Gestern Abend im Prinzregententheater: “TAO The Light” (formerly known as “Trommelsamurai”)

Da wartet man eine Pandemie und zwei Verschiebungen lang auf den Besuch eines Geburtstagsgeschenks, von dem sich weder der Schenkende noch die Beschenkte mehr genau erinnern, welcher das gewesen sein könnte… Darüber ist aus den “Trommelsamurai” “TAO The Light” geworden und (sehr wahrscheinlich) derselbe Mist geblieben.

Nun also: Trommeln in der Nacht, eine ganze Bühne voll. Und was zeigen die Samurais und Samuretten? Eine Art Stomp meets Le Cirque de Jenesaisquois featuring Dschinghis Khans Kung-Fu Panda. Schwer Off-Off-Off-Vegas. Es hüpft und springt und stampft und trommelt und flötet da vorne, athletische Menschen in Fetzenröcken mit wahlweise knappen Glitterbustier (dann in Rot) oder Lederimitatamazonenoberteilen (jeder nur einen Schulterstrap) präsentieren eine krude Mischung aus Travestie, Akrobatik und rythmischer Sportgymnastik mit Bändern. Dazu, falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte, Trommeln in allen Größen sowie gelegentlich Flöten und noch gelegentlicher eine Shamisen, wohlgemerkt die elektronische Version, die jeder anständigen Geisha die Zehennägel aufgerollt hätte.

Die Choreographie? Hmmm. Viel Gehüpfe, viel Gerenne, viel Gestampfe, viel “Hu”- und “Ha”-Gebrülle und dann… Überraschung: Aus einem Stock werden zwei. Huiuiui! Nach dem 3. Mal hat man sich an dem Effekt schon ziemlich sattgesehen. Es hört aber nicht auf. Weil, jetzt, wo sie zwei Stöcke haben, trommeln sie wieder.

Man könnte, wenn man denn wollte, über kulturelle Aneignung philosophieren, das Schlimme aber ist: es lohnt nicht. Das Ganze war nicht richtig schlecht, aber weit weit entfernt von gut. So gerade mal Schulterzuckeinseitigesnaserümpf. Meh. Kunsthandwerk halt. Ein Abend für den Etsy-Fan. Der und sein weibliches Pendant waren denn auch in Massen angetreten und hochenthusiasmiert. Standing Ovations, Stampfen, Bravos, Pfiffe (die guten), Jubel allerorten.

Auf uns, die wir ohne jede Erwartung, jedoch grundsätzlich wohlwollend unsere sehr guten Plätze sehr mittig im Parkett eingenommen hatten, wirkte die Begeisterung a bissele befremdlich, aber, wie wir uns mehrfach gegenseitig versicherten (irgendwie muss man so einen Abend ja auch rumkriegen), die Geschmäcker sind halt mal verschieden. Manchmal sehr. Außerdem bleibt uns immer noch der nachabendliche Verriß im flockblog. Sowie die Erinnerung an den arg knappen rosa String-Tanga der Dame im Sitz vor uns – hingerissen vom Rhythmus hampelte sie so dermaßen herum, dass das Dessous ständig aus der knappen Lederhose zu springen drohte. So eine Lingerie-Show vertreibt die Zeit auch sehr schön.

Aber sie haben ja nicht nur getrommelt und gepfiffen, nein, auch die Sprachschöpfung kam nicht zu kurz und kulminierte in dem Begriff, den die Oberste Samtunte in ihrer Abschiedsansage höchstens 17 Mal wiederholte: “WÜNDERBAR!”

Es ist ja nie immer alles schlecht. Auf dem Heimweg hatte ich Riesendusel und erwischte die allerletzte U-Bahn, die ohne das Baustellenzughopping bis zur Endstation durchfuhr. Und so ist es doch noch ein sehr schöner Abend geworden.

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