Beworben wurde das Machwerk damit, dass Musicalhasser (sprich: perfektere Zielgruppe als ich geht nicht) in dieser Serie (6 Folgen Ă 30 Minuten) endlich endlich endlich ihre Rache fĂŒr unmotiviertes handlungsbremsendes Singen und Tanzen finden. Alles gelogen. Es wird gesungen und getanzt, dass die Schwarte kracht. Einzeln, in Paaren und in Gruppenchoreographien.
Der Inhalt ist in einem Satz erzĂ€hlt: Ein Paar aus der heutigen Zeit landet im Rahmen einer Paartherapie in einem MusicalkleinstĂ€dtchen im Vierziger-Jahre-Sehr-SĂŒdstaatenstil und kommt da erst wieder weg, wenn es “True Love” findet. Dann wird mal kurz alles abgehandelt, was der gemeine und daher prĂŒde Ami nicht akzeptabel findet (im wesentlichen HomosexualitĂ€t, berufstĂ€tige Frauen und uneheliche Kinder) und die Gemeinschaft findet singend und tanzend heraus, dass Toleranz doch ein hohes Gut ist und das Leben besser, wenn jeder jeden einfach in Ruhe lĂ€Ăt und sich nicht in dessen Sexualleben einmischt. Das wĂ€re ja soweit noch ganz ehrenwert und manchmal sogar mit Witz erzĂ€hlt, aber beim Thema Rassismus versagen sie völlig.
Das geht in Schmigadoon nĂ€mlich so: der Cast ist insoweit “diverse”, dass je ein*e Vertreter*in aus lateinamerikanischer, asiatischer, schwarzafrikanischer und, man glaubt es kaum, sogar irischer Ethnie dabei ist, der Rest ist ordentlich weiĂbrotweiĂ. Die (zukĂŒnftige) uneheliche Mutter hat dieses Kind mit ihrem in schönem Navy-Blau-WeiĂ gekleideten schwarzen Freund gezeugt und der glaubt felsenfest, dass er die Hand seiner Geliebten von deren Mutter nicht zugesprochen bekommt, weil er doch bei der Marine ist und Matrosen soviel fluchen. Damned.
Genau.
LĂ€uft auf Apple TV. Wenn man das weiĂ, muss man sich nicht mehr wundern. Oder vielmehr allenfalls, warum man sich gewundert hat.
Eines hat mir aber doch Respekt abgenötigt: Die Titelmelodie zitiert den Titelsong aus dem Musical “Oklahoma”. Ich bin immer ganz hingerissen, wenn Musik Musik zitiert. Das könnte ich gern.