Halloween in San Bruno – Nachlese

Kurz nach Einbruch der Dunkelheit kamen die Kinder vom Eckhaus vorne an der Straße, in großer Eile und Alltagskleidung. Nur flott Süßigkeiten abgreifen und fort waren sie. Ich habe mir meine Irritation damit wegargumentiert, daß diese Blagen eine Ausnahme sind und die nachfolgenden sich an die Tradition halten werden: Verkleiden, Klopfen UND Klingeln, “Tickateet” rufen, Candy einsacken, “Thank you” sagen und schnell weglaufen. So war’s dann auch, die Anfänger-Kiddies waren mit Halloween-inspirierten Kürbissammeleimerchen oder Tüten ausgerüstet, die Fortgeschrittenen mit Kissenbezügen (weitaus mehr Fassungsvermögen), die Profis hatten Mama und das allerkleinste Geschwisterchen im Kinderwagen mit und ließen ihre Beute schieben statt selbst zu tragen.

Anders als angenommen, waren die San Bruno-Mädchen nicht alle als Frozen-Elsa kostümiert, sondern hielten sich bei ihren Prinzessinenkostümen an die klassische Zigeunerinnenbild-im-Elternschlafzimmer-Farbkombination Negro y Rojo und ausnahmsweise mal Glitzerpaillettenlila. Die kleineren Kinder trugen entweder Verkleidungen zum Reinwachsen oder die ihrer großen Geschwister auf, bei jeder Gruppe verstolperte sich mindestens eines beim traditionellen Weglaufen in seinem überlangen Gewand, fiel auf die Nase  und mußte dann von den Älteren mit Extra-Süßigkeiten getröstet werden. An sich keine dumme Strategie. Sehr nett war ein Grüppchen, wo der Vater sich nicht mehr einkriegte, daß ich HubbaBubba-Kaugummis* in der Schüssel hatte und für sich selbst auch einen erbettelte. Mit dem vollen Programm von “Trick or Treat” und “Thank you. Thank you so much!” und “Happy Halloween” aufsagen. Da hat sein Nachwuchs aber ganz groß geguckt.

Den San-Bruno-Halloween-Award verleihe ich einer Gruppe von neun Kindern, die brav Schlange standen, um ihre Beutelchen füllen zu lassen und als ich sie dafür lobte, von einem Dreikäsehoch zu hören bekam: “We’re a gang! We’re organized.” Klar. Das weiß doch jeder. Gangs stehen an. Was sollten sie sonst tun? Dann kamen die Kinder vom Eckhaus vorne noch einmal, nun alle in schwarzen Capes und schlecht sitzenden Scream-Masken und als ich sie frage, ob wir uns heute nicht schon mal gesehen hätten, antwortet mir der Anführer, daß a) ja, und b) Mutter an allem Schuld sei, weil sie so unglaublich elendig lange gebraucht hätte, um “these crappy costumes” zu besorgen. Bestimmt ein Wunschkind.

So, es ist 21:00 Uhr, ich schließe meine Schüssel und während ich die Außenbeleuchtung ausmache und den Draht von der Fliegentür löse, kommt ein Mädel in Schuluniform angehetzt. “So sorry, I am late, our school bus broke down.” Großer Augenaufschlag. “Can I still trick or treat with you?” Klar, du armes Infrastrukturopfer. Nimm, was du tragen kannst.

* Ich hatte dieses Jahr zwei große Säcke “Willy-Wonka’s-Kid’s Choice”-Candy besorgt, mit rein amerikanischen Süßigkeiten. Ekelklebezuckerzeug, das ich nicht einmal mit der Kneifzange anfassen würde. War natürlich der totale Renner. Sam hat heute früh die letzte Handvoll gegen Karotten und Brokkoli eingetauscht.

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