Die Sonntagsfrage

…habe ich mir heute gestellt und beantwortet. Es ist aber, und ich weiß, ich wiederhole mich, es ist aber trotzdem wirklich nicht leicht, wenn man nur das kleinste Übel aussucht und nicht mit Freude eine Partei unterstützt, der man glaubt, dass sie für die eigenen Werte einsteht. (Also meine und ihre.)

Morgen kommt der Umschlag in den Briefkasten und das Ergebnis schau ich mir dann von Italien aus an. Schlimm genug, dass mich gar nicht wirklich brennend interessiert, wie’s ausgeht.

Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren

Wenn ich jemals in die Verlegenheit kommen sollte, ein Herbstgedicht zu schreiben, dann wird in der ersten Strophe vorkommen, wie in den jetzt schon recht trüben Morgenstunden (im Gegensatz zu den lichtdurchfluteten Sommermorgenden) auf seltsam schwachgelben (beige isses nicht, gelb schon lange nicht mehr, ein Farbton, den ich erst erfinden müßte und der keine positive Konnotation haben dürfte), auf diesen dürrgelben Feldern also, jettschwarze Krähen weiden.

Die zweite würde ich dann dem Umstand widmen, dass der Herbst an sich gar keine so üble Jahreszeit ist. Immerhin, werde ich loben, gibt es endlich wieder Lebkuchen. Außerdem werde ich preisen, dass man noch bei weit offener Balkontür unter der Sommerdecke schlafen und weiterhin strumpflos in Sandalen herumlaufen kann, ohne dass man zu Tode frieren muss. Außerdem, dass nach wie vor Sonnenlicht und -wärme zu sehen und zu fühlen sind, zwar weniger, aber passt schon, würde ich sagen. Könnte viel schlimmer sein. (Wie schlimm würde ich möglicherweise schreiben, wenn sich nach diesem grauen Wochenende nicht bald was tut.)

Damit werde ich geschickt zur dritten Strophe übergeleitet haben, in der ich meine Verwunderung darüber auszudrücken gedenke, dass schon der erste kühlere Tag eine für mich sehr überraschend hohe Anzahl von Frauen dazu getrieben hat, ihre Füße in Stiefel zu sperren. Ein, zwei Zeilen würde ich dem Klackergeräusch der Absätze widmen, das im Sommer nie zu hören ist; vielleicht werde ich darauf abstellen, dass es mir auch nie gefehlt hat oder je würde. Also, kein Stück. Die Abschlusszeilen dann würde ich einem prophetischen Bild widmen: Noch sind es am frühen Morgen nur die Tauben, die dick aufgeplustert der Kälte standhalten. Bald aber auch Du, ich, wir alle.

Und dann wäre mein Herbstgedicht aus und zum Winter fällt mir immer nix ein.

Sorry for the inconvenience

Der Flug des Auslandskorrespondenten hebt voraussichtlich ab, ganz sicher ist bis jetzt nur, dass er das verspätet tut. Der Auslandskorrespondent nutzt diesen Umstand zur Verbreitung von Verschwörungstheorien (s.u.). Der Auslandskorrespondent ist damit wieder einmal ganz auf der Höhe des Zeitgeists.

Vegas

Klebekunst

Mein KT* war sehr angetan vom Erfolg der Methode (s. https://flockblog.de/?p=33619), hat mit klammheimlicher Schadenfreue (“tut gar nicht weh”) das ganze kunstvolle Gebilde in einem Ruck abgezogen und durch zwei wunderschöne Quatropoiden an Vorder- und Hinterwade ersetzt. Wasser-, feuer- und stoßfest, “damit können Sie alles machen”. Ich fühlte mich spontan an die Tampon-Reklame aus meinen Jugendjahren erinnert und bin also erst Rad** gefahren und anschließend Schwimmen*** gegangen.

[Zwischenepisode
Beliebiger Mitrehabilitant, so von der Seite: “Was haben Sie denn da am Bein?” Ich: “Eine Narbe, so wieder jeder hier… ach so, Sie meinen die wasserblauen Klebestreifen. Ja, die sind sozusagen eine mobile Lymphdr…, laber, laber, laber… [langsam fade out]” – wie man überhaupt unter Krüppelkollegen ü-ber-haupt keine Scheu hat, die Qualität von Nähten, umgebendem Gewebe (“des schaugt aber no gor ned guad aus; schaugn’S, bei mir is scho ois zu”) und generell körperliche Unbillen anderer Menschen (also alles, was sich sonst in der Öffentlichkeit verbäte) wortreich zu diskutieren.]

Der Aufenthalt im Bad ergab einen interessanten Effekt: so lange die Klebestreifen sich trocknend wieder zusammenziehen, ist ihre Pumpwirkung um ein mehrfaches gesteigert. Super! Und gut zu wissen, fürs nächste Mal. Bei der gestrigen Premiere war ich less amused, da saß ich im Bus. Trocknend und zunehmend hibbeliger. Erhöht die Vorfreude auf zu Hause ungemein.

Am Morgen danach: die Tentakel des hinteren Quatropoiden sitzen bombenfest und haben tatsächlich alles brav mitgemacht. Der vordere ist nur mehr ein Ampupuss, bei dem waren zwei Beinchen nicht wassertauglich. Sah sehr armselig aus, wie sie verschrumpelt und verdreht am Schienbein hingen. Da greift die Könnerin zum Messer. Schnipp. Ab. Mal schauen, wieviele am Mittwoch für den KT noch übrig sein werden.

 

* Klebetherapeut

**Liegerad im Rehazentrum, 10 Minuten und schnell wieder weg; nicht, dass mir hier einer denkt, das mache mir Spaß!

*** Bewegungsbecken im Rehazentrum. Zum vorletzten Mal.

Morgengrauen

Mann bin ich erschrocken, als mir der Große Vorsitzende FJS heute in der Vielzufrüh von einem Wahlplakat das Doppelkinn entgegenreckte.

War aber dann doch bloß die AfD.

AFD_FJS

Wahlkampf

Es wird nicht leichter, wenn frau vor ihrer Verabredung mal noch eine halbe Stunde Zeit hat und einfach so durch ein Stadtviertel strolcht, das nicht das dröge Industriegebiet von Gräfelfing ist, wo es nix gibt, noch nicht einmal eine Litfaßsäule. Man merkt erst in dieser Ödnis, wieviel Information man in der Stadt geradezu osmotisch aufnimmt, und irgendwie immer Bescheid weiß, welcher Film demnächst anläuft oder wer ein Gastspiel gibt, wer singt, tanzt, springt, gemalt oder bildgehauen hat oder überhaupt was sonst so los ist. Da draußen ist nix, nada, niente, nitschewo. So trüb.

Okay, rant end. Was wollte ich eigentlich erzählen? Ach ja, ich hatte für halb sieben was in Haidhausen ausgemacht, war aber um sechse schon da und bin einfach rumgelaufen, ohne Ziel und Krücken, so wie früher, hach. In einem Stadtviertel, in dem Wahlkampf stattfindet. Und jetzt sind wir wieder am Anfang dieses blogposts angekommen.

Es wird nämlich nicht leichter. Soll ich jetzt die Feministenpartei nehmen oder die Rinderschützer? Hmmm?

AFDRinderschutz

In der Unterfahrt: Café del Mundo mit 50% Quadro Nuevo

Der Frontmann und Chefbläser von Quadro Nuevo, Mulo Francel, hat in der Unterfahrt eine ganze “Summer Week” bekommen und spielt diese Woche jeden Abend mit wechselnden Besetzungen. Gestern mit Café del Mundo, einem Gitarristenduo, bestehend aus Jan Pascal und Alexander Kilian* und dem Quadro Nuevo-Bassisten D.D. Lowka. Ich weiß jetzt nicht so recht, ob das diese Formation dann zu Café Nuveo macht oder vielleicht zu Quadro Mundo – es ist auch ganz und gar egal.

Die Unterfahrt war bis zum letzten Sitzkissen auf den Treppen ausverkauft und das Konzert so dermaßen sehr wunderschön, dass mehr darüber gar nicht zu sagen bleibt. Das Publikum hat sich, wenn Musik gespielt wurde, vorbildlich ruhig verhalten, aber dann so recht gejubelt, gejohlt und geklatscht, wenn die Nummer vorbei war oder nach besonders schönen Soli – so lob ich mir das.

Schade für jeden, der nicht mitkommen konnte und schade, dass irgendwann nicht noch eine Zugabe mehr gegeben wurde, denn obwohl es heiß und voll und furchtbar eng war, für mehr von dieser schönen Musik hätte man das gerne noch eine Weile länger ertragen.

So ein schönes Konzert!

* Wir sind uns übrigens einig, dass der überirdisch schön Gitarre spielende Alexander Kilian gar kein Mensch, sondern ein von Elfen getauschtes Wechselbalg ist. Ich möchte wetten, dass der, sobald er von der Bühne geht und ihn keiner mehr sieht, die Kappen von den Ohrenspitzen zieht.

Gastfundstück

Hatte ich nicht schon längsten vor der zunehmenden Einhornisierung gewarnt und gewarnt und gewarnt? Und? Und nix. Sie (die Einhornisierung) feiert weiter fröhliche Urständ.

Mal abgesehen davon, dass man schon beim Betrachten des Bildes Bilder in den Kopf bekommt, die man nie mehr wieder los wird, sorgt ein derartiges Produkt doch allenfalls wohl eher für Kindersegen als -vermeidung.

einhorncondoms

Ganz herzlichen Dank an Herrn E. aus M. fürs Finden und Weiterschenken.