Vorschlag zur Güte

Also direkt zurücknehmen möchte ich sie nicht, meine Aussage, dass Jahreszeiten bis auf einen schönen heißen Sommer unnötig sind, aber, hmmm, ja, quasi, hmmm, ein wenig modifizieren. Ich wäre in meinem Dauersommer mit einer Herbstwoche einverstanden. Eine einzige, wohlgemerkt.

Zu den folgenden Konditionen: die vincentsternenklaren Nächte dürfen knapp am Bodenfrost vorbeschrammen. (Auf der positiven Seite des Thermometers.) Der frühe Morgennebel wird – und zwar schon in den frühen Vormittagsstunden – von einer erstaunlich kräftigen Sonne weggebrannt, die den ganzen Tag von einem herrlich blauen Himmel weiterbrennt und die Welt zum Leuchten bringt. Mit Goldkante. Und dann irgendwann schön spät in einen spektakulären Untergang sinkt. Dann von mir aus ab sofort: Sommer + Wochenherbst.

Wie es zu meinem Sinneswandel kommt? Nun, ich durfte dieses Wochenende sehr überraschend eine Herbstreise antreten, zum Papa-Sitting. Was soll ich sagen: die Rückfahrt war echt schön. Man lasse mich erzählen:

Die Sonne scheint auf Gerechte und Ungerechte, aber im wesentlichen auf mich und den Corolla, weil, Verkehr ist keiner. Auf sattgrünen Weiden am Wegrand hängen Kühe mit gerunzelten Kuhstirnen ganz offensichtlich sehr wichtigen Gedanken nach – wahrscheinlich unter anderem dem, dass goldenbeleuchtete Kühe auch ohne Beimischung von Kurkuma goldene Milch gäben, wenn man sie nur fragte. Bei den wie Perlen aufgereihten Alleebäumen brechen gerne mal einzelne das Protokoll und tragen nicht fades Oliv, wie die Kollegen, sondern entscheiden sich für Farbe, Farbe, Farbe. Die schönen Schönenbergkirche zu Ellwangen grüßt den Ostalbkreis und den Rest der Welt von ihrem Hügel (Berg ist doch a bissele hochgegriffen, bei allem Respekt) im schönsten Theatinerkirchengelb. Wer es als Baum schon zu was gebracht hat, vor allem zu Alter und Größe, legt zu seinen Wurzeln bunte Blätterteppiche aus. Man möchte gerne wieder fünf sein oder ein junger Hund, um wild hindurch zu rascheln. Manchmal verdunkelt sich der Himmel kurz, das sind aber nur Vogelschwärme, die das mit den Jahreszeiten für sich durch Verreisen lösen.

Selbst die rauhe graue Alb präsidiert in der schon schräg stehenden Sonne in ihren buntesten Sonntagsstaat. Sogar ihren feinen Goldschmuck hat sie angelegt, bis sie sich auf der Höhe des Lonetals auf ihre Adjektive besinnt und ohne jede Vorwarnung tiefe Nebelschwaden über die Autobahn treibt. Da ist es dann vorbei mit der fröhlichen Fahrt und obwohl sich der späte Raps (oder Senf, das kann ich auf die Distanz und bei dem Tempo nicht genau bestimmen) sehr Grellgelb und das Büschelschön in prächtigem Lila* ganze Felder voll die größte Mühe geben – ohne Sonne ist das alles nix und bis zur Ankunft in München viel novrembiger als das jetzt schon nötig wäre. Ich darf noch einmal an mein Konzept oben erinnern.

PS: Wer unbedingt Skifahren will, der möge die von mir großzügig eingeräumte Schnellfallgrenze ab Garmisch nutzen.

* Es muss ja bloß das Wort “Lila” fallen und in meinem seltsamen Hirn singt Wolle Kriwanek dieses Lied aus meiner frühen Jugend:

Add a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *

thirteen − 12 =