Der Supermarkt im Nachbardorf hat mir gestern wieder ein Marktschreierprospekt in den Briefkasten werfen lassen (sowas tragen hier im übrigen nicht nebenverdienstwillige Schüler aus, sondern Postboten). Alles unglaublich billig, “take one – get one (of equal or lesser value) free”, oder “4 for ten” (Müslipackungen), oder verquere Kombinationen wie “‘ne Kiste Bier zum vollen Preis und 2 Packen Erdnüsse für geschenkt dazu” oder “2 Gallonen Milch zum Dauertiefpreis und dafür alle Dosensuppen für’n Dollar weniger”, aber nur, wenn man den Coupon ausschneidet und mit der Clubkarte des Supermarktes an der Kasse vorlegt. (Ich finde es immer wieder erstaunlich und eigentlich erschreckend, wieviele Menschen mit solchen Rabattzetteln dann den Betrieb an der Kasse aufhalten und sich auf Diskussionen mit der Kassiererin einlassen, ob denn ein Coupon, der am 10. April abgelaufen ist, nicht doch am 19. noch ein paar Cents einsparen helfen könnte.)
Anyway, mein Getränkevorrat gehörte aufgestockt, und dies und das war auch alle, und außerdem sollte es bei einem Einkauf im Werte von mehr als $75 auch noch heute und morgen $10 als Einkaufsprämie geben. Morgen kann ich nicht, da gehe ich ins Kino, also stürze ich mich ins Donnerstagsgetümmel, lade mein Wägelein voll und schaffe ein Punktlandung bei $79.98 (bei den vielen Sonderangebotsvarianten und dem Umstand, daß die Sales Tax erst an der Kasse erhoben wird, ist es gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten; aber frau hat ja schwäbische Gene) und nachdem der herbeigerufene Store Manager sich von der Richtigkeit meines Sparkoeffizienten überzeugt hat (“you saved 52% today”), druckt mir die Kassiererin ganz begeistert den Zehndollarcoupon aus sowie einen Gutschein für eine Baseballmütze (??). Nicht nur, daß sie sich sehr freut, daß ich so einen tollen “bargain” (Schnäppsche) gemacht habe, sondern auch (und dafür bekomme ich einen anerkennenden Blick), weil ich doch so nah dran war. Fünf Dollar weniger, und nix wärs gewesen mit dem Extrazehner.
Gute Frau, ich bin Schwäbin. Das heißt auch, ich verlade mein Zeugs ins Auto und komme zurück (nicht, daß mir das mit dem abgelaufenen Coupon auch passiert), und kaufe den Kleinkruscht, den ich mir eigens dafür aufgehoben habe. Mit zwei Tüten Backzutaten (alles aus der Rubrik “TOGOF”) für insgesamt $10.48, einem eingelösten Gutschein unter Hinzugabe lästigen Kleinklimpergeldes und der uneingeschränkten Bewunderung der Kassenkraft (“you must be a math-genius”) trete ich den Heimweg an.
Da muß ich nach Amerika gehen, damit ich endlich für ein Mathe-Genie gehalten werde. In Deutschland gilt das einfach als bewußtes Einkaufen bzw. simples Schwabentum.