Reality sucks

Neulich habe ich mit einem Freund auf einer längeren Autofahrt wieder “Dumme-Band-Namen-Erfinden” gespielt (selbst erfunden und viel lustiger als “License-Plate-Bingo”). Für die Rubrik “Dummseichtes Fröhlichgedudel” haben wir uns den Bandnamen Happy Headless Chicken ausgedacht. Gut, gell?

So gut, daß Fresh & Easy Neighborhood Market die Idee für sein Musical “f&easy” ganz frech geklaut hat: http://bit.ly/YsDLjp

1000 x Nebel (fällt heute wg. Wind wieder aus)

Statt einer Geschichte zum Nebel (einer meiner treuesten Leser hat mich darauf hingewiesen, daß er nicht recht weiß, was er mit den 1000 x Nebel-Blogposts anfangen soll), beschreibe ich heute einmal die Szenerie in der Hoffnung, daß er mich dann wieder besser versteht: Nach dem Winter und dem frühen Frühling, wo man sich was anderes als Sonne gar nicht mehr vorstellen kann, wird es hier abends neblig und die Sonne braucht ihre ganze Kraft, um die Waschküche am nächsten Tag wegzubrennen (to burn the fog off). So geht es weiter bis zum Herbst.

Jeden Abend auf dem Heimweg bekomme ich auf der Höhe von Burlingame im Westen eine neue Version des Der-Nebel-zieht-ins-Land-Naturschauspiels geboten. Und in den restlichen 10 Minuten bis nach Hause spinne ich mir eine zur heutigen Fogformation passende Geschichte zusammen und schreibe sie zu Hause auf. Für heute abend dann zum Beispiel dies:

Heute treibt der Sturm in einer wilden Jagd Wolkenungeheuer über den Himmel, in so vielfältigen Formen, daß ich mir wünsche, ich hätte breitflächige Pinsel und ein paar vorgemischte Paletten mit Echsenfarbtönen zur Hand. (Habe gestern wieder GoT geguckt und Drachen sind in meinem Denken noch sehr gegenwärtig.) Auf einmal schiebt sich eine über die ganze Länge der Hügelkette reichende schwarze Dräuwolke vor die Sonne. Doch der Sturm (Orkan-Azubi, wie es scheint), hetzt auch diese Balkenwolke weiter und als sie am Ende ausfranst, kreiert die Sonne eine Art senkrechten Lichtkorridor mit einem geradezu unwirklich feinen Leuchten. Einen perfekteren Rahmen um ein paar neue Gebote zu verkünden, findet man nicht oft. Die Herren Jahwe und Allah und Gottvater waren wohl abgelenkt und ihre PR-Abteilungen haben’s auch verpaßt. Schade, daß die Vielgötterei nicht mehr so en vogue ist, denn wenn Zeus noch als Göttervater tätig wäre, hätte er mit diesem Goldregen einen ganzen Schwung neuer Halbgötter gezeugt.

Nix wars. Keine neuen Gebote, keine frischen Halbgötter. Nur die Sonne ist wie üblich hinter den Hügeln in ihr pazifisches Schaumbad getaucht.

Seid ihr alle da?

 

Bei uns vor dem Büro wird gerade die ganze Straße aufgebohrt und die haben nicht nur leichtes Equipment dabei, sondern schweres Gerät. Und extra laut.

Zitat

Heute in einem Nachruf gelesen: “He shared his thoughts on the Internet long before friend was a verb.”

(Mein Jahrgang und ich erkenne mich sehr wieder.)

GoT, Season 3

Ich weiß nicht, wann die 3. Staffel in Deutschland rauskommt, aber falls jemand eine Zusammenfassung der ersten beiden sowie einen Ausblick auf das haben möchte, was ihn erwartet, möge er sich diesen “Idiot’s Guide to Game of Thrones (Seasons 1-2)” http://bit.ly/12MYchO ansehen. (Vorsicht: Spoiler.)

Mogelpackung

Was habe ich mich vorgefreut, auf ein Sonntagsfrühstück mit frischen Brezen. Gedrosselte Vorfreude natürlich, die Brezen sind von hier und frau ist Realistin. Unter Zufuhr milder Hitze (vulgo “Aufbacken”) werden aus “German Style Soft Pretzel Sticks” Knusperstangen. Brezen sind’s dann noch lange nicht – die Bedeutung von Lauge hat sich bis nach Amerika noch nicht herumgesprochen und nachträgliches Applizieren hilft nicht.

Einen habe ich gegessen, den anderen zu einem häßlichen Gnom modelliert (nach 10 Minuten Abkühlzeit war er dafür wieder weich genug) und in den Garten gehängt. Sollen doch die Vögel ihren Spaß damit haben.

Après-Yoga

Samstag, später Vormittag. Nach Wasserplanschen mit Desha, die mir erzählt, daß letzte Woche, wo ich wegen Regen abgesagt hatte (da tritt man, den Badeanzug schon unterm Fleece-Hoodie aus dem Haus, und der Wind bläst einem Wasserschwälle ins Gesicht – also so nicht! und nicht mir mir!), eine Gruppe “skinny girls” bibbernd die Lektion nach der Hälfte abgebrochen hat (ich Glückkind hatte heute ja wieder Einzelunterricht bei Sonnenschein). Wo war ich nochmal?

Genau. Nach Aqua-Yoga habe ich immer einen Bärenhunger. Zwischenstopp bei Mexicana Produce, nach Sam meine beste Quelle für frisches Obst und Gemüse (Kunststück, die werden von ihm beliefert). Plausch mit der Señora an der Kasse über die Probleme von uns Einwanderen (“always family is far away and wants something from you…”), noch schnell “Schönes Wochenende” wünschen und heim, essen. Nix da, sagt sie, ich soll mal noch einen Moment warten, sie hört ihn schon. Wen jetzt? Den Tamales-Mann. Da kommt er, gebeugt unter Last einer eine riesigen Warmhaltebox, die er neben ihrer Kasse aufbaut. “Quieres?” Klar! Mindestens ebenso gerne wie von vielen Schüsselchen esse ich irgendwas Eingewickeltes. “Queso?” Klar! Käse ist mir sehr lieb. “Two make a lunch.” Wenn Sie das sagen, Señora, dann nehme ich zwei. Netterweise weist sie außerdem darauf hin, daß das die extra-milden sind, “sólo dos jalapeños each”.

Heimkommen und warmes Essen ist fertig, wie fein. (Für mich ist das ein Luxus, ich bin immer noch nicht wirklich in der hiesigen Take-out-Kultur angekommen.) Vorgewarnt habe ich die sauscharfen kleinen Schoten vor dem Essen entfernt, dann bleibt noch genug Restschärfe im Käse und die reicht für Nicht-Mexikaner völlig. Ebenso wie ein Tamal.

Sucking Power

Nach dem faulen kleinen i-Robot (Morgens: “Geh du nur arbeiten, ich kümmere mich schon um den Hausputz.” Abends, wenn er blinkend unter dem Sofa rumlümmelnd aufgefunden wird: “Nee, du, leider, weiter bin ich nicht gekommen, ey. Batterie alle.”), einigen Kämpfen mit dem mit dem Haus gekommenen Dirt Devil (“Staubsaugen kann ich nicht. Aber ich bin toll laut und unhandlich und schwer.”) sowie einem Abstecher über “Green Cleaning” (“Dann nenn’ mich halt zickig. Aber ich kann so nicht arbeiten. Da liegt ständig was im Weg.”) (http://bit.ly/Zo0woF) habe ich mir einen neuen Staubsauger geleistet.

Das Modell ist “Made in Mexiko”. Nein, nicht lachen. Ich habe mir dabei durchaus was gedacht: Klischees kommen ja nicht von ungefähr. Ich gehe davon aus, daß Rositas Brüder in ihrer heimischen Fabrik ein Gerät herstellen, das ihrer Schwester die Hausarbeit bei anderen Leuten leichter macht. Wenn das Kalkül aufgeht, ist Rosita deswegen abends nicht zu erschöpft um den Wisch von “Dinero Seguro” auszufüllen und Geld an ihre Lieben daheim zu schicken. Und alle sind zufrieden.

Ich auch.

Tax Day

Am 15. April ist in Amerika Tax Day. Bis dahin muß man seine Steuererklärung abgegeben und ausstehende Steuern bezahlt haben, sonst gibt’s Ärscher mit der IRS. Weil als Abgabedatum der Poststempel gilt, werden erfahrende Zugereiste am Samstag und am Montag einen weiten Bogen um Post Offices machen, nicht zuletzt deshalb, um so die langen Schlangen mit dicken Umschlägen bewehrter Amerikaner zu umgehen. Damit die San Franziskaner “the best return* on pleasure for Tax Day 2013″ bekommen hat sich ein Laden in der City heute eine nette Aktion einfallen lassen. Die reizenden Mitarbeiterinnen verschenken von ihren “Trojan Vibrations Pleasure Carts” Vibratoren an alle. Zur Wahl stehen die Modelle Trojan Tri-Phoria oder Trojan Pulse, solange der Vorrat reicht.

* “return” bedeutet ebenfalls Steuerrückerstattung (pun also intended).

Bitte nicht singen

Freitagabend, im Autoradio läuft Wunschkonzert, die “Kaiser Permanente commercial-free Thrive-Time”; das heißt, daß Kaiser Permanente (ein Krankenversicherungskrake mit angeschlossenen Kliniken, Praxen, Ambulanzen, Ärztehäusern, Rehazentren, Ärzten, Krankenschwestern, Mobilen Nurse Units etc.) eine Stunde Sendezeit gekauft hat, in der exklusiv Kaiser wirbt und sonst niemand. Jamie aus Stockton ruft an, er hätte gerne was von Frank Zappa. Der Moderator, bis dahin richtig schön elmargunschig jovial, zuckt hörbar zusammen. Zappa sei ja ein wenig “special”, das könne man im Radio nicht so spielen, ob Jamie denn nicht noch einen anderen Wunsch hätte. Nö, Jamie will Zappa. Das Radio ist kurz stumm (ungefähr so lange, wie eine Datenbankanfrage läuft) und dann vermeldet ein erleichterter Wunschkonzertsprecher, er werde Frank Zappa spielen. “Peaches En Regalia”. Ein Instrumental. Phhhuuuaaaa, gerade noch einmal gut gegangen. Puritanertum gerettet.

Empfohlene Nicht-Kaiser-Permanente-Heilmaßnahme für Menschen, die ein paar Jahrhunderte nach der Mayflower zugereist sind: Zu Hause “Bobby Brown” laut aufdrehen und so lange hören und mitgrölen, bis der Moralpegel wieder auf Normallevel gesunken ist.