Im traurigen Monat November war’s, die Tage wurden trĂŒber, der Wind riĂ von den BĂ€umen das Laub… Ă€h, halt. Nein. Ich wollte nicht einen GroĂen zitieren, sondern selbst ein paar Momentaufnahmen aus den 2 x 500 Kilometern HunsrĂŒck und ZurĂŒck teilen.
Der spĂ€te November bringt es mit sich, dass man immer noch weiter von MĂŒnchen wegfahren muss, bis es endlich Tag wird. Mit dem ĂŒberraschenden Nebeneffekt, dass eine grundhĂ€Ăliche Stadt wie Pforzheim in der Senke auf einmal einen ganz eigenen Charme entwickelt. Von oben hineinschrittgefahren, begleitet der mĂŒde Blick der Reisenden die noch ĂŒber der Stadt stehende Nebeldecke bei ihrer Aufösung. Mir ist, als sollte ich einzelnen Sonnenstrahlen applaudieren, die, schon durchgedrungen, das eine oder andere GebĂ€ude und (der mit dem besten Geschmack) einen schon fast entlaubten Stadtpark ins Rampenlicht heben. Dass Pforzheim schön sein kann, ist eine der ĂŒberraschendsten Erkenntnisse dieser Novemberreise. Sie hĂ€tten es dorten aber mit dem Stau fĂŒr die Bewunderer nicht ĂŒbertreiben mĂŒssen.
Ich fahre bei und schaue um mich und denke so vor mich hin, dass die Leitungen zwischen den Hochspannungsmasten mit den schwarzen Plustervögeln darauf wie Notenlinien anmuten. Wahrscheinlich, denke ich weiter, klingt die Melodie wie eine Komposition aus dem Hause Hasselhoff, nur mit modifiziertem Text “Wir hau’n ab in den SĂŒden…”. Wenn ich ein Vöglein wĂ€r, ich tĂ€te es ihnen sofort nach. NĂ€mlich. (Ich bin um 04:00 Uhr nachts aufgestanden und habe jedes Recht, Schwachsinn durch mein Hirn wehen zu lassen.) Ăberhaupt: Vögel. Weise Tiere. Speziell Zugvögel. SpĂ€ter werde ich auf den Brachwiesen im Dörther Industriegebiet den kreischenden Sammelruf der WildgĂ€nse ins Ohr gedemmelt bekommen, der die nahende Abflugzeit anzeigt. Von wegen dumme Gans!
Dann arbeiten wir drei Tage durch und am Ende des dritten Tages ist Heimfahrt angesagt. SpĂ€ter als geplant, wie immer, dafĂŒr im richtig dichten Tiefnebel.
Den zweiten Teil will ich also dem Nebel widmen. Und BĂ€umen. Der Nebel hatte sich schon den ganzen Nachmittag angeschlichen und uns, die wir harmlos auf einem letzten Sonneninselchen auf dem Hof rauchten, quasi umzingelt. Dazu denke mir meinen Stephen King. SpĂ€ter, auf der Fahrt, als er um WindrĂ€der wabert und noch spĂ€ter, als nur noch vereinzelte BĂ€ume am StraĂenrand erkennbar sind, meinen Eichendorff.
Biologen seis ins Stammbuch geschrieben: bei BĂ€umen unterscheidet man zwischen denen, die loslassen können und nur noch kahle Ăste ins Nebelgewaber recken und Eichen. Die klammern und tragen ihr BlĂ€tterkleid in einen so sehr herrlichen grandiosen gold-gelb-erdig-sonnigen Farbton, dass ich aus dem gerne meine gesamte wolligwarme Wintergarderobe geschneidert bekĂ€me.
Als ich dann endlich daheim bin (nachdem ich die Scheiben meines armen, treulich in der KĂ€lte wartenden Autos freigekratzt habe), denke ich mir noch schnell meinen Hesse und dann gehe ich schlafen.
Im Nebel
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den anderen,
Jeder ist allein.
Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fÀllt,
Ist keiner mehr sichtbar.
Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allem ihn trennt.
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.