Endlich bewiesen:

Die NRA* hat unrecht. Waffen töten nämlich sehr wohl Menschen. Und BILD war dabei…

Ladegerät

* Die National Rifle Association postuliert nach jedem Amoklauf, nach jeder Attacke auf eine Schule, also nach jedem Einsatz von Schußwaffen, bei dem “innocent bystanders” getötet und verwundet werden, reflexartig immer sofort und ungefragt ihr Credo: “guns don’t kill people, people kill people”. Wahrscheinlich würden sie in diesem Fall argumentieren, dass ein Ladegerät keine richtige Schußwaffe ist und alles ganz anders ausgegangen wäre, wenn man es auf der Shooting Range ordentlich trainiert hätte und überhaupt Schullehrer Waffen offen tragen würden. Gesocks.

Christlich-Sozialer Ohrwurn

Die Innenstadt ist zugepflastert mit der ministerpräsidentiellen Hackfresse, die unter der Überschrift “Modern sein – Bayerisch bleiben” den Einstieg Bayerns in die Normalität = die Wandlung der CSU zur Eindrittelpartei (gerne weniger) bewirbt. Ich verstehe den Slogan nicht (muß ich wahrscheinlich auch nicht, bin ja bloß zuagroasd), habe aber seitdem das wuislerte Volkslied “Fein sein, beieinanda blei’m” im Ohr und kriege es da einfach nimmer weg. Noch ein Grund mehr, das Gschwerl nicht zu wählen.

Da. Selber hören. Mitleiden. https://bit.ly/2NRmhB0

Fernsehen auf Channel 4: No Offence

Habe ich meiner geneigten Leserschaft eigentlich schon einmal die englische Fernsehserie “No Offence” empfohlen? In der nunmehr 3. Staffel ermitteln knallharte Brit-Cops zwischen Brennpunktvierteln und politischem Sumpf in Manchester. Lohnt sich.

Anschauen! Anschauen! Anschauen!

Electric Sheep

Neulich geträumt, es gebe “männliche Farben”. Hoffe stark auf Teil II, um zu erfahren, welche das sind.

Wortschatzerweiterungsbeitrag

Heute habe ich ein (für mich ganz funkelnagelneues) wunderschönes Wort gelernt:

Anemoia

Dieser frühlingsblumenähnlich klingende Begriff steht für “die Nostalgie für eine Zeit, die man nicht selbst erlebt hat”. Das Internet hält für dergleichen das Nachschlagewerk http://www.dictionaryofobscuresorrows.com vor und man kann sich darin ganz wunderbar verlieren.

Lesen!

In den letzten Tagen habe ich mal wieder das Gesamtwerk von Fanny Müller gelesen. Das geht leider viel zu schnell, sie hat erst mit 50 Jahren angefangen zu schreiben und ist vor zwei Jahren 74-jährig verstorben. Ihr Œuvre umfaßt im wesentlichen kurze Geschichten (viele davon handeln von einer Frau K., was die Brechtkenner unter uns wissend nicken läßt), Menschenbeobachtungen und Alltagsminiaturen aus ihrem Hamburger Kiez. Und alle so punktgenau und komisch, dass sie jeder und jedem ans Herz gelegt werden sollen, die/der Frau Müller noch nicht kennt.

Es kommt ein Schiff geladen

Ich war ja die meiste Zeit meines Lebens berufstätig, da setzen sich gewisse Muster fest. Daher gewöhne ich mich erst langsam daran, dass das Wochenende nicht notwendigerweise der einzige Zeitraum für Einkäufe, Wäschewaschen und Malschnelldurchsaugen ist.

Vor allem Lebensmittel besorge ich derzeit eher spontan. Halt, wenn ich weiß, wonach mir gerade der Sinn steht. So wie vorhin, als ich mir zum Mittagessen Mozzarella und Tomaten eingebildet habe. Das Dessert kam per Impulskauf dazu, wobei ich dazu sagen muß, dass ich letzte Woche ja noch heldenhaft widerstanden habe. Aber heute war kein Tag für Resistance und darum habe ich die frischesten Lebkuchen gekauft, die in diesem Jahr zu haben gewesen sein werden.

Gibts nachher zum Kaffee aufm Balkong.

Neu im Kino: The Children Act (deutscher Titel: “Kindeswohl”)

Vorsicht. Spoiler.

Es gibt Filme, bei denen stimmt einfach alles. Die Besetzung mit Emma Thompson, Stanley Tucci, Ben Chaplin und Fionn Whitehead in den Hauptrollen. Das Thema. Darf oder gar muß der Staat eingreifen, wenn Eltern ihrer religiösen Überzeugung wegen einem Minderjährigen eine lebensrettende Blutransfusion verweigern? Selbst, wenn dieser Minderjährige knapp vor der Volljährigkeit steht und klar artikuliert, dass er lieber sterben will, als sein gottgegebenes Blut mit fremdem zu “verunreinigen”.

Eigentlich kann man das vom Blatt filmen. Ein angelsächsisches Gerichtsdrama. Die Familienrichtern (Dame Emma), für die das Drehbuch nur die schwersten moralphilosophischen Fragen zur Urteilsfindung vorsieht (welche Entscheidung ist nach dem Gesetz richtig, wenn von einem siamesischen Zwillingspaar, wenn man sie auseinanderoperiert, “nur ” ein Kind stirbt, das andere dafür sicher überlebt, ohne Trennung aber beide dem Tod geweiht sind?) und die sich davon vollkommen vereinnahmen läßt. Den Ehemann (Stanley Tucci), der, hauptsächlich um davon abgehalten zu werden, eine Affäre ankündigt. Den Vater (Ben Chaplin) und den Sohn (Fionn Whitehead), beide Zeugen Jehovas, beide stark im Glauben, der Vater ein Geläuterter, der Sohn hineingeboren. Der Siebzehnjährige leidet an Leukämie. Leidenschaftlich trägt sein behandelnder Arzt vor Gericht vor, dass der Patient in diesem Stadium und in seinem Alter gute Heilungschancen hätte. Wenn zu den Medikamenten Bluttransfusionen gegeben werden. Wenn nicht, könnten vor dem sicher zu erwartenden Tod Symptome wie Blindheit, Lähmungen und anderes Leiden auftreten.

Die Richterin unterbricht die Verhandlung, um sich selbst ein Bild zu machen. Krankenhaus. Ein Bett, von fiependen und blinkenden Maschinen umgeben. Darin ein bleicher schwacher verschwitzter leidender Jugendlicher im getupften Hemdchen. Man spricht und musiziert miteinander. So weit, so dramatisch, so gut. Zurück im Gericht, verkündet sie das Urteil: das Gesetz schützt das minderjährige Leben. Vor der Religion der Eltern, vor sich selbst. Die Szene, in der die Bluttransfusion schließlich verabreicht wird, ist sehr stark und ungeheuer berührend.

Danach entgleist der Film. Man hat den Eindruck, als habe man den unerfahrenen Regieassistenten mit der Aufgabenstellung “und nun zeig mal die Konsequenzen dieses Urteils” mit den Schauspielern am Set allein gelassen. Der hat zunächst seinen Robenfetisch ausgelebt und dann die Cutterin angewiesen, willkürlich mal hier, mal da, Szenen zu kürzen und schon mal Aussortiertes zusammenhanglos wieder hinzukleben. Es wird bis zum Schluß nicht klar, warum die Richterin jeden weiteren Kontakt mit dem jungen Mann so dermaßen vehement ablehnt* und zwar jedes Mal wieder, wenn er hartnäckig danach sucht oder wieso seine Familie reagiert, wie sie reagiert oder was jetzt eigentlich gerade in der Richterehe geschieht. Stattdessen darf Dame Emma viel Piano spielen und ab und zu was singen. Einmal muß sie sogar eine Pudelfrisur tragen, zeigt dabei aber Contenance.

Schade. Denn, wie gesagt, es gibt Filme, die will man mögen. Der hier hats aber nur bis zu dem Moment geschafft, wo der junge Mann, geheilt und strotzend vor Leben, der Richterin sich und den Rausch, als Held seines Glaubens in den Tod zu gehen, erklärt. Man hätte damit aufhören können. Ach was: sollen. Ach ach was: man hätte müssen. So ist es nur ein mittelmäßiger Film geworden.

 

* In der Buchvorlage von Ian McEwan schwankt die kinderlose Richterin zwischen ursprünglich wohl eher mütterlichen Gefühlen und im Laufe der Zeit wachsenden sexuellem Verlangen. Wenn sie das im Fim mal herausgearbeitet hätten.

Morgengrauen

Der neueste Trend, der mich gerade aus meiner Teilzeitheimat Kalifornien erreicht, ist OYM.

Das steht für “Own Your Morning” und bedeutet, dass wer früh aufsteht und nach dem Waldlauf in der Morgendämmerung ein Löffelchen fettfreien Soja-Joghurt schlemmt, voll toll in den neuen Tag startet, im Job im Wochenturnus befördert wird, abends auf der Piste die schärfsten Hechte mit den besten Bodies abkriegt, bevor sie nach einem befriedigenden Midnight Workout (ich glaube, die meinen Sex) nach mindestens 8 (acht!) Stunden Power Sleep mit dem perfekten BMI wieder früh aufsteht.

kaffeeIch verspreche, dass ich mir das mit dem OYM nochmal überlege, sobald ich in die Marskolonie umgezogen bin.

Bis dahin ist das für mich doch eher so OMG.