Neu auf Netflix: The Kominsky Method

Chuck Lorre, der “King of SitComs” (zB The Big Bang Theory und Two and a Half Men) tritt in seiner neuen Serie an, die Ehre der weißen alten Männer und Hollywoods zu retten. Das ist gar nicht so schwer, der Schlüssel ist Selbstironie. In acht an-einem-Abend-gut-wegguckbaren ca. 20-minütigen Folgen, macht er sich mit Alan Arkin (84) als erfolgreichem Produzenten und Michael Douglas (74) als gescheitertem Schauspieler und darum jetzt Lehrer (s. die gleichnamige Methode und viele Grüße an Herrn Strasberg) einen ganz großen Jux.

Die beiden alten Knacker haben erkennbar Spaß daran, alte Knacker zu spielen und walzen alle Unschönheiten (die Frau stirbt nach mehr als 40 Jahren glücklicher Ehe) und Zipperlein (ein ganz besonderer Genuß: Danny DeVito als Uruloge) dieses Lebensabschnitts gründlich breit. Das hätte auch in einer Dokumentation über Trauerbewältigung und Prostatabeschwerden enden können. Tut es aber nicht. Lorre und seine Protagonisten kriegen den Spagat zwischen Drama und doch lieber Komödie sehr punktgenau hin. Auch das Elend der Nachgeborenen bekommt ausreichend Raum: die Agenten-Tochter (ganz wunderbar: Lisa Edelstein) wird zum nunmehr hmpfzigsten Mal in eine Rehab-Einrichtung eingeliefert, die Schauspiellehrertochter (herrlich: Sarah Baker) ist ihrem nicht altern könnenden Vater mehr Mutter als Kind. Gerade und besonders, als er es, nach drei gescheiterten Ehen, wieder mit einer Frau (klug und komisch: Nancy Travis, 57) versucht, die nicht seinem üblichen Beuteschema (“nicht älter als meine Tochter”) entspricht. Es schadet der Serie auch nicht, dass Lorre und sein Ensemble Hausnamen sind – ich glaube, man hat sich um die Gastrollen gerissen.

Also falls wer sich einen netten Abend machen will und guten Schauspielern dabeizusehen, wie sie vom Blatt spielen (ein amerikanischer Kritiker hat das Konzept sehr treffend mit “Malen nach Zahlen” beschrieben), nur zu. Unterhaltsamer als vieles, was gerade so läuft, ist die Kominsky Methode allemal.

(Ich habe viel mehr lachen müssen als bei den trüben Münsteräner Tatorten. Nämlich. Und ja, die haben sich das Nachtreten verdient.)

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