Wasser? Klar, Wasser kommt aus den Wasserhähnen, der Dusche, dem Klo. Stimmt. Und zwar dann, wenn jeden Tag, jeden Morgen und jeden Abend der benzinbetriebene Generator angestellt wird und jeweils mindestens eine Viertelstunde lang laut durch die ansonsten sehr stille andalusische Landschaft lärmt. Der Generator nämlich betreibt eine Pumpe, die das tiefliegende Grundwasser nach oben pumpt und die Zisterne wieder auffüllt.
Das ist aber nur das Nutzwasser. Damit Trinkwasser ins Haus kommt, lädt Karin den Kofferraum voll mit 5-Liter-Kanistern, fährt in den Ort und befüllt sie an einer der vielen dortigen Trinkwasserquellen mit dem guten Algodonaler Wasser. Am liebsten in der Fuente Alta (hat dem Vernehmen nach das wohlschmeckendste, beste und reinste Wasser), aber zur Not geht auch eine der anderen. (Fuente Baja, Fuente Cristobal Gómez, Manantial de los Dornajos, Fuente Cabera, Fuente Orihuela und Fuente de las Víboras.} Super Wasser. Aber auch super kalkhaltig. Vor dem Genuß empfiehlt sich gründliches Filtern, damit man nicht mit dem Algodonaler Wasser auch die typisch Algodonaler Nierensteine bekommt. Ein Dutzend 5-Liter-Kanister Wasser reicht bei drei Menschen, einem Hund sowie einem großen Container voller einzulegender Oliven, die täglich zwei Mal gewaschen werden wollen (wofür jeweils ein Kanister draufgeht), für ungefähr zwei bis höchstens drei Tage.
Strom kommt aus der Steckdose. Aber nur, wenn die Sonne scheint und die Sonnenkollektoren auf dem Dach ihr Ding getan haben. Was dann in den Batterien ist, reicht für ca. drei Tage. Wer allerdings an einem bewölkten Tag Brot toastet oder einen Wasserkocher verwendet, der hat sein Gastrecht ganz schnell verwirkt. Ist der Himmel nämlich bewölkt, was zwar im Sommer so gut wie nie, im Herbst gegebenenfalls manchmal, im Winter (der hier offiziell spätestens am 1. September beginnt, wenn die Andalusier ihre dicken Wollpullis entmotten) jedoch durchaus mal vorkommt, dann ist das Haus ohne Strom und die Romantik hält sich am 3. Tag bei Kerzenlicht doch in Grenzen. Darüber hinaus gibt es noch ein Windrädchen, das sich im Rahmen seiner bescheidenen Kapazitäten durchaus bemüht – für eine Scheibe Toast die Woche würde es vielleicht reichen. Wenn der Toaster nicht für Touristen unauffindbar versteckt wäre…
Alles, was nicht roh gegessen werden kann, wird auf dem Gasherd bzw. im Gasbackofen zubereitet. Bei ersterem ist gerne gerade dann die Gasflasche aufgebraucht, wenn das Essen eigentlich in ein paar Minuten fertig wäre. Bei letzterem gibts entweder Ober- oder Unterhitze. Man bäckt also Aufläufe und Kuchen oder dergleichen erst mal mit Unterhitze, bis sie soweit gar sind, wechselt dann zur Oberflamme und dann zeigt sich, ob man über Brandschutzqualitäten verfügt. Ich habe jedenfalls noch nie einen Ofen gesehen, der so heimtückisch klammheimliche Freude daran hat, einen Kuchen zu verbrennnen.
Das Internet für den gesamten Ort wohnt hier oben auf dem Berg und wird ebenfalls von Sonnenkollektoren gespeist. Hier im Haus ist das Netz so schnell wie sonst in Großstädten nicht; ansonsten gilt: wenn längere Zeit die Sonne nicht scheint und die Winterstürme toben, kann keiner hier in der Gegend online einkaufen oder tun, was er sonst so im Internet tun täte. Keine Sonne, kein Internet.
Entsorgung ist auch so eine Sache. Das Müllauto würde den Teufel tun und sich über diesen steilen unebenen Pfad nach oben quälen, davon abgesehen, dass der Weg mit einem nicht geländegängigen Fahrzeug gar nicht zu schaffen wäre. Nein, die Algodonaler Stadtverwaltung hat ihren Ort mit vielen Müllcontainern in allen Farben zugestellt und wer Müll gemacht hat, bringt ihn da hin. Das heißt, für einen Gang ins Dorf wird das ganze Auto vollgepackt, und dann im Multistop-Verfahren der Abfall abgeliefert. Es gibt Recyclingtonnen für Glas, Papier, Kompost sowie für sonstiges Verwertbares (Plastik, Dosen etc.), außerdem große Kübel für Restmüll.
Karin hat sich inzwischen einen großen Gemüsegarten angelegt und immer, wenn wir in der letzten Woche gekocht haben, gabs eigenen Mangold und Mangold, Rukola, Basilikum, auch Mangold. Selbst die Obstbäume, die sie in ihrem ersten Jahr hier gepflanzt hat, tragen schon Früchte. Zwar im einstelligen Bereich, aber immerhin. Noch ein paar Jahre, und dann wird sie zur Erntezeit wie alle in den Tauschhandel mit der Nachbarschaft eintreten, weil einfach immer alles gleichzeitig reif wird. Auch in Andalusien. Dadurch sind wir dieser Tage zu einem Haufen Granatäpfeln gekommen. (Habe noch keinen Weg gefunden, sie wohlschmeckend mit Mangold zu kombinieren. Arbeite aber dran.)

Eier gibts bei der Nachbarin – so wie deren Hühner manchmal über die Hügel lärmen, möchte man meinen, sie legten mindestens Straußeneier. Das Triumphgegackere ist manchmal sogar noch lauter als das Bimmeln der Schafsglocken; man hat hier einfach keinen Moment Ruhe…
Aber zum Eierbestellprozess: Karin schickt per Wazzah eine Anfrage, daraufhin bestätigt die Nachbarin, dass man die Hühner mit der Produktion beauftragt habe und am nächsten Tag hängt eine Tüte voll Eiern (die Erfindung des Eierkartons hats noch nicht bis Andalusien geschafft) am Zaun unten oder wird gar nach oben gebracht. Meist mit einem Dutzend Eiern in sehr verschiedenen Größen (da kennt man leicht die Azubi-Hennen von den Voll-Profis); dieses Mal fehlte eines. Es sei den Damen Hühnern einfach zu heiß.
Die andere Variante ist der Einkauf im winzigen Lädchen bei der alten Eierfrau im Ort. Geht ohne Voranmeldung, aber auch in Tüten. Die Eierschalen sind übrigens ausgesprochen schön eierschalenfarben und erfreulich stoßfest. Bis jetzt hatten wir nur Rührei, wenn wir Rührei wollten.
Der Bedarf an anderen Lebensmitteln läßt sich beim gutsortierten Bäcker, Supermarkt und Obst- und Gemüsehandel im Ort leicht decken. Mangold führen die allerdings nicht.