Gelesen: Pat Barker – “The Voyage Home”

Endlich ist er da, der letzte Band der Trilogie um die trojanischen Frauen (s. https://flockblog.de/?p=47585 und https://flockblog.de/?p=47689) und doch ich habe ihn nicht mit demselben Genuß lesen können wie die ersten beiden. Warum? Nun. Wegen des Urteils meiner Freundin, die “The Silence of the Girls” mittig abgebrochen hatte, weil, “jaha [leicht ungeduldiger Unterton], ich hab’s verstanden.”

Stimmt schon: die Trilogie ist eine andauernde Variation des immer selben Themas. “Männer machen Kriege” (danke, Häbbät) und Frauen sind Opfer. Weil man ihnen ihre Männer, Väter, Söhne umbringt und sie selbst zu Sklavinnen macht, ohne Recht auf eine Stimme oder gar den eigenen Körper. So auch in “The Voyage Home”. Ich-Erzählerin der Überfahrt von den Feldlagern vor dem besiegten und vernichteten Troja und Ankunft in Mykene ist Ritsa, die man Kassandra, der verfluchten Seherin, Opfer und “Kriegsweib” des Agamemnon, als Magd zugewiesen hat.

Was für die Griechen nach 10 Jahren Belagerung die langersehnte Reise nach Hause ist, ist für die versklavten Frauen, unabhängig vom Stand, eine Fahrt ins Ungewisse. Ob diese Heimat für die Heimkehrer so viel gewisser ist, ist zu bezweifeln. Spätestens, als das Schloss erst lange nach einem offensichtlich in der letzten Dekade errichteten Mausoleum sichtbar wird. Das Heim des Fürsten entpuppt sich denn auch als “Haunted House”. Körperlose Stimmen, Gestalten, die sich in Nebeln auflösen, Wände, die mit Hand- und Fußabdrücken beschmiert sind… Barker baut ein rechtes Gruselschloss aus den Elementen der griechischen Mythologie, in der ein Bruder die Kinder des anderen umbringen und sie ihm zum Mahl vorsetzen läßt, der Vater die geliebte Tochter ersticht, weil “die Götter” nur dann bessere Winde verheißen, die kleinere Tochter von entsetzlichen Hautkrankheiten geplagt wird, der junge Sohn das Elternhaus flieht und alle ständig herumirren, nicht nur Neuankömmlinge wie Ritsa und Kassandra. Es kommt, wie es immer kommt. Klytämestra rächt den Tod ihrer Tochter Iphigenie und ersticht den Heimkehrergatten und die schwangere Konkubine gleich mit.

Gewinner gibt es keine. Jaha, ich habs auch verstanden. Habe das Buch aber trotzdem nicht ungerne lesen und lege es denen, die Themen gerne abschließen, ans Herz.

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