Heute hatte ich meine ersten zwei Hausbesichtigungstermine; die Terminvereinbarungen dafür sind eher formlos – das Haus steht einfach an einem bestimmten Tag zu einer bestimmten Zeit einem jeden, der es ansehen will, vom Keller bis zum Speicher zur Verfügung.
Soweit zur Theorie. In der Praxis standen Shirley und ich nach vielen Irrwegen (sie ist nicht die schnellste, wenn es darum geht, auf unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren – etwa wenn ich rechts und links verwechsle) vor einem Zaun, an dem ein Zettelchen appliziert war “open house canselled sorry” (genauso). Hmmm. Dann halt nicht.
Nächste Station: das offene Haus in der 2nd street in San Bruno. Das haben wir (sehr gutes Omen) mit nur ein einziges Mal Verfahren gefunden (Shirley wollte unbedingt auf den Gleisen der CalTrain einen U-Turn haben und wurde bockig, als sie ihn nicht bekam). In der Tür stand “Hi I’m Bob” (das “o” ausgesprochen, wie es ein heftig an Brechreiz leidender Frosch nicht schöner könnte). Bob, mein Realtor, mit einer Neigung zu wildwucherndem Euphemismus. Wenn Tarantino in seinem nächsten Film außer Till Schweiger noch eine Hackfresse braucht – ich hätte da wen für ihn.
Das Haus selbst ist ein wenig heruntergekommen, ein Traum für jeden Heimwerker und hat alles, was ich gerne hätte, mit Wohnküche, 2 Schlafzimmern, einem Wohnzimmer und darüber hinaus eine Riesengarage mit einem zusätzlichen Lagerraum, durch den man den einzigen Zugang in den Garten hat. Der Garten ist vollkommen verwildert, dem Gras ist nur noch mit einer scharfen Sense beizukommen und die paar versprengten Bäume, die drinstehen, würden sich auch wohler fühlen, wenn man sie ein wenig zurecht stutzte. Mit ein paar Kübeln Seifenwasser, ein paar Eimern Farbe und entsprechendem Elan könnte man aus dem Ding ein echtes Schmuckkästchen machen. Leider gibt es keine Bilder, dafür war Bob überhaupt nicht zu haben. Ich habe also eine “Application” abgegeben und wenn Bob morgen seinen Dienst an der Allgemeinheit absolviert haben wird (er ist zum Schöffen bei Gericht berufen worden), dann wird er sich melden. Ich hätte gute Lust, mich auf dieses Abenteuer einzulassen. Mit mir noch ca. weitere 20 Bewerber.
Ich habe mir im Anschluss an die Hausbesichtigung noch die “San Bruno Avenue”, also die Einkaufszeile angesehen, auch in Hinblick darauf, wo man denn mal was essen gehen könnte und welche Einkaufsmöglichkeiten es in Fußentfernung gibt. Erfreulicherweise gibt es von allem alles, zum Beispiel auch ein Möbel-Verleihhaus, das vielleicht eine ganz interessante Option ist, wenn ich denn am Wochenende schon einziehen könnte. Die Schilder an den Gebäuden sind immer zweisprachig, Englisch und Spanisch und die Menschen auf der Straße neigen eher nicht zur Haute couture. San Bruno verhält sich zu Palo Alto ungefähr so, wie Sendling zu Grünwald. Paßt.
Die CalTrain-Station ist ca. 8 Gehminuten vom Haus entfernt, mit dem Auto sind es ca. 20 Minuten in die Stadt (ins Büro), der Flughafen ist nicht weit und man ist aber auch gleich draußen im Grüneren.
Ich bin sehr gespannt, was ich machen werde, wenn ich den Zuschlag erhalten sollte.
Mein Lieblingsspruch heute, gelesen auf einem T-Shirt: “sure! let me drop everything to solve your problem”