Nicht mehr neu im Kino: Little Women

Disclaimer: ich habe weder das Buch gelesen, noch eine der früheren Film-Adaptionen gesehen.

Meine erste Assoziation war ein Korb voller spielender kleiner Kätzchen. Weich, flauschig, umeinanderkugelnd, man möchte gar nicht mehr wegsehen. Greta Gerwig (Drehbuch und Regie) läßt eine Gruppe edler, hilfreicher, guter und gutaussehender Frauen Familie* spielen. Sehr physisch, sehr anschmiegsam. In gedeckten, aber sichtbaren Farben, weichen wolligen fließenden Stoffen, in einem Massachusettser Cottage, überschaubar groß (vor allem im Vergleich zum gegenüberliegenden Herrenhaus), aber innig, wohlig, gemütlich, herzenswarm. Temporär vaterlos (der amerikanische Bürgerkrieg ist gerade zu Ende, der gute Unionsoffizier-Vater abwesend und noch mit den Nachwehen beschäftigt), was die gute Mutter (Laura Dern, hach!) aber mehr als wettmacht. Die Jahreszeiten sind wie in der Erinnerung von Kindern, die Sommer endlos, die Winter schneereich mit zugefrorenen Schlittschuhteichen und Herbst ist so newenglandish, wie ein Herbst nur sein kann (sehr hach!).

Alle Töchter haben Talente (Schreiben, Malen, Schauspielen, Musizieren), alle üben sie auf Laienniveau aus. Als Profession und zum Verdienen eines Lebensunterhalts natürlich nicht. Sie sind schließlich Frauen. Jo (Saoirse Ronan), die unruhigste und zornigste von allen, will das nicht länger gelten lassen – Gerwig wendet einen sehr hübschen Kunstkniff an und läßt sie schließlich die Geschichte ihrer Familie und ihrer Schwestern erzählen.

Achtung, Spoiler:

Sie erzählt eine Emanzipationsgeschichte, denn jede Schwester entscheidet über ihren eigenen Weg. Und jeder Weg ist richtig. Meg (Emma Watson) heiratet unter Stand und gründet eine Familie, Amy (Florence Pugh) erkennt früh, dass sie kein Pinsel-Genie ist und entscheidet sich, nicht zuletzt den Ratschlägen ihrer – ein gutes Leben lang alleinstehenden – Bißgurkentante (Meryl Streep, Dauer-Hach!) folgend, reich zu heiraten. Allerdings nicht den Kandidaten, der für eine Vernunftehe vorgesehen war, sondern einen, den sie liebt. Dass es zufällig der kleine Lord von gegenüber (Timothée Chalamet) ist und sie sich dafür fast mit ihrer ältesten Schwester überwirft? Nun ja. Die Pianistin Beth (Eliza Scanlen), ein ganz liebreizendes Kind, überlebt eine Scharlachinfektion nicht, bringt aber beim Begräbnis die Familie wieder zusammen. Und Jo? Jo erbt reich von Tante Meryl, wird Schriftstellerin und es könnte sein, dass sie Beruf und Ehe/Familie unter einen Hut bringen wird. Das läßt der Film netterweise offen.

Klingt irgendwie kitschig. Soll man sich das ansehen? Ja, soll man. Louisa May Alcott ist eine Schwester Jane Austens im Geiste und beide Frauen Kinder ihrer Zeit. Und der waren sie beide weit voraus.

* Das ist wieder so ein Film, der einen mit der Frage zurückläßt, ob die Academy, wenn es je wieder Oscars gibt, nicht endlich doch eine Kategorie “Casting” aufnehmen möchte.

Nachtrag: weil eine Freundin die Produktion schon viel früher gesehen hat und viel von Mode und Trends versteht, hat sie diesen Link gefunden https://www.ravelry.com/patterns/library/beths-shawl-3 und ich habe zu Weihnachten einen ganz wunderschönen Schal (vielmehr: Brusttuch) bekommen. Klar, dass ich den Film schon allein deswegen endlich anschauen mußte…

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