Vorrede: Mein Dreiländertsommertheatertour findet dieses Jahr ausschließlich in Unterröhrenbach statt, weil Frau Rothmüller erst nächstes Jahr wieder eine Regie in Südtirol macht und die Stadt Braunau und das dortige Bauhoftheater irgendwie im Zwist liegen und diesen Sommer dafür gar nicht gespielt wird. Umso mehr habe ich mich auf die Ergoldsbacher gefreut.
Sie haben es nicht leicht gehabt, mit der Bearbeitung dieser Novelle von Oscar Wilde. Der erste Teil ist ganz wunderbares Theaterfutter: eine amerikanische Familie, laut und rumpelig (sehr schön, alle miteinander) kauft sich ein Schloß in ye goode olde England, Haus und Hof, Inventar und Personal inkl. Gespenst, alles inbegriffen. Der alte Lord ist bei der Übergabe mit verblüffend amerikanischem Akzent englisch-exzentrisch, das Hauspersonal (Antje Haschke und Birgit Kilic, letztere ein ganz wunderbarer Neuzugang, hach!) snobistischer als die Herrschaft, das Gespenst (Ernst Baumann in einer Rolle, an der er viel Freude hat) ob der unerwünschten Kolonisierung sehr erzürnt. Hübsch! Das Ensemble tobt sich in dem sehr großartigen Bühnenbild mit großer Spielfreude aus, hat und macht Spaß.
Die Kulturen krachen aufeinander: Geisterketten rasseln? Dagegen haben die Amerikaner Schmieröl. Der Blutfleck stört? Dagegen gibt es gutes amerikanisches Sprühputzmittel (sehr hübsch Emily Köhls Werbespot). Egal, was das Gespenst aus dem Arsenal holt, die Amis haben ein Gegenmittel. Zum Glück tritt ab und zu der Vorfahre Beau Byron (!) (David Dauksch) aus dem Rahmen seines Gemäldes und berät den zunehmend ratlosen Geist, der über seinen Aktionen beinahe noch seinen Kopf verliert. (Findet sich im Wäscheschrank. Viel gelacht.)
Im zweiten Teil wird es schwerer, da hat Wilde nämlich eigentlich nur noch die Moral von der Geschicht zu bieten und das spielt sich etwas zäher. Regisseurin Sylvia Ammer hat sich aber davon nicht einschüchtern lassen und läßt gleich nach der Pause das ursprüngliche Opfer, die vom Gespenst ermordete Gattin, zu Wort kommen (ausgesprochen schön, auch wenn ich leider den Namen der Schauspielerin nicht weiß) und die musikalische Untermalung spielt die violett-satin-behandschuhte Hand aus der Wand, an der ich mich bis zum Schluss nicht sattsehen konnte.
Weil die älteste Tochter Virginia (!) (Emma Grieger) brav, gut und jungfräulich ist (ach, Herr Wilde), löst sich alles in Wohlgefallen auf und sie wird auch gleich noch verlobt – wie gesagt, wenn’s gar so moralinsauer ist, spielt es sich etwas schwerer. Aber sie haben das sehr schön gemacht und ich freue mich schon wieder auf nächstes Jahr.