…liebt mich… liebt mich nicht…liebt mich…

Seit ich vorhin vom Parkplatz hinten in Solln weggefahren bin, frage ich mich, welcher Abzählreim der Person im Kopf herum geht, die rund um die Kopfstütze des Beifahrersitzes einen Strauß bunter Duftbäume in allen Geschmacksnoten appliziert hat.

(Nein, kein Foto. Hab mich nicht getraut. Der Fahrer saß drin. Und hat bei Bruthitze und geschlossenen Fenstern in seinem Potpourri mariniert.)

Nicht zu Ende gelesen: Hasnain Kazim – “Auf sie mit Gebrüll … und mit guten Argumenten”

Tja. Ich mag Kazim. Als analytischen Reporter aus ganz Südostasien, als Auslandskorrespondent des Spiegel aus der Türkei; seinen Beitrag zum interkulturellen Dialog und seinen klugen Witz in “Post von Karl-Heinz” schätze ich sehr.

Umso enttäuschender nun dieses Buch. Der jüngst berufene Moralphilosoph Kazim nämlich variiert auf knapp 200 Seiten den Lehrsatz: “Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu”. Da hat er natürlich recht. Nur so geht menschliches Zusammenleben. Aber diese Maxime in wortreichen Dauerschleifen zu wiederholen, trägt halt auch nicht dazu bei zu lehren, “wie man Pöblern und Populisten Paroli bietet”. Vielmehr lernt man, was man schon weiß: Volksverhetzer halten sich nicht an den Kategorischen Imperativ.

Es hätte mich mißtrauisch machen sollen, dass auch das Lesezeichen der geschätzten vorherigen Leserin ungefähr auf der Höhe steckte, auf der ich auch aufgegeben habe.

Lohnt leider nicht.

Gelesen: Berni Mayer – “Rosalie”

Bücher fallen für mich in ein paar wenige Kategorien – und nein, Herr Reich-Ranicki, “Frrrauenliterrraturrr” ist nicht darunter – es sind vielmehr die Bücher, die bleiben sollen, also jene, die ich nach dem Lesen bedauernd noch eine Weile in der Hand halte, weil unsere gemeinsame Zeit vorbei ist und bei denen ich mich jetzt schon auf Wiederlesen freue. Einzige Herausforderung in diesem Fall ist, einen passenden Platz im Regal finden, ein Projekt, das sicher die erste Zeit meines Ruhestandes in Anspruch nehmen wird. (Projekt Bibliothek in der Casa Flock.)

Im Gegensatz zur eben aufgeführten Königsklasse gibt es die Kategorie “Dreck”. Diese Machwerke unfähiger Schreib- und/oder Übersetzender werden dem Altpapier zugeführt, in der Hoffnung, dass die aus ihnen produzierten Zellstoffprodukte nicht gar zu rauh werden.

Last but not least: die “Wanderbücher”, bei denen einmal Gelesenhaben genügt. Nicht sooo schlecht, dass sie zum Papierrecycling müssen, nicht gut oder wichtig genug, dass sie bleiben dürfen. Ob sie in den roten Bücherschrank bei der Feuerwehr (Motto: “Geben und Nehmen”), zum Gebrauchtbuchhändler oder in die “Freundin-such-dir-aus-was-du-magst”-Tüte kommen, entscheiden Nuancen.

Aus einer solchen Tüte ist “Rosalie” in mein Leben gekommen. Hmmm. Fangen wir mit dem an, was gut ist: die Jugendsprache ist glänzend gelungen, die furchtbare Langeweile und der enge Horizont des Dorfes für Jugendliche ohne Mobilitätsmittel auch. Aber leider schafft es der Autor bis zum Schluss nicht, dass mich seine eigentlich nicht unspannende Geschichte wirklich interessiert. Es zieht und zieht sich, die Heldin ist zwar städtisch bleich und riecht nach Zitronen, bleibt aber seltsam konturlos, warum der Held und Ich-Erzähler Konstantin ist, wie er ist und wird, wie er wird habe ich bis zum Schluss nicht verstanden. Ja. Nein. Meins ist es nicht.

Bernhard Blöchl hingegen hat dem Werk in seinem Erscheinungsjahr 2016 eine ausführliche und liebevolle Rezension geschrieben, s. https://www.sueddeutsche.de/kultur/literatur-dunkle-kunst-der-liebe-1.3289801. So kann man’s auch sehen – wer will, darf sich aus meiner Wandertüte bedienen.

Kannitverstan

Auch wenn’s offensichtlich ein Schnäppchen ist – ich habe keine Ahnung, was mir mein Supermarkt hier verkaufen will…

Herrenoberbekleidung

Man fragt sich doch: Hätte Jesus statt Lendenschurz dieses Modell getragen, ob er die 33 nicht lässig überschritten hätte…

Sie sind schon sehr eigenartige Werber, die Mey&Edlichs.

Alleskleber

Werte Letzte Generation,
mit eurer Klebeaktion gestern habt ihr den Freund aus Amerika bösen Unbillen ausgesetzt und ihn für ein paar lumpige Essens- und Übernachtungsvoucher stundenlang in vielellenlangen Schlangen auf dem FRAport herumstehen lassen. Dafür, dass er dann einen vergeudeten Tag Lebenszeit auf seinem Zettel zu stehen hat.
Das bitte ich doch künftig bleiben zu lassen.
Danke.

Reklamation

Seit gestern früh schmeckt die Luft morgens schon nach Herbst. Offensichtlich ist der bestellte Sommer noch nicht geliefert worden. Ich bitte dies dringend nachzuholen.

Or else.

Sprachlehre

Man unterschätzt sie gerne, die Apostrophe und meist ist eher ein Zuviel als ein Zuwenig zu beklagen. Nicht so vorhin in dem Buch, das ich gerade lese. Hell be the judge of that. Stand da. Hätte sich der Säzzer wie vorgesehen aus dem Apostrophenbeutel bedient, dann wäre zu lesen gewesen, dass er sich in einer Angelegenheit selbst eine Meinung bilden wird (he’ll be the judge of that) und die Verantwortung dafür nicht an Luzifer delegiert worden.

Gender Studies

Angesichts des Schildes, welches “liebe Radfahrer” zu Wohlverhalten im Fußgängerbereich ermahnt, haben wir die Anrede gestern perfekt durchgegendert und werden sie zukünftig mit “liebende Radfahrende” überkleben.