Manchmal gibts sowas. Da sitzt man am Sonntagabend zwei Stunden lang im Stadttheater zu Landsberg/Lech und was man sieht klingt nach, auch noch zwei Tage später. Aber wenn man dann seinen Theaterschrank weit aufmacht, um das Ding zu benennen, stellt man fest, dass diese Darbietung in keine der vielen Schubladen passt.
Lustig wars. Wenn Frau Cremer eine Geburtstagsparty mit Gästen gibt, dann kennt man sie alle und könnte noch Jahre später die peinlichsten Situationen selbst weitererzählen. Ich sage nur “Schopenhauers Dr. Seeschlange”. Also Alleinunterhalterin. Ja. Und Nein. Denn dann wieder erzählt sie vom krankheitsbedingten Tod der besten Freundin. Vom Rasen zum Sterbebett und vom Zuspätkommen und das geht so dermaßen unter die Haut. (Mit Kloß im Hals und Tränen in den Augen.) Also Charakterdarstellerin, Sparte Großes Drama. Ja, auch. Aber auch Chansonette, die mit dem begleitenden Herrn am Klavier (Gerd Bellmann) lustige Späße spielt und das große und das kleine Verführungs-ABC durchkonjugiert und Liedchen über Freundschaft trällert. Und dann Philosphie. Der Freundschaftsbegriff als solcher. Bei Aristoteles, Schiller und den Drei von der Tankstelle. Minimalistin. Das Bühnenbild bestand aus Versatzstücken, drei Klappleitern unterschiedlicher Größe, ein Kälberstrick, ein Podestelchen für eine Schneckenmuschel sowie der sehr wandelbaren Gilla Cremer.
Sie selber nennt ihre Produktionen “Theater Unikate”. Das ist so nichtssagend, dass es eigentlich alles sagt.
Wann immer das nächste Gastspiel hier in Bayern sein wird: ich sehe mir das an. Und wenn ich Glück habe, in Begleitung der Freundin, die mich auch zu diesem mitgenommen hat. Danke, Uli!