“Farmers Friendly Voice”

heißt der Newsletter unserer Autoversicherung und Jerry, der Versicherungsmakler, muß neulich in das Unwetter geraten sein, denn er überschreibt die aktuelle Ausgabe mit den Worten: “Rain, rain, go away – Driving is safer on a sunny day!”

Jerry ist auch schon aufgefallen, daß Regen das schlechteste im ohnehin verbesserungsfähigen kalifornischen Wagenlenker hervorbringt. Das liege daran, daß es im Regen nur noch zwei Sorten von Autofahrern gebe: die Angsthasen und die Rüpel (“excessively timid drivers and reckless drivers”.) Die Angsthasen sind zu langsam und schuld, wenn was passiert, weil andere sie überholen wollen. (“Excessively timid — This driver may overestimate the danger of weather conditions and drive at unnecessarily slow speeds causing the traffic to back up. This can increase the risk of rear-end collisions and cause other drivers to take inappropriate risks as they try to overtake the slower driver.”) Die Rüpel fahren einfach immer zu schnell, wurscht welche Witterungsverhältnisse herrschen, und sind deswegen schuld. (“Reckless drivers often ignore the risks posed by bad weather and may continue to drive at full highway speed despite reduced visibility or flooded roads.  Even with four-wheel drive (4WD), vehicles can skid, and when they do their high speed makes it much more difficult to stop.”)

Was also tun, wenn’s regnet? Da hat Jerry ein paar  Binsenweisheiten für uns parat:

  • First and foremost: slow down! It takes longer to stop or adjust in wet weather.
  • Keep your eyes on the vehicle in front of you.
  • Stay toward the middle lanes — water tends to pool in the outside lanes. (Das liegt nicht etwa daran, daß man seine Straßen so dumm baut… Neihein.)
  • Drive in the tracks of a car ahead of you.
  • Don’t follow large trucks or busses too closely — the spray created by their large tires reduces your visibility.
  • Don’t brake suddenly.
  • Correctly defog your windows.
  • Turn your headlights on even in light rain, fog or overcast conditions. They help you see the road and other drivers see you.
  • Don’t turn on your flashers; they are for emergencies only and may confuse other drivers.
  • Never drive through moving water and avoid standing water. (Das versuche einer hinzubekommen, wenn das Wasser wg. dummen Straßenbaus nicht abfließen kann… )

Aber Jerry ist nicht umsonst im Versicherungsgeschäft tätig: “Rain, rain, go away … but until it does, it’s a good idea to slow down and allow extra time to get to your destination. It’s also a good idea to call me so you can be sure you have the coverage you want to help protect yourself, your vehicle and your family.”

(Und zwar in dieser Reihenfolge, denn Ordnung muß sein.) Ich habe manchmal den Eindruck, Kalifornien fällt selbst auf sein Marketing von “Sunny California” herein und ist wirklich jedes Mal aufs Neue überrascht, wenn Nasses vom Himmel kommt.

It’s cool, man!

Hat man je schon mal einen so cool vom Hochseil stürzen sehen? (Joshua Tree National Park, vor zwei Wochen.)

Wenn man dann auch noch genau zur rechten Zeit auf den Auslöser drückt, dann hat die Sabine in ihrem Blog wieder ein Bild zum Angeben. Danke, Christoph!

“Meister Yodas Ende”

ist der Titel des letztjährigen Programms von Georg Schramm und zeigt, daß er immer noch der Godfather des deutschsprachigen Kabaretts ist. So brilliant böse, anrührend (August, der frischverwitwerte SPD-Schrebergärtner), sprachlich überlegen, belesen und bestens informiert und dabei aufrecht entrüsteter Moralist – ich kenne aktuell keinen, der ihm das Wasser reichen könnte.

Danke an Toni fürs Finden und Weitergeben.

Booooring!

Die Sonne scheint, der Wind bläst gerade recht zum Wäsche trocknen, das Haus ist wieder besuchsfein und der Stapel TIME Magazines ist weggelesen (wobei ich die Artikel über die Aussicht, daß Sick Rantorum der nächste Präsident werden könnte, mit klammheimlicher Freude weggelassen habe).

Ich hatte und habe für den Rest des Sonntags nichts mehr vor (außer Lebensläufe zu sichten und in der Firma wieder auf den Stand zu kommen) – life is good. Ein bißchen langweilig. Und das ist gut so.

Vacancy

Im verwaisten Gästezimmer liegt aktuell ein Stapel unbezogenen Bettzeugs herum und sieht ein wenig verkehrt aus. Dabei lägen frischgewaschene Bezüge und luft- und windgetrocknete Handtücher in den Schränken und das Häuschen ist geschrubbt und gewienert – bleibt die aus Gruselfilmen bekannte Frage offen: “Who’s next?”

Falls das wen zum Planen anregt: für Juli, August und November liegen unbestätigte Buchungen vor, für den September bestätigte. Das heißt: Mai, Juni, Oktober und Dezember wäre noch was frei. Also noch einmal: who’s next?

Après-Rain, Nachtrag

Die Straße in der ich wohne liegt ein paar Inches unter dem Meeresspiegel. Darum hat jedes Haus eine Pumpe, um das Regenwasser aus dem Backyard auf die Straße zu schaffen. Und deswegen hat sich heute Abend beim Heimkommen der schöne rote Sonnenuntergang vielfach in den Pumpseen gespiegelt.

Eigentlich ein schönes Bild.

San Francisco Airport – “Departures”

Wenn man am Mittwochabend um 6 Christoph und seinen Koffer durch die Drehtür entschwinden sieht und sich am Donnerstagfrüh vor 6 die Besuchsfamilie auf den Weg macht, dann ist das viel mehr Abschied, als man gemeinhin in einem 12-Stunden-Zeitraum zu ertragen wünscht.

Das ist so schlimm, daß Petrus gleich mitleidet und am Donnerstagabend ein derartiges Teufelsgewitter mit gleißenden weißen Blitzen, dröhnenden Donnerschlägen Marke Hauswackel und Sintflut-Sturzregenschwallmassen veranstaltet an dem jeder Welteruntergangsprophet einen Heidenspaß (geht das überhaupt?) gehabt hätte. Ich kann mich nicht erinnern, daß ich hier bisher je ein Gewitter und schon gar kein so heftiges erlebt hätte. Die „sump pump“ hat sich an den Rand der Erschöpfung gequietscht, in der Garage und vor dem Häuschen stehen Seen, ersterer eine wegwischbare Lache, letzterer im Ententeichformat. Ich erwäge das Anlegen von Feuchtbiotopen; die Frösche in der Nachbarschaft sind zusammen lauter als der Kirchenchor am Ostersonntag und auf dem Weg zum Bahnhof habe ich heute früh bei 40 Schnecken aufgehört zu zählen. Möglicherweise könnte ich sogar den Ameisen, die gerade wieder in Massen im trockenen warmen Badezimmer einfallen, irgendwie einen Aufenthalt in schmucker Seelage schmackhaft machen. Überhaupt, der Weg zum Bahnhof hat mich an einen Buchtitel aus meiner Kindheit erinnert „Und wieder spring‘ ich über Pfützen“.

Man hat es hier ja nicht so mit Straßenbau, mit Gehwegen noch weniger und deswegen läuft der Après-Rain-Fußgänger mit jedem Schritt Gefahr, mindestens knöcheltief, schlimmstenfalls halbwadenhoch im Wasser zu stehen. Weil die Gullies eng und verdreckt sind, stehen in den Rinnsteinen breite träge Flüsse, die man bei einem Straßenseitenwechsel notgedrungen durchpflügt. Slalom ist angesagt, selbst wenn man wie ich trockene Reservesocken und – schuhe im Rucksack mit sich führt.

Meinen Gästen Dank, vielen Dank, daß ihr da wart. Kommt bald wieder!

(Eine kleine Ermahnung an Christoph hätte ich allerdings: schlechtes Wetter mußt du weder mitbringen noch gar dalassen. Du hattest doch versprochen, jedweden Regen nach Bayern mitzunehmen??)

Hase und Löwe

Nach den Hasen kommen die Löwen, das weiß doch jedes Kind. Die tummeln sich nämlich unter dem Boardwalk-Pier in Santa Cruz, heißen mit Vornamen alle “See” und blödeln sehr photogen im Wasser umeinander.

Außerdem gibts da noch einen schönen Strand und einen Vergnügungspark. Und weil die amerikanischen Kinder alle Spring Break haben, ist auch am Montag überall ordentlich was los.

Ostereier gibts montags

Mein liebes Kind, das mußt du der Tante einfach glauben; mit Ostern in Amerika ist das genau wie mit Weihnachten: deutschen Kindern wird am Heiligen Abend vom Christkind beschert und die hiesigen haben am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertags von Santa wohlgefüllte Strümpfe am Kamin. Deswegen, und weil der Flug so lange und “die Zeit verschoben” ist (hat Elena messerscharf erkannt), kommt hier der Osterhase erst montags.

Elena hat heute früh lauter amerikanische Süßigkeiten gefunden: Zuckerwatterhasenpuschelschwänze, eine Karotte voller Eierkaugummis, mit Marshmallows gefüllte Schokolade, ein Plüschhasi mit Schokoladenduft und Blecheier voller Poptarts. Der Ami-Hase versteckt wirklich und wahrhaftig “ganz schön andere Sachen” wie sein deutscher Kollege…

Celebrate on Sundays

Schweres Trinken am Vorabend stimmt einen nicht wirklich auf eine Osterfrühmesse ein, aber mit ein wenig Mühe gelingt es, sich bei der 11:00 Uhr-Easter Celebration der Glide Memorial Church irgendwo noch auf die Treppenstufen auf dem Balkony zu quetschen, um an einer “joyous experience of community, music, preaching and spirituality” teilzuhaben. Die Glide Church liegt mitten im Tenderloin, einer armseligen Schmuddelgegend im Stadtzentrum von San Francisco, mit einer hohen Dichte an Obdachlosen, Drogensüchtigen, Prostituierten jeden Alters und Geschlechts sowie noch viel mehr Irren und Wirren als man sonst in der City ohnehin trifft.

Chor und Band, die Prediger und die Besucher sind auch bei der dritten Messe des heutigen Ostersonntags enthusiastisch bei der Sache, die vielen (Mitsing-)Lieder werden nur von ganz kurzen und erfreulich lebensnahen und vernünftigen Ansprachen unterbrochen. Der Hauptsermon behandelt Themen wie die Verantwortung eines jeden Individuums für seine eigene Lebenslust und die Verantwortung für das Leben anderer (mit Skittles und Eistee wird Trayvon Martins gedacht, des schwarzen Jungen, der vor kurzem von einem rassistischen Nachbarschaftswächter erschossen worden war) und man muß kein Christ sein, um diese Botschaft willig anzunehmen. Amen, everybody und Hallelujah! Spirituell und mit Kaffee gestärkt verbringen wir den Nachmittag im Golden Gate Park und in Wolken duftender Kirschblüten im Japanischen Teegarten.

Elena ist bis dato mit ihrem US-Trip recht zufrieden, weil nämlich viele Ausflüge an der frischen Luft sehr gesund sind und die “Körperpolizei” kräftigen. Da sind wir froh, daß wir das richtig machen.