Einwanderungsdebakel gestern durchaus noch was gutzumachen.

Sie haben es sehr gut hinbekommen: Sonnenschein, mildes Lüftchen, klarer blauer Himmel, Touristen nur noch in verträglichen Nachsaisonmengen, viele viele Seelöwen und ein sehr fotogener Pelikan.

Ich glaube, sie mag doch noch ein paar Tage bleiben.

Columbus Day

Heute gedenken wir Cristoforo Colombos, der den Amerikanern die Pizza gebracht hat und Little Italy. Weil das wieder einer von diesen Federal Holidays ist, an dem Banker, Postler und Beamte nicht arbeiten, war auf dem Highway nicht viel los und mein commute heute erfreulich kurz.

Falls die Fee vorbeikommt, wünsche ich mir, daß das nächste Mal alle anderen einen freien Tag haben sollen, und Banker, Postler und Beamte sich an den leeren Straßen ergötzen dürfen.

Hallo, Frau Fee? Hallo?

Herzlich willkommen

Also ehrlich, San Francisco Airport Immigration, was ist denn das für eine Art, einen Gast willkommen zu heißen? Da landet Karins Flieger 10 Minuten vor der geplanten Ankunft und dann laßt ihr sie anschließend fast drei Stunden vor euren Schaltern Schlange stehen? Die ganze Zeit umgeben von Schildern, auf denen steht “Welcome to San Francisco” und angebellt von einem subalternen Beamten, der will, daß sich alle an die Wand stellen.

Ich darf daran erinnern: Amerika ist angeblich auch das “land of the free” nicht nur “home of the brave”.

Beschwerde

Was genau war an meiner Bestellung vom Montag mißverständlich?

Ich hatte heiße Tage und warme Nächte geordert (100/80F), zunächst bis Weihnachten, mit einer gründlichen Regensaison zwischen 22. Oktober und 7. November.

Herbstanfang und einen Temperatursturz von gerade mal noch fast 80F tagsüber und unter 60F nachts will ich nicht haben. Habe ich auch nicht geordert und gebe ich hiermit zurück!

Motivationsmaßnahmen

Dazu zwei Fragen:
a) geht’s auch in nett?
b) wäre ein lesender Baum nicht im Botanischen Garten besser aufgehoben als in einem Vorgarten in Palo Alto?

Wieder zwei Fragen:
a) Was treibt einen Restaurantbesitzer, so ein Schild auf die Toilette zu hängen?
b) Möchte man in dieser Gaststätte essen?

Busy weekend ahead

San Francisco erwartet am Wochenende mindestens eine Million Besucher, weil alles, was man so an Großveranstaltungen aufzubieten hat, an ein und demselben Termin stattfinden muß. “Fleet Week”* (“celebration of the nation’s military”), America’s Cup (Segeln), Heimspiele der Giants (Baseball) und der 49ers (Football), das dreitägige “Strictly Bluegrass Festival” im Golden Gate Park und noch ein paar Neighborhood-Events wie Street Fair im Castro (schwul) und “Italian Heritage Parade” (Christoph Columbus).

Außerdem kommt Karin am Samstagmittag an.

(Wir fahren wahrscheinlich ans Meer; irgendwie ist mir so, als würde sie die Idee eines Stadtbummels am Sonntag eher abschlägig bescheiden.)

 

* Zur Fleet Week gehören Flugshows der Blue Angels (http://1.usa.gov/4dRoB) – und die üben seit gestern wieder, schallmauerndurchbrechend (“you’re either ‘oooohhhh’ or ‘ouch’!”).

Grüne Kisten

Letzte Woche habe ich meinem wunderbaren Nachbarn Sam erzählt, daß am Samstag meine Freundin Karin zu Besuch kommt. Heute Abend stehen diese beiden Kisten vor der Tür.

Ich hatte zwar erwähnt, daß sie sich fleischlos ernährt, aber darauf, daß sie dann verdammt viel Grünzeug essen muß, ist er von ganz alleine gekommen. Seitdem frage ich mich, hat er jetzt Mitleid mit einem Menschen, der nach seinen Maßstäben permanent am Hungertuch nagt, oder klingt für mexikanische Ohren “Vegetarier” einfach wie “Wolverine”?

Whatever. Muchas gracias, Sam!

Wieder what learnt (Lektion 8)

Feine Leute sagen: “I call horse squeeze on that”. Das bedeutet nicht, daß man vorhat, zum Pferdedrücken aufzurufen. Es geht schon wie bei Helmut Kohl vielmehr darum, was hinten rauskommt.

In einfacheren Kreisen heißt das “bullshit”. (Wahrscheinlich, weil traditionell die Rinderviecher in der Überzahl waren.)

Nett ist das nicht,

wenn das eine Teenagermädchen das andere “You dam’ self absorbed bozo” nennt. Aber in die Liste von “Beschimpfungen, die man vielleicht mal brauchen kann” habe ich es gerne aufgenommen.

First presidential Debate 2012

Bin natürlich nicht rechtzeitig aus dem Büro gekommen, doch dank NPR (National Public Radio – wer das hört, gilt in den USA als Linker) konnte ich der zweiten Hälfte der Debatte auf der Heimfahrt folgen.

Im Radio, ohne Beiwerk wie Körpersprache und Mimik, kommt Romney besser* rüber. Seine Stimme ist sonor und tragend, er spricht langsam, macht einen seriösen staatsmännischen Eindruck. Obama wirkt dagegen “high pitched”, eher hektisch und oft nach Worten suchend.

Ich hatte den Eindruck, da treten zwei Profisportler gegeneinander an; wobei der eine für exakt diesen Wettkampf trainiert hat und in Hochform ist. Der andere dachte wohl, er sei ohnehin Meister in dieser Disziplin und hat das Training ausgelassen. Not good, Mr. President. Not good.

* (Wie immer in Amerika: das ist auf die Präsentation bezogen, nicht auf Inhalte.)