Für einen Gastarbeiter liegt es in der Natur der Sache, stets von einer Fremdsprache umgeben zu sein. Das fängt morgens mit dem Autoradio an, setzt sich fort bei der Bestellung der Latte im Coffeeshop und in der Interaktion mit Kollegen und geschäftlichen Kontakten. Nach der Arbeit sind’s wieder Menschen oder Bücher, Fernsehen oder Kino – alles auf auswärts.
Wie alles im Leben bleibt das nicht ohne Nebenwirkungen. Zum Teil positiv, wie zum Beispiel, dass ich inzwischen ein Ohr für die hiesigen regionalen Sprachunterschiede bekommen habe und dafür, ob jemand gepflegtes Amerikanisch spricht oder eben nicht. Der Wermutstropfen? Zunehmend häufiger muss ich nach spezifischen Begriffen in meiner Muttersprache suchen (“Wie heißt denn dieses gerippte Ding vorne an der Motorhaube eines Autos gleich noch mal?” “Du meinst den Kühlergrill?”) oder, noch viel schlimmer, wir übertragen Begriffe und Redewendungen aus dem Englischen direkt ins Deutsche, wo sie gar nichts verloren haben (“Er ist zu dem und dem Thema zurückgekommen…”, “Das macht Sinn…”). Manchmal, wenn nur noch deutsche Kollegen im Büro sind, sprechen wir Englisch und merken es noch nicht einmal oder ein dermaßen verhumbatzeltes Mischprodukt, quasi Denglish oder Germish, dass es einen unbeteiligten Sprachwächter grausen möchte.
Im Laufe des letzten halben Jahres habe ich angefangen, auf (in?) Englisch zu träumen. Meine Träume sind häufig sehr dialoglastig (wahrscheinlich komme ich einfach tagsüber nicht genug zum Sprechen) und manchmal so realitätsnah, dass ich mich bei den Menschen, mit denen ich nachs diese intensiven Gespräche geführt habe, erkundigen muss, ob sie sich auch daran erinnern. Inzwischen sollte ich wohl auch fragen, ob wir Deutsch oder Englisch gesprochen haben. Oder ob alles nur ein Traum war. Erst seit neuestem hat Englisch auch in meine Selbstgespräche Einzug gehalten – das ist, wenn es mir denn auffällt, doch eher verwirrend.
Glücklicherweise weiß ich meistens, was ich gemeint haben könnte. Im Notfall kann ich mir übersetzen.
andernnotfalls
http://dict.leo.org/ende?lang=de&lp=ende
nötestenfalls kennt man da menschen, deren beruf das angeblich ist 🙂
Ah, I see: there’s an app for that.
(s. auch: http://appft.com/)