Fehlzündungen

Er habe ja, erzählt mir heute stolz ein Headhunter, immer mehrere Eisen im Köcher. Darum merke er nämlich sofort, wenn der gleiche Köder abbeißt.

So, und jetzt kommst du.

Aus dem Vokabelheft

Die russischstämmige Kollegin freundet sich so langsam mit dem im Unternehmen gesprochenen Denglish an. Wenn man sich zu einer Besprechung trifft, dann heißt das Meeting. Wenn an einem Tag gleich mehrere stattfinden, dann jongliert sie die Organisation von Meetingen.

Logisch, oder?

Vorhin im Literaturhaus: “Mr. Loverman” – Ein Abend mit Bernardine Evaristo

Mir hätte es lässig gereicht, einfach nur Ms. Evaristo lesen zu hören. In dem musikalischen Island-Singsang (“Island” hier so ausgesprochen zu denken wie weiland in Herrn Belafontes Lied vom “Island in the Sun”), der ihrem seit 50 Jahren verheirateten alten schwulen sexistischen karibisch-stämmigen Londoner Antihelden soviel Leben einhauchte.

Stattdessen musste man viel zu viel und viel zu lang den sehr selbstverliebten Moderator Tobias Döring und seinen entsetzlich präsenten Zustimmungslaute-Sound ertragen, der einen unwillkürlich an einen gerade mal noch geduldeten furzenden alten Hund unter dem Sofa denken ließ.

Gegen den den ins Deutsche übersetzten Text lesenden Stefan Merki will ich nichts gesagt haben. Der hat seine Sache sehr gut gemacht. Aber noch schöner wäre eben einfach nur Ms. Evaristos O-Ton gewesen…

Wenn der Algorithmus…

…sich nicht so recht entscheiden kann, zu welcher Zielgruppe ich wohl eher gehöre, zeigt er mir einfach alle Möglichkeiten:

Tja. Welches Schweinderl hättest denn gerne?

…oder ich fress’ dich.

Es ist früher Morgen, und vor den Nachrichten muss Bayern 2 noch das Trällerlied einer hoffnungsfrohen Musikerinnenkarriereaspirantin (Mia Aegerter) spielen.

Du hast mein Herz auf dem Radar
Wenn ich Dich brauche, bist Du da
Du schlägst hier jeden um Längen
Dein Ego hat höchstens Größe M

Jener hier so furchtbar bereimte und musikalisch eher mangelhaft gepriesene junge Mann hat, wenn man der Vortragenden glauben darf, nur einen einzigen Fehler: “Du kommst zu früh”. Mein Morgenhirn nimmt leicht verwundert zur Kenntnis, dass man im Bayerischen Rundfunk heutzutage anscheinend ungestraft Ejaculatio praecox besingen darf, bis nach drei Refrainschleifen flugs noch ein “in mein Leben” drangeflanscht wird. Ja dann. Dann gehts auch im BR.

Isso: “Die Uhren der Begierde schlagen nie nur selben Stunde.”
Zitat der Marquise Sowieviel, geschuldet meinem unwahrscheinlich guten Gedächtnis für Trivia sowie meiner frühjugendlichen “Angelique”-Lektüre.

Der Lenz ist da!

Auf dem kurzen Stück Heimweg, das mich über die Ausfallstraße Richtung Starnberg führt, drei (3!) röhrende Cabrios mit offenem Verdeck.

Schneefall in den nächsten Tagen ist damit ausgeschlossen. Muss ausgeschlossen sein!

Vorerst letzte Folge: “Poker Face”

Die eine oder der andere mögen sich erinnern, wie sehr begeistert ich vor ein paar Wochen war, als ich diese Serie mit Natasha Lyonne gerade ganz frisch entdeckt hatte, die anderen können hier nachlesen: https://flockblog.de/?p=47621. Hat sich nichts geändert. Immer noch total begeistert. Nicht alle Folgen sind gleich stark, aber alle sind sie gut bis sehr gut und auch die Auflösung in dieser nun letzten ist sauber gemacht, wiewohl sie die Tür zu einer nächsten Staffel nicht ganz zuschlägt.

Ron Perlman brilliert hier noch einmal als alter weißer Casinoboss und erlaubt sich alles, was eigentlich nicht mehr geht. Man in Black, der eine erwachsene Frau stets und konsequent nur “Kid” nennt, Riesenstetson, Schlangenledercowboystiefel, Westernbimmelgeklimmelkrawattenersatz – und er kommt damit durch. Schön ist das.

Meine allerliebste Lieblingsszene ist jedoch eine Montage. Sie zeigt Cliff Legrand (Benjamin Bratt), den Mann hinter dem großen Mann auf der Verfolgungsjagd nach Charlie. Erst ganz siegessicher und dann zunehmend degenerierend in Billigmotels mit Billigfraß vor Billigfernsehen auf immer absteigenderen Ast. Triple-Hach! Alleine dafür möchte man sich diese letzte Folge mehrfach ansehen.

Also los jetzt: Anschauen! Anschauen! Anschauen!

“And the Oskar Goes To…”

Wenn ich denke, dass ich früher immer alle Filme im Wettbewerb kannte und die Verleihsonntagnacht in einem Kino verbracht und durch jeden Oscar für Licht und Ton und sonstwas Istauchwichtiges gesessen habe, bis endlich die Darsteller drankamen, um dann unausgeschlafen in den Arbeitsmontag zu starten…

…dann denke ich mir, dass das Alter auch sein Gutes hat und es mir inzwischen vollkommen ausreicht, im Laufe der Folgewoche davon zu lesen, wer Preise bekommen hat und die Filme vielleicht irgendwann anzuschauen oder vielleicht halt auch nicht, ohne dass die Welt untergeht.

Bleibt die Erkenntnis, dass er recht hat, der Nobelpreisträger mit der Nölestimme: The Times They Are a-Changin’.