Wassersport am Samstagmorgen

Dieses Mal haben scheint’s alle gepennt und deswegen habe ich nach der heutigen Stunde ein paar Optimierungsvorschläge für nächste Woche. Das Wetterzuständigkeitsamt hat seine Aufgabe immerhin zu 50% erfüllt, denn es war wieder sehr schön sonnig. Allerdings haben sie vergessen, den Eiswind aus Alaska abzustellen – und der kann es lässig mit dem sibirischen aufnehmen und läßt einen sehr bedauern, daß die gefütterte Fleecejacke in der Umkleide hängt. (Merke: Samstagmorgens keinen Wind machen!) Macht ja nix, ab ins Wasser, das ist schön warm. Ich wurde schon ein bißchen mißtrauisch, als beim Abnehmen der Babybeckenabdeckplane keine kleinen Dampfwölkchen aufstiegen und der erste Schritt in den Pool hat den Verdacht zur Gewißheit werden lassen: Der Poolheizzuständige war heute offensichtlich irgendwo anders unabkömmlich und konnte den Schalter in Burlingame nicht umlegen. Kalter Wind, kaltes Wasser, das sind bekanntermaßen alles keine Faktoren, die dazu beitragen, meine Laune zu heben. (Merke: Freitagabends den Pool anheizen!)

Wo bleibt denn bloß Desha? Ich friere mir hier trotz dem in weiser Voraussicht angelegten langärmligen T-Shirt und wildem Auf- und Abgehüpfe den Arsch ab und… ah, dahinten kommt sie angehetzt, mit dem roten Ghettoblaster auf der Schulter und freut sich riesig, daß immerhin eine Kursteilnehmerin erschienen ist. Wie schön, sie habe eigens die Namen aller Neuen memoriert, grinst sie, und heute sei sie damit besonders erfolgreich: “Hello Sabine, isn’t it a beautiful day today?” Mein bibberndes, zähneklapperndes “Well…” geht in ihrem enthusiastischen Wortschwall unter. Ist es nicht großartig, daß ich auch heute wieder Einzelunterricht bekomme? “You’ll love it! Because I do!” Sie sei ja nur deswegen später dran, weil sie soooo tolle neue Musik zusammengestellt habe und wir fangen auch gleich an, damit mir nicht noch kälter wird. On-Knopf gedrückt, doch das Gerät bleibt stumm. Es gibt auch keinen Laut von sich, als sie andere und dann mehrere Knöpfe drückt (und es hilft nicht wirklich, daß der Bademeister nebenher dem Becken die Temperatur mißt und sorgenvoll den Kopf schüttelnd “sixty-two”* murmelt). Dann los, ohne Musik. Wir machen das beste aus Kaltwasser und Eiswind und die heutige Stunde besteht im Wesentlichen aus Aufwärmübungen, unterbrochen von kurzen Yoga-Einlagen. Desha kann gar nicht anders als positiv denken und verspricht, daß mich das nicht umbringen, sondern nur stärker machen wird. Irgendwie bin ich willens, ihr das zu glauben, obwohl ich nach meinem Namaste wieder nur noch aus dem Becken kriechen kann.

Meinen hinkenden Abgang begleitet sie mit den Worten, daß es doch “awesome” wäre, wenn ich nun auch noch montags und mittwochs zu den “Sunrise Aerobics” käme. Gulp. Werktags? Früh um sieben? Darüber muß ich gut nachdenken.

 

* Ich kann immer noch nicht aus dem Stand Fahrenheit in Celsius umrechnen und mir ist zu Hause bei laufender Heizung nochmal ein Zusatzschauer über den Rücken gelaufen, als ich herausfand, daß die Wassertemperatur nur knapp über 16° C lag. (Das große Wettkampfbecken ist konstant auf 80F (26,5° C) beheizt und im Babypool wird man dafür schockgefroren. Aaarrggghhhh!)

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