Über den See und in die Wälder (Tahoe 2/2)

Weil die “Tahoe Queen” der einzige “authentic Mississippi paddlewheeler” auf dem Lake Tahoe ist, (logischerweise, also, wenn man amerikanisches Touristenmarketing logisch finden will) macht Mark Twain die Honneurs. In Wirklichkeit liegt es natürlich daran, dass die Kreuzfahrtbetreiber dem See nicht genügend Unterhaltungswert für eine Fahrt von zweieinhalb Stunden unterstellen und deswegen den Passagieren ein Programm geboten werden muss. Also unterweist uns der Kapitän in Seemannssprache (vorne am Boot ist “bow”, hinten “stern”, links und rechts heißen auf dem Wasser “portside” und “starboard”), dann fahren wir los und dann erzählt Mark Twain (weißer dreiteiliger Südstaatenanzug und graue Strubbellockenperücke) davon, wie er vor 150 Jahren den See erlebt hat (2 lesenswerte Kapitel aus “Roughing It”: http://bit.ly/nFYHdU). Er macht das sehr nett, unaufdringlich unterhaltsam und damit erträglich – ich hatte allerdings den Eindruck, dass außer uns nicht viele wirklich zuhörten.

Wir machen bei strahlendem Sonnenschein und vor beeindruckendem Bergpanorama (auf manchen Gipfeln liegt immer noch Schnee, was ich persönlich zwar grausig finde, sich als Photomotiv aber sehr gut macht) eine Rundfahrt von South Lake Tahoe (doch, doch, das gilt als Name für eine Stadt) zur Emerald Bay. Wun-der-schön. Die Wasserfarbe changiert, je nach Tiefe, von zarthimmel- über tiefkobaltblau, von türkis zu smaragdgrün und ist glasklar. Den Mitreisenden ist (außer viel essen und Schnäppchencocktails trinken) auch vorwiegend an Aussicht und Fahrt genießen gelegen; kaum einer macht Krach und jeder macht jedem Platz fürs besonders schöne Photo. Die Emerald Bay ist auf Augenhöhe noch schöner als von oben, Schmetterlinge flattern, Ospreys fischen Brutfutter, Zeder- und Blütendüfte kitzeln in Landnähe in der Nase… Schön ist das. Ganz einfach schön!

Das machen wir 1. bald noch einmal wieder und uns 2. auf den Heimweg. Über den Highway 4, den mir ein Bekannter jüngst sehr empfohlen hat. Serpentinensträßchen, die sich in engen Haarnadelkurven auf 9000 Fuß hinauf- und wieder hinunterschrauben. Tiefe Schluchten, dunkler Wald und als wir uns ca. auf 7000 Fuß einpendeln, ein See nach dem anderen. Und einer schöner als der andere! (Pars pro toto hier ein Bild vom Mosquito Lake.)

In Murphys (auch wenn es der Name nicht vermuten läßt), einem ausgesprochen hübschen Weinstädtchen südlich des Bear Valley lassen wir uns ein Abendmahl reichen und fahren durch die Vollmondnacht noch ein paar Stunden nach Hause.

(Ich fand ja früher, dass die Amerikaner spinnen, wenn sie mal rasch gute 5 Stunden Anfahrt für einen Wochenendausflug in Kauf nehmen. Aber man gewöhnt sich dran.)

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