Nimmer ganz neu im TV: Catastrophe

Ein Kritiker meines Vertrauens hatte die britische Serie “Catastrophe” wärmstens empfohlen und nachdem ich in drei heißen Nächten die ersten drei von bisher drei Staffeln weggebinged habe, kann ich ihm nur zustimmen.

Dabei ist der Plot denkbar banal: Eine knapp vierzigjährige in London lebende irische Grundschullehrerin und ein gleichaltriger Amerikaner aus der Werbebranche haben eine sehr heiße Ferienaffäre und zeugen dabei versehentlich ein Kind. Und jetzt?

Dieses “Und jetzt?” der Serienfiguren Sharon und Rob habe sich das Autoren- und Hauptdarstellerpaar, Sharon Horgan und Rob Delaney, wunderschön auf den Leib geschneidert und spinnen eine gar herrliche Geschichte daraus. Weltbewegendes passiert nicht, aber dafür viel tägliches kleines Glück, begleitet von vielen täglichen Katastrophen und einem gerüttelten Maß an erfrischend-erfreulichen Obszönitäten. Sie werden dabei von einer ausgesucht guten Auswahl an Nebendarstellern* unterstützt, eine und ein jeder mit mehr oder minder großen Macken.

Ich schaue mir normalerweise solche “Kriegsfilme” (“Kriegen sie sich oder nicht?” – danke an Herrn R.M. aus K. für diese Wortschöpfung) nicht an, aber mit dieser Serie haben sie mich gekriegt. Sie schöpfen aus dem Vollen, allein der Culture Clash vom Amerikaner in London und die babylonischen Sprachverirrungen zwischen British und American English und dann noch Irish (zum Wegwerfen komisch, wenn keiner den irischen Vornamen des Kindes aussprechen kann – außer der irischen Seite der Familie) und Scottish und Welsh und… Wie die einzelnen Paare miteinander umgehen. Hach! Die Interaktion in den Familien. Doppelhach! Die Interaktion aller mit allen. Genau: Tripplehach! In der dritten Staffel meine ich leichte Abnutzungserscheinungen zu erkennen, aber das mag auch an der Überdosis “Catastrophe” gelegen haben. Man sehe es sich an und urteile selbst.

Ach ja, und nebenher war’s auch noch der letzte Auftritt von Carrie Fisher vor ihrem Tod und sie spielt eine so herrlich bösartige sehr amerikanische Bißgurkenmutter, dass allein ihre Szenen die ganze Sache noch einmal extra erfreulich machen.

Anschauen! Anschauen! Anschauen!
(Kostprobe: https://imdb.to/2AKto8X)

Die Serie läuft auf Amazon Prime. Eine vierte Staffel soll dieses Jahr erscheinen. Hoffentlich jodeln sie auch da beim Abspann wieder.

 

* Ich wiederhole meine Dauerforderung: warum heißen diese Schauspieler im Deutschen so abwertend “Nebendarsteller” und könnte man nicht bald bitte ein Äquivalent zu den angelsächsischen “supporting actors” finden? Und wo bleiben die Preise und Auszeichnungen fürs Casting? Ich frage ja nun, weiß Gott, nicht zum ersten Mal danach. Zefix!

Morgenstund ist aller Laster Anfang

Mein Biorhythmus ist wieder voll im Nachteulenmodus. Der der zwei Männer, die unten im Innenhof zwei dicke Rohre mit heulenden Motoren tief ins Gebüsch drücken, ganz und sehr offensichtlich nicht.

Mensch! Herrschaften! Ein Laubbläsersolo klingt schon furchtbar, im Duett sind sie ein Grund, euch die Krätze an den Hals zu fluchen.

Wach und sauer. Sehr sauer,
die Frau flockblog

Exot

Ich muß erst einen Moment überlegen, bevor ich draufkomme, was mich an der Dame, die gerade den Biergarten betritt, so irritiert.

Ach, genau, das isses: sie trägt eine dicke Wollstrickjacke über dem Arm. (Und das in einer Zeit, in der selbst ich nachts nur die ganz leichte Decke brauche.)

Gelesen: James Patterson – The Store

Falls wer noch sowas für zum Weglesen an Meer oder Pool sucht: das isses.

Patterson schreibt über einen allmächtigen Onlinehändlerkraken, der immer noch mehr über seine Kunden wissen will, um dessen Bedürfnisse, vor allem die, von denen er gar nicht wußte, dass er sie hat, noch schneller und umfassender zu befriedigen und damit seine Markt- und politische Macht immer noch weiter auszubauen.

Patterson schreibt, wie Stephen King, was ich “Flughafenbücher” nenne. Man macht nichts falsch, wenn man im Vorbeigehen noch schnell eines als Reiselektüre mitnimmt. Sie lesen sich gut und flüssig und so spannend, dass man wissen will, wie’s ausgeht. Die Ingredenzien dieses Romans? David gegen Goliath, investigativer Journalismus, der Traum von der heilen guten alten Zeit der Fifties, bissele Dystopie, bissele Verschwörungstheorien, family values und am Ende das, was die Amerikaner einen “twist” nennen: eine sehr überraschende Wendung; man könnte es vom Blatt weg verfilmen.

Wer trotzdem lieber liest: weglesen. Reicht ungefähr für einen Nachmittag, mit Schwimmpausen.

Paulo’s Session oder A schene Leich’

Wir hatten unsere Freundin gewarnt. “Es ist Hochsommer”, hatten wir gesagt. “Und extrem heiß. Voll wirds nicht werden.” Von wegen. Der Unterfahrtkeller füllte sich zusehends und mindestens jeder Dritte hatte ein Instrument dabei. Hmmm. Überraschend. Angekündigt war eine Jam Session mit der jungen mongolischen Sängerin Enji Erkhem, stattdessen kam die Münchner Jazz-Szene, Wegbegleiter, Freunde, Schüler, Kollegen zusammen, um den letzten Wunsch des jüngst verstorbenen Paulo Cardoso zu erfüllen: Session statt Trauerfeier.

Ich hatte ihn nicht gekannt und kam mir angesichts der mit viel Gefühl vorgetragenen Abschiedsworte manchmal vor wie auf dem falschen Fest. Nicht aber, wenn die vielen unterschiedlichen und sehr hochkarätigen Formationen spielten. Was für ein wunderbares Konzert, was für ein schöner Tribut!

Mathäus 6,26

Es ist dies die beste Zeit, Freunde mit Gemüsegärten zu haben, denn die Ernte ist reich und das Fassungsvermögen der Freunde begrenzt. Seit Sonntagabend gibt es bei mir nur Tomatengerichte. Tomatensalat mit Schafskäse. Mozz-Tom. Sugo. Bunte Rohkost. Röstpilze mit Tomaten. Nudeln mit meiner kalifornischen Spezialsoße usw. usf.

Weil aber der Mensch nicht vom Tomat allein leben kann und meine Freundin sich auf feine Kräuter versteht, zupfe ich mir jeden Tag ein paar Blättchen vom Magic Michael und… nein, ausreden lassen…, und kröne die verschiedenen Tomatenzubereitungen mit dieser ganz außergewöhnlichen Basilikumsorte.

Für heute und morgen habe ich noch Nachtschattenfrüchte. Dann muß ich entweder zukaufen oder ich mache einfach wieder einen Ausflug aufs Land.

Hitzefrei?

Ich habe zunehmend Schwierigkeiten damit, mir vorzustellen, wie gestört ein einzelner Rückkanal (was immer das ist) sein muß, um so dermaßen viel Internet kaputtzumachen. Seit Ende letzter Woche ist mein Computer grundsätzlich ab dem frühen Nachmittag offline. Gegen 21:00 Uhr kommt er dann lustig wieder online, als wäre nie etwas gewesen. Daran, dass ein großer Provider meinen kleinen geschluckt hat und Migrationsprobleme hat, liegt es nicht. Sagen die.

Vermutlich ist die Lösung ganz simpel und Samsung ist einfach das koreanische Wort für Siesta…