Larger than Life

Ich komme noch aus einer Zeit, wo es üblich war, Dicke sofort nach Betreten eines Bekleidungsgeschäfts nach hinten in die Übergrößenabteilung abzudrängen und ihnen zügig was Sackartiges in Schwarz überzuwerfen, weil “das kaschiert”. Auswahl? Modisch? Stilvoll? Hübsch, gar? Alles Fremdwörter, wenn es darum ging, einen runden Menschen zu bedecken. Dann kam das erste Aufbäumen und “molly-chick”. Ein gräßliches Wort, das nur dafür stand, daß die schwarzen Säcke gegen grellfarbige in migräneauslösenden Blumenmustern aus Kunstfaser ausgetauscht wurden. Modisch oder gar zum Typ passend war immer noch nichts.

Schiere Profitgier trieb die Textilindustrie schließlich dazu, die durchaus finanzstarke Zielgruppe “Starke Frauen” zu umgarnen (hihi Wortspiel). Ein Abnäher hier, ein paar Zentimeter Stoff mehr da, gute Stoffe, vernünftig verarbeitet und das alles angeboten in einer Auswahl an Farben und Mustern, so wie es für Dünne schon immer üblich war. In den USA werden diese Modelle als “Woman” bezeichnet, kenntlich an dem *W* neben der (konventionellen) Größe und in Abgrenzung zu “petite” oder XS (Knochengestell bzw. Veronica Beckham). Ich habe mich allerdings immer schon gefragt, was das dann aus den anderen Frauen macht, die in der Konfektionsgröße irgendwo zwischendrin angesiedelt sind. Sind das keine Women? Soll aber nicht meine Sorge sein, denn jüngst hat ein Anbieter es hier echt auf die Spitze getrieben. Nix mehr übergroß oder molly-chick oder sonstwie verschämt. Bei denen heißt das: “Goddess Sizes available at no extra cost!”

Wahrscheinlich inspiriert von Freya, Juno und Hera, dem Vernehmen nach alle drei sehr gstandene Weibsbilder. Ob die da bestellt hätten?

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