Ob man denn bereit sei für “some nice li’l Groove” will der Herr mit dem breitrandigen Strohhut wissen und das Publikum reagiert geradezu enthusiastisch* zustimmend. Und dann legt Jon Cleary los und auf einmal klingt der gediegene Steinway wie eine abgeratztes Klavier in irgendeinem Swamp-Honkytonkschuppen, der Baseman Cornell Williams schrummt und an den Drums wirbelt Thomas Glass seinen Teil des Groove. Die drei sind routinierte Profis, Meister ihres Fachs, bilden mit ihren Stimmen wunderschöne Harmonien und wir haben Plätze in der ersten Reihe (Luftlinie 2m vom Klavier, 4m vom Schlagzeug) und lernen vom Meister viel über die Geschichte des Jazzklaviers im Mississippi-Delta und New Orleans und den Mardi Gras. Und trotzdem ist das Gewölbe 1 des Einstein-Kulturzentrums nicht dasselbe wie der Unterfahrtkeller, vor allem, was die Klangqualität betrifft. Da ist es auch kein Trost, dass die Luft in dem hohen Raum dafür super ist. Wegen der bin ich nicht gekommen.
Trotzdem, tolles Konzert, a whole lotta Groove und Funk und sogar Beat Boxing – die Herren können echt was. Hoffentlich ist der Keller bald fertig renoviert und die Musik klingt wieder so, wie sie gedacht ist.
* Ich bin in so einer Situation immer leicht irritiert, will heißen: alle anderen sind eingefleischte Fans und kennen und lieben den Künstler schon seit Jaa-aahren, ich bin aber eigentlich nur da, weil die Unterfahrt gerade wegen Renovierung ein sehr eingeschränktes Programm hat und die Vorankündigung des Konzertes ganz nett klang.