Irgendwie habe ich das Gefühl, daß ich seit meiner Ankunft Listen abarbeite:
Dienstags mit Rainer die lebensnotwendigen Lebensmittel (Haribo, Schokolade und dergleichen), mittwochs mit Uli Knöpfchen kaufen* und in Downtown München herumbummeln und heute, nach einer wunderbaren Zeit in Kranzberg mit viel guten Gesprächen, Trinken und Essen (pars pro toto Rainers Risotto und Ulis Steinpilz-Carpaccio nach Lafer), heute hab ich all das getan, was ich schon lange mal wieder machen wollte.
- Mit den Kollegen im Münchener Büro schwätzen und sie sehr erfolgreich von der Arbeit abhalten
- Mit meiner Zahnarzt-Freundin schwätzen (sie zieht vielleicht bald nach San Francisco) und flugs die Zähne generalüberholt bekommen (bei letzterem hat nur sie geschwätzt, ein paar Finger und Instrumente im Maul machen selbst mich mundtot)
- Mich freuen, daß die Sonne rauskommt und auf der “Leo” flanieren (nicht sprechend, weil die Oberlippe sich anfühlte, wie ich mir’s nach einer Botox-Behandlung vorstelle)
- Zur Uni fahren (dabei freudig-fassungslos der Beschwerde einer jungen Frau lauschen, daß die nächste U-Bahn “erst in sieben Minuten” kommt – ich hätte ihr vom Fahrplan des CalTrain erzählen sollen), bei Black Bean auf der Adalbert-Straße einen Chai trinken (gebraut von der gleichen sommersprossigen Simone, bei der wir ihn vor fünf Jahren auch immer “alle otte” bekommen haben) und beim Friseur gegenüber schnell die Brauen zupfen lassen (mit dem Faden!), dabei über Amerika schwätzen. (Ohne Termin, aber es hat sicher geholfen, daß ich mich noch an Césars Namen und sein Herkunftsland Afghanistan erinnert habe.) Beim Optik Bartholomä die Brille waschen lassen und mit der Senior-Chefin über Amerika schwätzen. Bei meinem Lieblingsklamottenladen reinschauen. Der ist nicht mehr, stattdessen gibts da jetzt coole Trachtenkluften in erstaunlich kleinen Größen. Ich wollte ja eh nur schauen und nix kaufen. (Hat früher nicht immer geklappt, ist mir beim aktuellen Angebot ganz leicht gefallen…)
- Mit der 27er Tram heimfahren – das heißt, einfach an die Haltestelle stellen, weil die nächste eh gleich kommt. Schön ist das, so ein Öffentlicher Nahverkehr!
Viele Buchhandlungen sind verschwunden, das ist wie in Amerika. Auffällig anders sind die klitzekleinen Autos (ich bin nur noch Pick-ups und andere dicke Brummer gewöhnt), der “Straßenkampf” (“was heißt hier, die Fußgängerampel ist grün – ich fahre trotzdem” – das wäre in Kalifornien ein Kapitalverbrechen) und daß man im Vorbeigehen soviele osteuropäische Sprachfetzen aufschnappt. Sowie ein unisones und von Herzen kommendes “Malakka!” einer Gruppe griechischer Jugendlicher, als der Trambahnfahrer mehrfach sehr abrupt bremst.
* Also Besorgungen machen bei denen Männer im Weg umgehen, selbst wenn sie gute Freunde sind. Man lese hier nach: http://bit.ly/XZk3fX.




