Jimi Hendrix gewidmet

Mein amerikanischer Kreditkartenprovider und ich verkehren traditionell per elektronischer Post. Das funktioniert seit vielen Jahren erfreulich gut und unkompliziert, nur neulich muss es bei denen irgendwen geritten haben, den vielen vielen Kunden die geänderten Geschäftsbedinungen ausnahmsweise per “Snail-Mail” (also auf Papier in einem Umschlag mit Briefmarke drauf) zuzusenden. Das hat offensichtlich ein rechtes Chaos ausgelöst und heute kam nun – per e-mail, wie sich das gehört – ein weitläufiges Anschreiben, das in folgender Entschuldigung mündete:

Since we don’t typically mail letters to clients, we wanted to let you know, too, in case that mailing raised any confusion or questions from account signers. And, if it did cause confusion, we sincerely apologize.

Für sowas kam die Amis dann einfach wieder nur gern haben. Selbst die Banker.

Gewissensentscheidung

Sind wir nun endlich da angekommen, wo der frankophile preußische Kaiser, den seine Anhänger “den Großen” nennen*, uns schon vor über 250 Jahren wissen wollte? Gut, ihm gings damals um Religionsfreiheit, aber ich wage zu bezweifeln, dass ausgerechnet er wirklich was gegen die Ehe für alle gehabt hätte.

Recht so, dann soll ab sofort ein Jeder nach seiner Façon selig werden. Zeit is worn.

Innerer Regenbogen

(Mit der Spon-Redaktion ist dabei vor lauter Begeisterung direkt der Innere Regenbogen durchgegangen.)

* Das ist leider nicht von mir, sondern bei Kurt Tucholsky entliehen.

Positiv denken*

Es ist ja nicht alles schlecht an der Foltergeräte-Reha. Nicht doch. Direkt gegenüber liegt ein Running-Sushi-Restaurant und wenn ich tagsüber mal wieder schlampig gegessen und nachmittags fleißigst geturnt und geplantscht habe, dann schaffe ich es lässig, dort den Gegenwert des All-You-Can-Eat-Preises zu verzehren. Muß dabei nur das Gemuppere von El Knie ignorieren, der heim zu seinem Eisbeutel will.

* Vor allem, wenn sie einem auf dem Radl gerade mal wieder die Wattzahl erhöht und die Tretzeit verlängert haben.

Weiterbildung

Bedrohung1

Ich versuche gerade, mir die Zielgruppe für dieses Seminar vorzustellen. Sind das Jung-Mafiosi mit Gedächtnislücken wie “Nehme ich jetzt bei treulosen Ehepartnern einen Pferdekopf fürs Bett oder einen toten Fisch?”, “Wofür war nochmal der Sack Zement?”, “Verdammt, wieviel Schutzgeld habe ich letzte Woche bei Renzos Ristorante gefordert?” Oder Politiker, die das Konzept der Wahlversprechen durch Drohungen ersetzt haben wie in “Wer nicht für mich stimmt, ist schuld, wenn die Wall-Street-Braut und der Praktikantinnenverführer hier Chef werden” oder ganz knapp: “Ich for President, or else…”.

Ach, wurscht. Hauptsach’, again what learned!

Innerer Trialog

Wenn ich jetzt ein abergläubischer Mensch wäre, dann würde ich mich nicht fragen ob es was, sondern was es bedeutet, dass ich gerade einen (1) druckfrischen rumänischen Lei gefunden habe. “Steht mir etwa”, würde ein an Zeichen und Wunder glaubendes Ich fragen, “steht mir etwa eine Reise ins Haus? Ins sonnige Transsilvanien womöglich?”

Mein dominantes pragmatisches Ich eruriert, dass der Wert des grünen Scheinchens bei 0,00002 Euro liegt, äußert sich hinsichtlich der potentiellen Exkursion deutlich abschlägig und das Kompromiss-Ich faltet die Note in den Geldbeutel. Als Glücksbringer.

Mobilmachung

Eine Physiopathin hat heute El Knies Scheibe mobilisiert. Ich bin sicher, das ist schon kein Spaß, wenn ein Mensch das selbst macht, aber noch weniger, wenn’s ein anderer tut. Nächste Woche gehen wir da mit einem Stahlhelm hin, El Knie und ich.

Zielgruppenspezifische Werbung?

Meine – zum Glück virtuelle – amerikanische Drückerkolonne kann’s immer noch nicht fassen, dass ich das Time Magazine nicht mehr beziehe. Sie vermuten offensichtlich eine Geschmacksveränderung und tragen mir nun dieses Haarloser-Sixpack-Heft an:

Menshealth

Mir will scheinen, der Werbetexter hat, um es freundlich auszudrücken, ein sehr seltsames Frauen-, ach was, Menschenbild:

Men’s Health is the must-read magazine for women who want to live life to its fullest. Every issue of the magazine is a manual to better, healthier living in two key respects—physically and emotionally. Men’s Health magazine is your source of information on fitness, nutrition, sex and relationships, style, beauty and more. With success strategies, fitness tips and fashion and career advice, the magazine encourages readers to take charge and conquer all aspects of life. Each issue has something different to offer, such as healthy, delicious recipes and fun weekend activity ideas. Edited for a well-rounded readership, Men’s Health focuses on providing realistic goals and covering the issues most relevant to today’s modern woman.

Wie zum Beispiel Sex auf Bäumen.

Under Compression

El Knie will kein Hitzefrei. Es ist viel schlimmer: El Knie will keine Hitze. Wenn warm, dann leichte Schwellung, wenn heiß, dann macht er aus dem ganzen Bein einen dicken schweren Schwellklumpen und der ist dann in seiner Beweglichkeit eingeschränkt, was El Knie zum Anlaß nimmt, bei der Genesung keine Fortschritte zu machen. Nicht gut.

Woran das liegt? Mein Chirurg hat, fürchte ich, eine Trump-Rede zuviel gehört. Was noch schlimmer ist, er The Donald geglaubt und mir kein tropentaugliches Knie eingebaut, sondern eines, das bei Temperaturen über 20°C mit einem Monsterschwelleffekt aufwartet, an dem Mr. Lynch bei den Dreharbeiten zu Elephant Man seine helle Freude gehabt hätte. Ich nicht so. Ich nämlich muss das arme Bein jetzt immer schon früh morgens in einen dicken starren Stützstrumpf zwingen. Und weil ich Zweibeiner bin, kriegt das andere jetzt auch Stützstrumpf, um zu verhindern, dass es aus purer Nettigkeit seinerseits die Schwellung übernimmt. Sippenhaft, quasi.

Die bringen mich noch soweit, dass ich mich über einen regnerischen Tag freue. Ach, Neuknie, hätten wir das nicht ein wenig leichter haben können?

Oh mei, Jonny!

Moderne urbane Menschen werden mir zueinstimmen: es in der heutigen Zeit einfach, eigentlich viel zu einfach, an neue Möbel zu kommen. Seit aber die liebe Tradition des halbjährlichen Sperrmülls der Profitmaximierung der Kommunen weichen mußte, ist Gebrauchtmöbel wieder loszuwerden echt schwer.

Die Caritas hätte sich des roten San Brunoaner Gästefutons schon erbarmt, allerdings nur vor der ersten abschließbaren Tür und in Zeitfenstern, die sich auf mindestens einen halben Urlaubstag ersteckt hätten. Wißt ihr, wenn ich die Einzelteile erst selber in den Lift wuchten muß, dann findet sich auch jemand im Freundeskreis, der mir dabei hilft und mit mir und seinem großen Auto am Samstagvormittag zum Wertstoffhof fährt. Mit katholischen Vereinen hab ich, so scheint es, nie Glück; Caritas: zero points.

Weil aber meine Freundin Annette die Königin der eBay-Kleinanzeigen ist, haben wir das Sofa dort zum Verschenken ausgeschrieben und es ist auch gleich auf viel Interesse und Interessenten aus des Herrgotts weitläufigem Tiergarten gestoßen. Cipi rief noch am selben Abend an und teilte mit, er werde die Couch in der nächsten Stunde abholen, “bis gleich”. Das war am Dienstag. Cipi hat sich bis heute noch nicht nach der Adresse erkundigt. Der kriegt sie nicht. Kann ja gar nicht, weiß ja nicht wohin.

Jonny (der zweite) wollte auch ein neues Bett, umso mehr, als er auf dem Boden schlafen werden müsse, wenn es nicht bis Samstag sein eigen sei. Mir recht, je schneller das Ding weg ist, desto mehr Licht und Platz habe bald ich im Schlafzimmer, komm du nur. Ja, nein, also heute nicht, weil kein Auto. Morgen und Übermorgen geht bei mir nicht. Dann aber bestimmt Samstag. Am Vormittag. Ja, nein, doch nicht, da hat er wieder kein Auto und er komme eigens aus Erding angefahren. Aber am Samstagnachmittag. Ganz bestimmt. Transporter scheinen im Raum Erding zu den gefährdeten Arten zu zählen; ziemlich kurz vor Ablauf des vereinbarten Zweistundenfensters schrieb Jonny wieder, dass mit dem Auto was “schiffgegangen” sei und er dafür morgen komme.

Jonny schien mir ein eher umständlicher Typ zu sein, fast die ganze Interaktion fand über das Portal statt und meine Phantasie hatte aus ihm schon einen Cousin von Machete gemacht, denn er kann auch keine SMS schreiben (http://bit.ly/2tJz7oe) oder gar fernsprechen. Vielleicht hätte ich doch Josefine den Zuschlag geben sollen, allein, die wollte nicht mehr, denn “mehrere Männer habe ich nicht zur Verfügung” (hatte ich auch nie und auch nicht zur Bedingung gemacht, aber wenn Finchen meint) und überhaupt ist Jonny inzwischen auf dem Weg. Teilt er mit. Fernmündlich. Holla! Geht doch.

Klingeln und dann die Tür auch aufdrücken bedurften zwar mehrerer Anläufe, die kurze Konversation sowie Abholen & Verladen verliefen jedoch ohne Komplikationen und das Schlafsofa IKEA LÖVAS ist nun in meinem Leben Geschichte. So nach und nach verschwinden die letzten US-Reste. Ist das ein Zeichen, dass bald mal wieder ein Umzug bevorsteht?