“Unauthorized Exhibition – House of Banksy”

In der Tote-Stadt-Dystopie aus ehemaligen Konsumtempeln zwischen Hauptbahnhoflücke und Stachusbaustelle gibt es keine Waren mehr, sondern “Zwischennutzung”.

So auch die wirklich ausgesprochen gut gemachte Banksy-Ausstellung. Ich kann den Besuch wirklich nur empfehlen sowie auch die Mitnahme von hinreichend Trinkwasser, außerdem Fächer und am besten Sauerstoff in Flaschen. Man hat dort nämlich an alles gedacht, bis auf gute Übersetzungen der englischen Texte (aus “tainted children” werden “verdorbene Kinder” und so geht das munter mies weiter) und eine Lüftung.

Gelesen: Tom Gould – “Revenge of the Librarians”

Falls jemand noch ein Geschenk für seinen Lieblingsbücherwurm oder -würmin (??) sucht: das ist es! Tom Goulds Comic Strips sind witzig, anspruchsvoll und genau das richtige für diese G’scheidhaferl, die immer zu allem ein literarisches Zitat parat haben.

Mann, hatte ich Spaß!

Lesen! Lesen! Lesen!

Oder, s. o., verschenken. Mit dem Risiko, dass der so Beschenkte (generisches Maskulinum) einen permanent zwingen wird, das Buch mit ihm anzugucken. (“Das musst du dir anschauen. Ich erkläre es dir auch…”)

Aus dem Vokabelheft (Untersektion: Mißratene Werbung)

Ich habe nichts geht Anglizismen, wenn sie denn sinnig sind. Aber diese pseudomoderne arg verklemmte Anzeige da unten, die ärgert mich. Was, frage ich mich, wäre verkehrt an der Formulierung “Nie mehr furzen”? Oder meinetwegen “Furz ade!” oder so? Hmmm?

Vorhin, beim Wochenendeinkauf

Dass Fahnen von Balkons hängen oder an PKWs im Fahrtwind knattern, kennt man. Neu war mir die Variante des greisen Wackelpaares, das seine Rollatoren in den Nationalfarben geschmückt hatte.

Da kommt die ganze “AG Stimmung” nicht gegen an.

Gestern Abend in der Unterfahrt: Omer Klein und Sylvain Strauss – “Hidden Agendas”

Was für ein wunder-, wunder-, wunderschönes Konzert! Hach ad inf. (damit hätte ich dann die Höchstzahl an Hachs untergebracht und aus dem Weg).

Klein spielt alles, was Tasten hat und hat auf dem Flügel auch noch einen Aufbau an Schlagwerken, Strauss macht Klang mit Händen, Füßen, Drumsticks, Schlägeln, Besen, Glöckchen, Dings und Bums. Alleine der Moment, wenn er über seiner Zubehörauswahl sinniert, was denn nun passen könnte. Hach!

Wenn man die beiden Ausnahmekünstler zusammen erlebt, versteht man, warum es heißt, dass Musik gespielt wird (ja, ja, homo ludens und gscheid daher reden, lass ich gleich wieder). Denn sie haben ein mir bis dato noch nie unterkommenes Konzept. Einer fängt an, mit einer freien Improvisation oder Schubert oder einem Jazzstandard oder… und der andere hört sich rein und spielt dann mit. Da sind Klänge zusammengekommen, Töne und Rhythmen entstanden – ich habe noch nie ein Publikum mit derart glückverklärten* Gesichtern erlebt.

So schön. Vielen Dank!

* Den Begriff “glückverklärt” habe ich aus meinem Lieblingsgedicht von Morgenstern entliehen, das gibt es heute als Bonus oben drauf.

Die Mausefalle
Palmström hat nicht Speck im Haus
dahingegen eine Maus.
Korf, bewegt von seinem Jammer,
baut ihm eine Gitterkammer.
Und mit einer Geige fein
setzt er seinen Freund hinein.
Nacht ist’s und die Sterne funkeln.
Palmström musiziert im Dunkeln.
Und derweil er konzertiert,
kommt die Maus hereinspaziert.
Hinter ihr, geheimer Weise,
fällt die Pforte leicht und leise.
Vor ihr sinkt in Schlaf alsbald
Palmströms schweigende Gestalt.
II
Morgens kommt v. Korf und lädt
das so nützliche Gerät
in den nächsten, sozusagen,
mittelgroßen Möbelwagen,
den ein starkes Roß beschwingt
nach der fernen Waldung bringt,
wo in tiefer Einsamkeit
er das seltne Paar befreit.
Erst spaziert die Maus heraus,
und dann Palmström, nach der Maus.
Froh genießt das Tier der neuen
Heimat, ohne sich zu scheuen.
Während Palmström, glückverklärt,
mit v. Korf nach Hause fährt.

Hauptsache Smørrebrød

Als das Teams-Meeting zu Ende geht und man sich am Donnerstagnachmittag beim einen oder der anderen schon fürs Wochenende verabschiedet (freitags arbeitet, wer auf sich hält, inzwischen vorzugsweise von zu Hause), traut sich eine doch, schüchtern bei mir anzufragen, ob ich denn wohl am Wochenende auch Fußball schauen täte. Wer mich kennt, kennt auch meine Standardantwort, nämlich, dass ich mir nichts daraus mache, Männern dabei zuzusehen, wie sie mit Bällen spielen. (Frauen auch nicht.)

Weil ich aber zur Höflichkeit erzogen wurde, frage ich nach, wann “wir” denn spielen und bin ein bißchen überrascht, als mir, wie aus der Pistole geschossen, “Sonntag” zugerufen wird, weil selbst ich weiß, dass Schland am Samstag spielt. Hmmm. Die Falschaussage unkorrigiert stehen lassend (fällt mir schwer), erkundige ich mich nach “unserem” Gegner. Hektisches Tastaturgeklapper, dann die Antwort: “Schweden!” und schon etwas leiser “glaub ich. Die haben doch so eine Flagge mit einem Kreuz?” “Welche Farbe hat die Fahne denn?” “Na, so rot-weiß.” “Dann kann es ja eigentlich nicht Schweden sein…” merke ich mit sehr sanfter Stimme und langsamer sprechend an. Man glaubt nicht, wie nett ich sein kann, wenn mir wer Schwachsinn erzählt, ich glaubs ja selber nicht. “Nein. Vielleicht nicht… Hmmm…” denkt es auf der anderen Seite und möchte lösen: “Rot-weiß mit Kreuz? Die Schweiz. Wir spielen gegen die Schweiz.” Inzwischen habe ich selbst gegoogelt und korrigiere doch: “Nein, nicht Schweiz. Julians Jungs spielen gegen Dänemark.” Aufatmen am anderen Ende des Telefons: “Ach so, kein Problem. Das ist eh fast dasselbe wie Schweden.” Gleich zwei Nationen in einem Atemzug beleidigt. Hut ab. Früher wäre sowas ein Kriegsgrund gewesen.

Ich beschließe, am Samstagabend nach dem Anpfiff keine Überlegungen zum Zusammenhang zwischen IQ und Fußballfantum anzustellen. Schließlich kenne ich auch kluge Leute, die daran Spaß haben, sich die EM anzusehen. Bloß ich halt nicht.

Jedes Mal,

aber auch wirklich jedes Mal, wenn ich diese Anzeige sehe, denke ich an Jesus.

@alle Christenkirchen: Propaganda kann so einfach sein…

A Hard Night’s Day

Montagmorgen, viel zu früh. Ich verlasse den Aufzug, um zur Arbeit zu fahren, ein schweratmender junger Mann mit einer vollbeladenen Sackkarre drängelt herein. In den transparenten Tüten scheppern lauter bunte Dosen. Während ich mich mit eingezogenem Bauch irgendwie an ihm und seiner Ladung vorbei aus dem Lift winde frage ich: “Sind das…?”

“Ja. Alles Energydrinks. Gekühlt. Bis halb acht zu liefern.” Während sich die Aufzugstüren schließen, meine ich noch, möglicherweise neidvoll, zu hören: “Alter. Muß der eine Nacht gehabt haben…” Könnte aber auch sein, dass ich mir das nur gedacht habe.