Schon nicht mehr im Kino: Young Adult

Ehemalige Prom-Queen kehrt im Alter von thirty-something in ihre Herkunftskleinstadt zurück, um ihr Highschool-Sweetheart aus seiner vermeintlichen Ehe- und Familienhölle in ihre Arme zu reißen und muß feststellen, daß die Zeit auch back home nicht stehengeblieben ist.

Da! Ich hab’s doch auch mit einem Satz sagen können – dafür muß man wirklich keinen eineinhalbstunden langen Moralischer-Zeigefinger-Family-Value-Chick-Flick drehen.

Lohnt nicht.

Oma knows best

Ich weiß nicht genau, was ich erwartet hatte, als ich meine Oma vor vielen vielen Jahren um ein Erinnerungsstück an sie bat. Es war ganz bestimmt nicht ihre Lieblingsteigrührschüssel im Siebziger-Jahre-Orange, aus Plastik. (“Die war mal nicht billig, Kind, und hat mir immer sehr jute Dienste geleistet. An der haste noch lang.”)

Wat soll isch sagen: Oma hatte recht! (Scheint bei der weiblichen Seite unserer Familie erblich zu sein, bei meiner Mutter ist das genauso. Bei mir ist das selbstverständlich was anderes, ich betrachte “Smartass” als Kompliment.) Seit mich mein lieber Nachbar Sam so überreichlich mit Obst und Gemüse versorgt (dieses Wochenende waren es schon 2 Kisten, eine voller Früchte, die andere voller Gemüse und so schwer, daß ich sie nicht ins Haus tragen konnte, sondern gezogen habe), backe ich fast jedes Wochenende ein paar Kuchen. Für Sam, als Dankeschön, für die Kollegen im Büro (obwohl sie’s nicht verdient haben) und heute außerdem, weil ich Toni einen Genesungsbesuch abstatten will und es dafür  nichts besseres gibt als ein Körbchen mit Wein, Kuchen und Obst. Ich bin noch nicht entschieden, ob das Tragen einer roten Mütze in diesem Kontext obligatorisch ist. Egal was ich backe, Omas Lieblingsteigrührschüssel im Siebziger-Jahre-Orange, aus Plastik ist immer dabei, weil sie genau die richtige Größe hat, schnell ausgewaschen und wieder einsatzfähig ist und ich denke dabei jedes Mal in Liebe an meine Oma zurück. Sie hat’s ja gleich gewußt.

Man schenkt mir weder Blumensträuße noch was unterm Glassturz fürs Vertiko, sondern macht mir stattdessen Freude mit Früchtekisten und Haushaltsgegenständen. Meine Geburt scheint unter einem sehr praktischen Stern stattgefunden zu haben.

Nicht mehr ganz neu im Kino: The Hunger Games

Hmmm. Das ist mir auch schon lange nicht mehr passiert, daß ich im Kino sitze und mir wünsche, ich hätte lieber das Buch gelesen und mir meine eigenen Bilder gemacht – nun werden sie bestimmt von den Filmbildern überlagert.

Der Film ist nicht besonders gut. Alles ist vollkommen vorhersehbar, mit einigen Längen, gelegentlich aufgepeppt mit ein paar blutigen Gewaltszenen. Woody Harrelson und Stanley Tucci schaffen es zwar, recht schräge und eigene Figuren darzustellen, aber das Potential eines so großartigen Schauspielers wie Donald Sutherland wird nicht einmal annähernd ausgeschöpft. Dabei kommt das Ganze recht ambitioniert daher, zum Beispiel in den Anfangsszenen, wenn Menschen mit altbackenen Frisuren in sepiafarbener Kleidung von Storm Troopers zusammengetrieben und selektiert werden. Das läßt durchaus das faschistische Deutschland anklingen – dergleichen wird aber nicht durchgehalten.

Nein, nein, das war nix. Wenigstens gabs Trailer: “The Avengers” kommt am 4. Mai ‘raus (Robert Downey Jr. darf wieder extra rotzig sein) und eine Woche darauf der neue Tim Burton, “Dark Shadows”, mit (Überraschung!) einem überkandidelten Jonny Depp (untot) und Helena Bonham Carter (Frau Doktor) – das ist doch was zum Vorfreuen!

20. April

Für die deutschen Rechten mag das immer der “Führergeburtstag” bleiben, hier in Nordkalifornien ist “four-twenty” der “Weed Day”(http://bit.ly/3i8Evu).

Wiewohl ein Kommentator heute ganz zu recht anmerkte: “You’d think San Francisco would be a great city to celebrate 420. It’s really just an ordinary day – because in San Francisco, everyday is 420.”

Wenn man sich das so anschaut, ist es kein Wunder, daß manchmal Beschwerden über diese elendsneblige Stadt zu hören sind…

“Uppleva”

heißt der neueste Coup von IKEA, ein integriertes TV-, Soundsystem- und Einrichtungssortiment, ohne lästiges Kabelgewurschtel. Sobald die Schweden-Designer dem Ding auch noch beibringen, eine Latte zu kochen und ab und zu Staub zu wischen, bin ich die erste, die sich den/die/das Uppleva 2.0 anschafft.

Save big, bigger, am biggesten!

Der Supermarkt im Nachbardorf hat mir gestern wieder ein Marktschreierprospekt in den Briefkasten werfen lassen (sowas tragen hier im übrigen nicht nebenverdienstwillige Schüler aus, sondern Postboten). Alles unglaublich billig, “take one – get one (of equal or lesser value) free”, oder “4 for ten” (Müslipackungen), oder verquere Kombinationen wie “‘ne Kiste Bier zum vollen Preis und 2 Packen Erdnüsse für geschenkt dazu” oder “2 Gallonen Milch zum Dauertiefpreis und dafür alle Dosensuppen für’n Dollar weniger”, aber nur, wenn man den Coupon ausschneidet und mit der Clubkarte des Supermarktes an der Kasse vorlegt. (Ich finde es immer wieder erstaunlich und eigentlich erschreckend, wieviele Menschen mit solchen Rabattzetteln dann den Betrieb an der Kasse aufhalten und sich auf Diskussionen mit der Kassiererin einlassen, ob denn ein Coupon, der am 10. April abgelaufen ist, nicht doch am 19. noch ein paar Cents einsparen helfen könnte.)

Anyway, mein Getränkevorrat gehörte aufgestockt, und dies und das war auch alle, und außerdem sollte es bei einem Einkauf im Werte von mehr als $75 auch noch heute und morgen $10 als Einkaufsprämie geben. Morgen kann ich nicht, da gehe ich ins Kino, also stürze ich mich ins Donnerstagsgetümmel, lade mein Wägelein voll und schaffe ein Punktlandung bei $79.98 (bei den vielen Sonderangebotsvarianten und dem Umstand, daß die Sales Tax erst an der Kasse erhoben wird, ist es gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten; aber frau hat ja schwäbische Gene) und nachdem der herbeigerufene Store Manager sich von der Richtigkeit meines Sparkoeffizienten überzeugt hat (“you saved 52% today”), druckt mir die Kassiererin ganz begeistert den Zehndollarcoupon aus sowie einen Gutschein für eine Baseballmütze (??). Nicht nur, daß sie sich sehr freut, daß ich so einen tollen “bargain” (Schnäppsche) gemacht habe, sondern auch (und dafür bekomme ich einen anerkennenden Blick), weil ich doch so nah dran war. Fünf Dollar weniger, und nix wärs gewesen mit dem Extrazehner.

Gute Frau, ich bin Schwäbin. Das heißt auch, ich verlade mein Zeugs ins Auto und komme zurück (nicht, daß mir das mit dem abgelaufenen Coupon auch passiert), und kaufe den Kleinkruscht, den ich mir eigens dafür aufgehoben habe. Mit zwei Tüten Backzutaten (alles aus der Rubrik “TOGOF”) für insgesamt $10.48, einem eingelösten Gutschein unter Hinzugabe lästigen Kleinklimpergeldes und der uneingeschränkten Bewunderung der Kassenkraft (“you must be a math-genius”) trete ich den Heimweg an.

Da muß ich nach Amerika gehen, damit ich endlich für ein Mathe-Genie gehalten werde. In Deutschland gilt das einfach als bewußtes Einkaufen bzw. simples Schwabentum.

Smoking cigarettes and watching captain kangaroo…

aber nicht mehr in Kalifornien! Governor Jerry Brown* hat die Verwaltung des Bundesstaates Kalifornien nach “unnecessary bureaucratic reports” durchforsten lassen und 718 davon aus der Anforderungsliste gestrichen. Darunter “Australia’s annual kangaroo harvest report” (Australiens jährliche Känguru-Abschußliste, euphemistisch als “Ernte-Bericht” umschrieben), den das “Department of Fish and Game” bisher den “lawmakers” zwingend vorlegen mußte.

Eigentlich schade, der ist so unnütz, daß es schon fast wieder Spaß macht.

 

*”It wastes a lot of time and money to write, track and file these reports. Government should be focused on providing information that is actually helpful to taxpayers, not on checking boxes to meet outdated bureaucratic requirements.” (Ein ausgesprochen vernünftiges Statement, noch dazu von einem Berufspolitiker.)

“But it’s only April!”

heult mir heute ein Geschäftspartner am Telefon vor, und es sei schon genauso wie im Sommer. Ganz gräßlich sei das, also sowas von “awful”. Was genau man denn an warmen Temperaturen und Sonnenschein gar so schlimm finden könne, will ich wissen.

Na, es sei doch so, sagt er. “Nice and hot in the East Bay. Nice and warm on the South Peninsula.” (Man beachte den feinen Unterschied.) Aber an der Küste ballt sich abends schon wieder der Nebel zusammen, kriecht ins Landesinnere und in San Francisco ist es schon wieder grau, feucht und diesig. Genau wie im Sommer. “Awful!” Also echt, dem seine Sorgen möchte ich haben…

Meine greise Nachbarin Lyn hat ganz recht wenn sie sagt: “Es ist schon komisch, daß die Menschen immer am meisten über das Wetter reden. Dabei kann das keiner ändern.”

Happy Birthday

Gestern hatte mein Freund Matthias seinen Vierzigsten. Also habe ich schnell schnell morgens daheim die Nummer noch aufgeschrieben, damit ich ihm später aus dem Büro gratulieren kann. Nummer in Skype eingetippt, am anderen Ende geht jemand ‘ran, Kneipengeräusche im Hintergrund. “Hallo Matthias, hier ist deine liebe Tante Sabine aus Amerika. Alles Gute zum Geburtstag!” Keine Reaktion. Nur Schweigen, Kneipengeräusche und “Patrona Bavariae” aus einer Jukebox. “Matthias?”, frage ich, “bist du das?” “Nö, hier ist leider nur René. Ich hab keine nette Tante aus Amerika, und noch nicht mal Geburtstag…”

Wir haben uns aber dann trotzdem ein paar Minuten lang sehr nett unterhalten.

Logo, oder?

Gerade im Radio gehört: Der Interviewer will vom jugendlichen Street-Gang-Mitglied wissen, wer denn seine Vorbilder seien. Antwort, wie aus der Pistole geschossen: “Bruce Lee.” Worauf der Interviewer verwundert nachfragt, wie es denn ausgerechnet der asiatische Karatekönig zum Helden gebracht habe.

Der junge Mann gibt zwar zu erkennen, daß er die Frage eigentlich für blöd hält, bewegt sich dann aber zu einer Erklärung: “I Know He’s Chinese, But If He Wasn’t, He Would Be Black.”