Gestern Abend im Volkstheater: “Alles ist aus, aber wir haben ja uns (Unterwasser)”

Tja. Hmmm. Was ist das jetzt? Für ein Singspiel klingt viel zu wenig Gesang und Gassenhauer, für ein Musical erst recht, Theater in dem Sinne wird aber auch nicht gezeigt… am ehesten noch Film, genauer gesagt Hollywood-RomCom-Schmonzette mit Anleihen bei Disneys Arielle (“Under the Sea, dumdididum”) und Esther Williams Schwimmshows, adaptiert für die Bühne. Vorausgesetzt, die Bühne liegt tief unter dem Meer und wir alle, Ensemble und Publikum, haben uns an Bord des Yellow Submarine gekifft.

Es geht um Liebe, in all ihren Facetten. Alte und ermüdete Liebe, eine auf den ersten Blick, eine, bei der auch nach tausend Mal berührt immer noch nichts passiert, Geschwisterliebe und -zwist, und und und… in einer Unterwasserwelt, in der Feminismus längst gängiges Gesellschaftsmodell ist, bevölkert von männlichen Meerjungfrauen, die Brutpflege betreiben (allerliebst diese Eierschüssel, allerliebst, wie überhaupt das ganze Bühnenbild und -bau, Kostüme, Maske und Ausstattung), weiblichen, die zugeben, auch mal zu Gewalt zu neigen und darum, dass diese Friede-Freude-Eierkuchenwelt auch nicht mehr so heil daherkommt wie ehedem. Und dass man da echt mal was machen müßte. Echt.

Purer Eskapismus, trotz allem, was da an Politik (Das Radio. Hach! Entzückend!) und anderem Bösem von Außen durch die fröhliche Waberwassergesellschaft schwappt. Es wird unglaublich viel Sinnfreies geplappert, geschwabbert, geschwuppert. Zum Schluss ein Flugzeug (meiner Begleiterin kam sofort das “Fliegende Klassenzimmer” in den Sinn), denn “We’re going to Ibiza”… Fluffig-frohsinnige-Ensemble-Revue. Schon beim Rausgehen verpufft.

Hervozuheben ist die Musik, die eben nicht (nur) begleitet, sondern das ganze zusammenhält und in diesem lustigen Ensemble ganz besonders zwei Schauspieler. Zum einen Hugh (ganz klar eine Verbeugung vor Hugh Grant in “Love Actually”), die Premierministerin, ganz zauberhaft verkörpert von Vincent Sauer (der hat uns neulich in “Was ihr wollt” schon ganz arg gefallen, den wollen wir uns merken), der dieser eigentlich albernen Rolle eine würdevoll-zerbrechliche Ernsthaftigkeit verleiht und Luise Deborah Daberkow (die haben wir uns spätestens seit ihrer Titania schon gemerkt). Wie sie im Hintergrund zu einem vorne auf der Bühne spielenden Kollegenmonolog wunderbar tragikkomisch daran verzweifelt, ihren Drecksmuschelfächer zusammenzufalten, ist zum Wegschmeißen.

Blubb!

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