Aus dem Vokabelheft

… und außerdemm sprechen wir alle fließend türkisch. Denn wer kennte ihn nicht, den Fachbegriff fürs Baumwollleibchen?

Genau. Es ist ein “Tişört”.

Silbentrenn-ung

Trenne nie Ram und Schware,
denn das ist zum Haare
ausraufen.

Aus der Rubrik: “Schlecht dichten kann ich selber.”

Jugend spricht

Der junge Mann vor mir beim Bäcker so zur Verkäuferin: “Genau. Ich nehm das Tomate-Mozzarella-Teil so to go. Genau.”

Vielleicht sollte ich anfangen, mich auf meinen Kindheitstraum (“Ich will Lehrerin werden”) zu besinnen und eine Masterclass in “Deutsch für Menschen unter 20” anzubieten?

Nimmer neu im Kino: “Cruella”

Eine schwer dominante sehr elegante Chefin in der Modewelt terrorisiert ihr gesamtes Umfeld, insbesondere den ihr treu ergebenen kahlköpfigen Majordomus (der Titel scheint mir am besten zutreffend) und die begabte mausige Nachwuchskraft mit der dicken Brille und der zotteligen Ponyfrisur. Adabei: ihre drei Dalmatiner. An diesem letzten Detail ist zu erkennen, wie frech Disney den Prada tragenden Teufel gekapert / geklont / geklaut hat und jetzt so tut, als handele es sich um eine Fortsetzung des 60er-Jahre-Vielmehrhunde-Zeichentrickfilms.

Dame Emma Thompson gibt mit erkennbarem Spaß* an der grausamen Freud die “Baronesse”, Mark Strong ihren Stanley Tucci und Emma Stone das Hascherl mit dem Vivienne-Westwood-Twist. Der Film ist bis in die Nebenrollen sehr gut besetzt und eigentlich auch nicht ganz ununterhaltsam, ach was, er ist recht lustig und schmissig und immer wenn aus der Graumaus Estrella die Cruella mit den Zebrastreifenhaaren wird, sind die Bilder, Musik und Kostüme toll. Ich will ihn hauptsächlich nicht mögen, weil Disney sich wieder so derart schamlos an anderer Leute Erfolgen bedient und sie vereinnahmt. Ja, gut erkannt, mein Mary-Poppins-Trauma sitzt tief.

Man kann sich das trotzdem ansehen. Muss ja nicht jeder meinen Hass auf Disney teilen.

* Wer “Don’t look up” gesehen hat, weiß, wie sie das macht… (s. hier: https://flockblog.de/?p=45886).

Gelesen: John Green – “The Anthropocene Reviewed”

Stell dir vor, es ist Pandemie. Du bist isoliert und unwissend, verunsichert und du hast Zeit. So wahnsinnig viel Zeit. Der Schriftsteller Green hat einen Kopf voller Gedanken, Fragementen, Ideen, Fragen, Nachdenkereien und, wie alle ab März 2020, so wahnsinnig viel Zeit, zu recherchieren, weiter nachzudenken und einen ganzen Kessel Buntes zusammenzuschreiben. Über Hotdogfreßwettbewerbe und Höhlenmalerei, “Mein Freund Harvey”, Diet Dr. Pepper, den FC Liverpool, Monopoly und seine Lieblingsband. Und. Und. Und.

Green hat seine berufliche Laufbahn als Literaturkritiker begonnen und Unmengen gelesen, kein Wunder, dass es in jedem dieser Essays von Zitaten nur so wimmelt. Er sagt dazu im Nachwort (frei übersetzt): “Mir will scheinen, dass das Buch voll von Zitaten ist – möglicherweise sogar übervoll. Ich bin halt selbst überfüllt mit Zitaten. Lesen und Wiederlesen sind mein Lebenselixir.”

Kenn’ ich. Kenn’ ich nur zu gut. Bis ich allein die Literaturliste aus den Zitaten abgearbeitet haben werde…

Er erwähnt, dass die deutsche Übersetzerin für die hiesige Variante den Titel “Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?” gefunden hat. Sehr treffend. Es liegt in der Natur der Sache, dass einen nicht jeder Artikel anspricht. Wer Zeit hat, lese, und finde heraus, welche bei ihm oder ihr Saiten zum Klingen bringen.

Gelesen: Abbas (Photos), JD Morvan (Autor), Rafael Ortiz (Artist) – “Muhammad Ali, Kinshasa 1974”

Mit dieser hochinteressanten Collage aus Photos, begleitendem Text und Graphic-Novel-Elementen setzt Morvan gleichermaßen dem MAGNUM-Photographen Abbas wie dem auch als “Rumble in the Jungle” bekanntgewordenen Comeback-Kampf Alis gegen “Big George” Foreman ein sehr berührendes Denkmal.

Das werde ich nicht öfter lesen und anschauen wollen, aber für diese erste und einzige Mal hat es sich gelohnt. Well done.

Aus dem Vokabelheft

In einem der Bücher, die ich gerade lese, kommt ein Mafioso mit dem wohlklingenden Alias “Mangione” vor. Beruflich ist er sehr erfolgreich mit großem Output als “Assassinato” tätig, seine Freizeitbeschäftigung besteht im wesentlichen aus Fressen, Saufen, Huren, daher wird der Name wohl irgendwas in der Richtung von Prasser, Vielfraß oder dergleichen bedeuten. Ich schaue natürlich trotzdem nach und bin a wengele überrascht, nichtsdestotrotz erfreut, weil ich sofort einen blogpost reifen sehe:

Die Wahl gehabt…

… und heute Abend um kurz nach sechs werde ich ja dann sehen, was meine Mitbürger so angekreuzt haben.

Aus der Grund- und Mittelschule in Hadern ist zu berichten, dass die Wahlbeteiligung recht rege wirkte, sowohl zum Eintritt ins Wahllokal (Klassenzimmer der 2a) wie auch zur Stimmabgabe stand man ein paar Minuten lang an.

Auf dem Rückweg in den Vorgärten erfreulich viele Schneeglöckchen und leuchtend gelbe Winterlinge gesichtet, außerdem ist die Natur wieder sehr viel lauter als noch vor ein paar Wochen. Wenn schon sonst nichts gewiß ist: der Frühling naht auf jeden Fall.