Ich glaube, bei dieser Produktion war es so:
Ein Zoom-Call. Adam McKay fragt in die Runde: “Könnt ihr mich hören? Halloho? Meryl? Leo? Jennifer? Cate? Rob? Jonah? Mark? Thimotée? Tyler? Ron? Alle da?” [Bestätigendes Gemurmel.] “Su-uper! Dann schnell, bevor hier das Internet wieder zusammenbricht: es muss flott gehen, wir müssen vor Dreikönig 2022 rausgekommen sein, weil, naja, ihr wißt schon. Jahrestag. Sturm aufs Kapitol und so. Die Youngster-Zielgruppe habe ich mit Ariana und Kid im Sack, die kriegen wir. Ihr seid alle voll typgerecht besetzt, das spielt ihr im Schlaf. Ach was, spielen, chargieren langt. Ich erklärs euck kurz. Jennifer entdeckt, dass ein Meteorit auf die Erde zurast und sie in einem halben Jahr zerstören wird. Ihre Warnungen werden ignoriert. Dann volle Mediensatire, auch digital. Anschließend Sinneswandel, Meryl macht den Trump, aber besser. Schließlich Auflösung, Zerstörung. Aber Family Values. Sound good, oder?
Meryl, du bist meine Präsidentin. Typ Trump, aber in weiblich mit blonder Korkenzieherlockenfrisur. Tut mir leid, da musst du durch. Schau dir bitte ein paar Trump-Auftritte an. Ja, ist grausig, nochmal, tut mir leid. Aber dafür kriegst du eine Uber-Patrioten-Szene mit rot-weiß-blauem Feuerwerk auf einem Flugzeugträger, bei der sich alle Republikaner ärgern werden, dass sie ihnen nicht vorher eingefallen ist.
Leo, du verwandelst dich vom menschenscheuen Astronomie-Professor zum Medien-Drosten, das machen wir mit einer Rasur und Cate. Cate, du weißt, was du zu tun hast. Klamotten und Make-up gut tragen. Unterkühlt sexy. Das bist du. Das schaffst du.
Jennifer, erinnerst du dich an “Silver Lining”? Genau. Schnelle Stimmungsumschwünge, Verzweiflung, Fassungslosigkeit, auch mal Rumbrüllen. Ruf das wieder ab, aber in billig. Geht das?
Rob, du spielst mir “edel sei der Mensch, hilfreich und gut”, mit einer Prise BLM. Diverser wirds nicht. Jonah, von dir brauche ich Doppel-D, hihi, Don jr. & Doof – einfach zitieren, mehr ist das nicht. Ron. Rohon, hallo? Ron, du bist mein alter Patriotenpilot. [Beiseite: Schade, dass wir Bruce Willis nicht gekriegt haben.] Klar, mit Uniform und alles. Tyler, als du selbst. Timothée, Schatz, von dir krieg ich aufmüpfiges Surfer-Street-Kid, oder? Ja, Kappe mit Schild nach hinten, Superidee! Machen wir.
Mark, dich brauche ich leicht creepy. Denke dir Elon, Steve und Michael Jackson. Mit allwissenden Smartphones und Kiddies auf der Bühne, aber dabei Großkapitalist und Weltherrschaft. Kindliche Begeisterung gepaart mit Gruselgrausamkeit und Flüsterstimme. Spielst du, wenn man dich morgens um drei wachrüttelt mit links? Eben. Sag ich doch.”
Ein großartiger Cast.
Vollkommen vergeudet an das, was man bei Holly-Flix Satire nennt.
Die, die Trumps Magas “die Eliten an den Küsten” nennen, werden mit wahlkampfgesangsähnlichen Einlagen der tumben Mützenträger aus den Fly-Over-Staaten bedient, wobei “Don’t look up” (zu dem Kometen, der demnächst die Erde zerstört, den aber alle ignorieren, weil er gerade nicht auf die Agenda passt) verdächtig wie “Lock her up” klingt – kurz, es wird jedes Klischee gemolken. Ganz fürchterlich: Meryls Präsidentin raucht. Das ist in den USA bekanntermaßen nahe am Verbrechen. Nicht bei dieser Figur, die dafür auch noch Stimmzuwächse einheimst. Grausig.
Satire ist das nicht. Schon gar nicht, wenn man sich die Enden ansieht. [Vorsicht, Spoiler.] Die Guten essen um einen großen Tisch ein gemeinsam mit Bluts- und Wahlverwandten zubereitetes letztes Abendmahl und akzeptieren gefasst und reflektiert ihr unausweichliches Ende im Kreise ihrer Lieben, wobei die sonst für Thanksgiving reservierten “Wofür-ich-dankbar-bin”-Statements nicht fehlen dürfen. Die Bösen entkommen in ihrer Tycoon-Arche-Noah-Rakete zu einem erdähnlichen Planeten, entgehen aber auch dort der gerechten Strafe nicht. Hah!
What an utter shite!
@Netflix: Mit dir bin ich für dieses Jahr fertig. Mach mal wieder was Vernünftiges!