“April is the cruellest month”

Genau: am Samstag noch 95F und Traumsommer und heute auf dem Heimweg ein Regen, der das Verlangen nach einem Amphibienfahrzeug weckt, oder noch besser danach, daß Beamen endlich erfunden ist und man sich nicht die Straße mit vom Regen verwirrten Kaliforniern teilen muß. Außerdem hat’s bereits auf 56F heruntergekühlt – und 40 Grad Temperaturunterschied wirken einfach viel dramatischer (in Celsius sind es “nur” 20).

T. S. Eliot hat sich möglicherweise nicht ausschließlich aufs Wetter bezogen (hier, eines meiner Lieblingsgedichte zum Nachlesen: http://bit.ly/c7KywX), ich aber schon.

Lauter Häuptlinge

Die Führungsetagen von Unternehmen sind hierzulande mit “Chiefs” besetzt; einem Oberchef, dem Chief Executive Officer (CEO), dem Chief Finance Officer (CFO), dem Chief Organization Officer (COO, der ist eine Art gehobenes “Mädchen für alles”), dem Chief Technology Officer (CTO) und so weiter. Mir will scheinen, daß man den Native Americans (aka Indianer) nicht nur ihr Land, sondern auch die Titel geklaut hat, Chief heißt nämlich eigentlich Häuptling.

Heute hat mir eine Studentin, die sich für einen Sommerjob bewirbt, von ihrem Chief Life Officer erzählt (wörtlich: “My CLO”). Ich hatte nicht mitgekriegt, daß sie ein Scherzle versucht und fragte zurück, ob sie denn schon einen Job habe und ob sie an den Herrn berichte? Die Reaktion war ein nervöses Lächeln… Ach der? Manchmal nenne sie ihn auch “Daddy”. Aber “Mom” sei immer “Mom”, kein Chief.

Interessante Familienstruktur.

Das weiß doch jedes Kind!

Meine Kollegin findet die Geschichte von der Zahnhygiene bei Kerzenschein gar nicht lustig. Selbst ihre knapp dreijährige Tochter habe beim “disaster recovery day” in der Kita schon gelernt, daß man bei Stromausfall keine Flamme entzünden dürfe – was man denn den Kindern in Deutschland eigentlich beibringe, wenn sie nicht einmal solche grundlegenden Regeln kennen? Was?

Auf meine ehrlich verblüffte Rückfrage, was denn dagegen spreche, Licht ins Dunkel zu bringen, raunt sie nur “gas leaks” (leckende Gasleitungen, offensichtlich hierzulande ein Standardnebeneffekt bei Stromausfällen). Ich habe kurz überlegt, ob ich wieder mit dem Infrastruktur-Thema anfangen soll, mit den irgendwie über der Straße angetackerten Stromkabeln und Gasleitungen, von denen nicht einmal der Energieversorger mehr weiß, wo genau sie verlegt sind und sie deswegen auch nicht wartet. Ach was, keine Lust. Die glaubt mir eh nicht, daß irgendwas “Outlandishes” besser ist als Amerika.

Stattdessen habe ich mich freundlich für den Hinweis bedankt, Besserung gelobt (der nächste Stromausfall kommt bestimmt) und die Ölzentralheizung im Haus meiner Eltern als Grund für meine Unwissenheit angegeben. Und natürlich das fehlende Katastrophentraining im Kindergarten.

Unplugged

Unserem Energie-Provider PG&E hat es gefallen, gestern Nacht einen Kran zwei stromführende Leitungen abreißen zu lassen und diese dekorativ auf den Schienen des CalTrain zu arrangieren (mit Funkenflug und allem was dazugehört). 600 Haushalte (einer davon meiner) für mehrere Stunden ohne Strom, alle Abendzüge (also die vier, die nach 22:00 Uhr noch fahren) massiv verspätet; die “Repair Crews” hatten gut zu tun.

Ich war zum ersten Mal seit ewigen Zeiten um kurz nach 10:00pm im Bett (selbst sowas profanes wie Zähneputzen bekommt bei Kerzenschein ein romantisches Flair). Heute morgen war alles wieder heil und PG&E nicht schuld, sondern irgendeine (nicht näher definierte) “Third Party”. Nevermind.

Ein bißchen gruselig ist es schon,

wenn zum zweiten Mal an einem Abend alle Lichter ausgehen und dann nicht wieder an…

Am Himmel steht ein letzter Streifen Abendrot durchzogen von grauen Wolkenfetzen, auf der Straße gröhlen irgendwelche Typen herum und nach kaum drei Minuten Stockdunkelheit heulen Sirenen.

Das scheint der perfekte Abend für den guten Vorsatz zu sein, mal wieder früher ins Bett zu gehen…

“Schmeckt’s?”

frage ich den Gast bei uns im Büro, der gerade von meinen Kuchen probiert (ein Lemon- und ein Banana Loaf). Antwort, noch kauend: “You know what? I love your cake so much that I’d ask it out on a date.”

Also das nenn’ ich mal ein Kompliment.

Let the sun shine

Toni und ich wollten am Samstagnachmittag nach Moss Beach, zu den Tide Pools, am gefühlt ersten richtig warmen Sommertag seit längerem (30°C und windstill). Wir habens bleiben lassen; irgendwie hatte die ganze Bay Area das schöne Wetter mitbekommen, und auf dem Highway Number One war ein durchgehender Stau, von Pacifica bis Santa Cruz. Wir haben stattdessen in Pacifica auf dem Steg unseren Kaffee genommen und anschließend auf Crissy Field den klaren Tag genossen.

Am Sonntag habe ich meinen blühenden Garten gar nicht erst verlassen und den neuen Arne Dahl – “Gier” in einem Zug  weggelesen (Thriller über internationale Kriminalität, sehr spannend). Nochmal danke an Uli und Rainer fürs Mitbringen! Ich wollte ja eigentlich sehr fleißig sein und Liegengebliebenes aus dem Büro abarbeiten, aber das wäre wahrscheinlich nicht halb so entspannend gewesen… http://bit.ly/ajCUr3

“Take 2, get 1 free”

Wenn man so shoppt, sollte man bedenken, daß der Küchenvorratsschrank im Verhältnis 1 = 1 bleibt und nicht mitwächst. Ich habe am Samstag mit meinen Einkäufen ganz schön Tetris gespielt bis alles verräumt war.

Wenn’s am Sonntagmorgen 2 x klopft,

dann ist das nicht der Briefträger, sondern mein Nachbar Sam, der mir freudestrahlend einen Sack Orangen in die Hände drückt. “Real naranjas from Mexico. Sweeter than candy.”

¡Verdad! Fünf davon ergeben einen knappen halben Liter zuckersüßen Saft. Bis nächstes Wochenende habe ich bequem ausgesorgt…