ist, wenn auf dem Tresen des “Vegan Imbiss” ein stark läusebefallener Basilikum vor sich hinbebt.
Alles zu seiner Zeit
Was Menschen morgens halb zehn in Deutschland machen, darf als bekannt vorausgesetzt werden*. Was sie am Freitagnachmittag um drei in Hadern machen, erkläre ich euch jetzt. Am Freitagnachmittag um drei stehen sie, ein, zwei, viele Pakete mit sich führend, in einer endlos langen Schlange beim DHL-Shop am Haderner Stern an, und schicken zurück, was fleißige Paketboten im Laufe der zurückliegenden Woche bei Nachbarn abgegeben und vor Haustüren deponiert haben.
Am Wochenende wird wieder bestellt.
* @junge Menschen: Wißt ihr nicht? Ich sag’s euch: sie essen Waffelschokolädchen. Recherchiert selbst oder fragt einfach eure Eltern. Oder Großeltern. Ggfs. auch Arzt, Ärztin oder Apothekende.
Zins und Zinseszins
Neulich der freundlichen Vor-dem-Hungertod-Retter-Bäckerin um kurz nach achte abends das Rückzehnerl für mein Abendbrötchen erlassen. Gleich am nächsten Morgen auf dem Weg zum Auto zwei Fünferl gefunden, also Ausgleich.
Heute gleich ein glänzendes Fünzigcentstück aufgehoben. Also, wenn das bei allen Spenden zukünftig so funktioniert, dann gelobe ich, die großzügigste Geberin der Welt zu werden. Nämlich.
Getreu dem Sprichwort, das ich heute gelesen habe: „Ein wenig Duft hängt immer an der Hand, die Rosen schenkt.“
Blame It on the Weatherman
Die Temperatur in meinem Nordbüro beträgt morgens gegen dreiviertel acht immer so um die 17°C, weil diese Hausseite noch nie von auch nur einem Sonnenstrahl verwöhnt wurde und nur manchmal im höchsten Hochsommer ein bißchen Wärme und Licht vom Wellblechzaun gegenüber abstrahlt. Das muss so, sagt der Vermieter, denn die Heizung werde traditionell kurz nach Ostern abgestellt. So auch dieses Jahr. Abgestellt muss sie bleiben, denn a) wolle man die neu angeschaffte Wärmepumpe doch “schonen” und b) sei es ja nach drei Tagen um die Jahreszeit sowieso schon wieder warm.
Dem Manne das Phänomen Klimawandel und die Unsicherheit bisheriger Sicherheiten zu erklären, ist müßig, also habe ich bis dato noch nicht von Winter- auf Frühlings- oder wenigstens Übergangsmode umgestellt, sondern trage, wenn ich zur Arbeit gehe, die immer gleichen dicken Wollpullis, warmen Strümpfe und gefütterte Hosen wie seit Monaten, inklusive der Extra-Strickjacke sowie der Wolldecke für über die Beine, weil das Haus außerdem extrem fußkalt ist.
Inzwischen sind dem Geizkragenkerl offensichtlich doch zu viele eigene Mitarbeiterinnen (das ist nicht gegendert, weil es wesentlich mehr Frauen als Männer betraf) wegen Krankheit ausgefallen und die, die noch oder wieder da sind, jammern wohl zu laut, so dass er nun pro Büroraum, unabhängig von dessen Größe und Besetzung, großzügig einen strombetriebenen Heizlüfter zur Verfügung gestellt hat. Diesen Winzwürfel stelle ich nun jeden Morgen als erste Amtshandlung eines jeden Arbeitstages an und bis es Mittag ist, hat sich das kleine Ding heißgeblasen und die Innentemperatur auf 19°, an verrückten Tagen sogar bis auf 20°C hochgetrieben. Leider ist die Raumluft bis dahin so dermaßen schlecht, dass mir die Augen brennen und der Hals kratzt und der hochgewirbelte Staub meine Haare in alle Richtungen abstehen läßt. Außerdem habe ich Brandblasen an den Fingern, weil sich an diesem Billigstmodell der An- und Ausschaltknopf am allermeisten aufheizt.
Werte Wettergötter, bitte: habt Erbarmen! Wenn es irgendwie dienlich ist, opfere ich auch den Vermieter.
Hey, Mr. Postman
Ich warte seit Wochen auf die Bewilligung einer Behörde. Aber der Brief, der kummt ned, kummt ned. Hingegen schreiben mir Hinz und Kunz, Krethi und Plethi und seit neuestem auch Dieter und Georg. Letztere sind Oberbürgermeister respektive Mobilitätsreferent der Stadt, sorry, Landeshauptstadt München und haben sich Gedanken gemacht. Zum Beispiel darüber, was mich so umtreibt. “Vielleicht beschäftigt Sie gerade die Frage, wie sich im Ruhestand Ihr Alltag verändern wird?”
Dazu haben sie mir ein Hefterl geschickt. Darin steht alles, was ich über Gehen, Radeln, Fitness, Ehrenamt, Flohmarkt, Biergarten und anderen Spaß wissen wollen könnte, Hauptsache, den Hintern hoch und irgendwas unternommen.
Ich wollte die Idee eigentlich böse sarkastisch verreißen. Aber eigentlich finde ich sie nicht ganz doof. Ich werde das Magazin mal aufheben. Man weiß ja nie.
Im Lesen: Shehan Karunatilaka – “The Seven Moons of Maali Almeida”
Es handele sich bei diesem Buch, so ein Rezensent, um das wichtigste Werk srilankischer Literatur der letzten Dekade. Das mag so sein und ich bin wahrscheinlich eine fürchterliche Ignorantin, aber ich weiß so gut wie nichts über die Kolonialgeschichte des Landes und den nachfolgenden Bürgerkrieg zwischen Singhalesen und Tamilen (1983 – 2009) und die in dieser Zeit verübten Kriegsverbrechen.
Das macht es mir schwer, ein Werk zu lesen, dessen Held ein schwuler Kriegsfotograf ist, der gerade gefoltert und zerstückelt in einem See in Colombo versenkt wurde und jetzt aus einer Art Wartesaal zwischen Himmel und Hölle aus seinem Leben erzählt.
Ich werde bei Gelegenheit zu Ende lesen und dann berichten, aber jetzt erst einmal wieder was anderes dazwischen schieben, wo ich mit dem Kontext mehr vertraut bin und nicht ständig anecke.
Schland ist wieder da
Gestern beim Discounter, oh Mann! Elf in Plastik eingeschweißte Brutzelfreunde warten darauf, dass sich ihr Schicksal auf einem Grill erfüllt, gekrönt mit Siegersenf. Alles, was man beim Starren auf Monitore sinnlos in sich hineinstopfen kann, Chips, Flips, Stangen, Pretzels (Brezeln sind ja sooo letzte EM), Cracker, Nüßchen, Sonstiges, trägt mindestens patriotische Banderolen, oft aber auch noch fußballbezogene Namen. Ehemalige Weihnachtskugeln-dann-Schokoladenostereier tragen jetzt schwarz-weiße Muster und werden dem Fan als Choc-Balls untergejubelt. In den Kühltruhen wartet die trophäenbedruckte Meistermännerpizza (Schinken UND Salami UND Hackfleisch UND Pepperoni) auf ihren Pausenauftritt, für die Kleinen ist das Naschwerk geziert mit Maskottchen Albärt, das zwar inzwischen zu Hosen gekommen ist, darüber aber leider den Hals verloren hat.
Der Sieger für mich? Ein Lutscher in Deutschlandform, schwarz-rot-gold-gestreift, mit Zuckerperlen besetzt. Wenn das Ding einen Namen hatte, habe ich den leider verpaßt, beliebe es aber in guter deutscher Tradition Ed-von-Meisterschleck zu nennen.


