Was tun an Ostern?

Man muß kein Hase sein, um Ostern so richtig in Streß zu geraten. Die jüdische Kollegin zum Beispiel jammert über heftige Magenbeschwerden, weil sie die ganze Woche lang jeden Abend ein opulentes Passover-Dinner in sich reinfressen muß; montags, wie’s die Tradition gebietet (http://bit.ly/Xh5rve) mit den Eltern, dienstags kommen Freunde dran, mittwochs die weniger engen Freunde und so weiter. Noch mehr jammert sie, daß sie nun den April über streng Diät halten muß, um ihr Pessachfett wieder lozuwerden (auch Tradition).

San Francisco bietet wie immer ein etwas anderes Feiertagsprogramm. Bei den “Sisters of Perpetual Indulgence” (die Schwestern vom immerwährenden Genuß) gibt’s ein “Jesus Christ Superstar-Sing-Along” und als Vorprogramm dazu den “Chunky Jesus Contest”; frei übersetzt suchen die Schwestern das schmuckeste Jesus-Pummelchen mit dem sparsamsten Kostüm (“all you hot and chubby Jesus wannabes, dust off your crown of thorns and loincloth, and show off your stuff as the best Son of God you can be”). Anschließend wird zum “Zombie Christ Easter Haunted House” geladen (Expect to see a disco inferno, a zombie last supper, killer bunnies and tons of strange, gruesome and sexy creatures). Ich weiß ja nicht, wie bibelfest die sind, aber einen perfekteren Einstieg in ein Zombie-Abendmahl als “Nehmet und esset davon, denn dies ist mein Leib…” kann es eigentlich gar nicht geben…

Ach ja, christliche Kollegen haben selbstverständlich am Karfreitag auf Fleisch verzichtet. Was möglicherweise weniger ihrer Strenggläubigkeit als dem Umstand zuzuschreiben ist, daß der Roast-Shop, ein Restaurant, das nach dem Motto “Fleisch ist mein Gemüse” betrieben wird, streng koscher ist und (selbstverständlich) in der Passover-Woche geschlossen hatte. (Wie auch Izzy, unser Bagelshop.)

Was könnte ich denn unternehmen? Mein Wochenendbuch, gestern nach meiner Yoga-Stunde im sonnigen Garten angefangen, habe ich heute früh ausgelesen (mehr dazu im nächsten blogpost). Auf Eiersuchen im Park, im Zoo oder bei den Rotariern habe ich partout keine Lust, selber verstecken und suchen ist doof und in der Kirche war ich letztes Jahr erst (http://bit.ly/ZvzI4x). Ein kurzer Blick nach Westen und ich mache meinen kleinen Bedarf an Wettervorhersage selbst: “No rain in Pacifica.”

Trotzdem, schnell noch Windbreaker und Möbiusschal auf den Rücksitz werfen (Nordkalifornien, da weiß man nie) und 20 Minuten später bin ich am Meer. Im straffen Wind (hah, recht gehabt!) stehen Möwen in der Luft wie schockgefrorene Balettcompagnien. Die Flut schlägt unermüdlich hohe Wellenberge ans Ufer, die sich um jedes Hindernis herum empört in Gischt versprühen und beim Zurückrollen emsig Blütenschaumflöckchen von den Algenfleckerlteppichen zupfen. Ein Seehund ärgert die Krabbenfischer und spielt mit ihren Ködern Rumschubsen-und-dann-ganz-schnell-Abtauchen und ich könnte schwören, daß er dabei breit grinst. Ich bin schon total verblasen und meine Wangen brennen vor lauter Wind, jetzt brauche ich ein Heißgetränk. Die Tür im Café auf dem Steg scheint zu klemmen. Nein, tut sie nicht, sagt mir der nette Barista, er habe gerade abgeschlossen. Och nö – und ich hab mich doch so auf meinen Kaffee gefreut. Ja dann, grinst er, eine Last Order geht immer noch und ich ergehe mich beglückt mit meinem Becher am Ufer und lüfte so recht aus.

Anscheinend hat sich endlich mal jemand meine Wetterbestellung notiert: ein schöner steter Landregen in der Nacht (für mehr ist der Boden schon wieder viel zu trocken) und tagsüber simpel Sonne. Geht doch!

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