Gott was there

Gott hatte diese Woche scheint’s nichts Rechtes zu tun und ist offensichtlich wieder nur vor dem Fernseher gehangen und hat sich zuviele Zombie-Serien reingezogen. Dann war er verwirrt und wie immer, wenn er nicht weiterkommt, kommt er vorbei und steckt mir einen Fragen-Zettel an die Tür (links).

Habe ihm nicht geantwortet, erstens habe ich unter der Woche zu arbeiten und zweitens ist er Argumenten noch nie zugänglich gewesen. In seiner Welt der Zirkelschlüsse* geht’s nicht um Wissen, sondern nur um Glauben.

Das kann ich belegen. Als er bis Samstag noch nicht von mir gehört hatte, hat er noch mal einen Missionstrupp losgeschickt, mit demselben Traktat, in geflossenem Spanisch (rechts). Weil er glaubt, daß ich ihn dann besser verstehe.

¡No señor, no hablo español!

 

* “Can we really believe what the Bible says? Yes. Because the Bible says so.”

Chipsfrisch

Wer als Reisender sicherstellen will, daß sein Gepäck noch einmal in Hinblick auf Einhaltung der aktuellen Sicherheitsstandards überprüft wird, der packe eine Tüte Doritos Tortilla Chips ein. Dann nämlich öffnen TurchSuchungsArmleuchter-Spezialisten den Koffer, wühlen sich durch die Florida-Dreckwäsche, schnuppern an der Hot Sauce von Chef Carlos aus Chokoloskee, reißen die Chipstüte auf, verteilen den Inhalt großflächig im Koffer, machen keinen einzigen Reißverschluß wieder zu und hinterlassen eine “Notice of Baggage Inspection”. “At the completion of the inspection, the contents were returned to your bag.” Und zwar einzeln. Jeden Chip und jeden Krümel. Wir fragen uns, warum Christophs Koffer auch durchsucht wurde. Der hatte nämlich noch nicht einmal Salzstangerl dabei, geschweige denn Nacho Chips. Hmmm.

Und warum tun sie das? Steht auch auf dem Zettel: “Smart Security Saves Time”. Stimmt. Sobald ich die Brösel eingesammelt hatte, landete die Tüte ungegessen im Müll und ich werde keine Minute damit vergeuden, die Dinger zu essen. Danke, TSA.

Gastbeitrag

Man macht sich ja als Ausländer doch immer wieder Gedanken über die Aussprache im Englischen. Jetzt wissen wir, was wir immer schon vermuteten: logisch ist da nix. Danke, Christoph.

The poem below is called “The Chaos” and was written by G. Nolst Trenite, a.k.a. Charivarius (1870-1946).

Dearest creature in creation,
Study English pronunciation.
I will teach you in my verse
Sounds like corpse, corps, horse, and worse.
I will keep you, Suzy, busy,
Make your head with heat grow dizzy.
Tear in eye, your dress will tear.
So shall I! Oh hear my prayer.

Just compare heart, beard, and heard,
Dies and diet, lord and word,
Sword and sward, retain and Britain.
(Mind the latter, how it’s written.)
Now I surely will not plague you
With such words as plaque and ague.
But be careful how you speak:
Say break and steak, but bleak and streak;
Cloven, oven, how and low,
Script, receipt, show, poem, and toe.

Hear me say, devoid of trickery,
Daughter, laughter, and Terpsichore,
Typhoid, measles, topsails, aisles,
Exiles, similes, and reviles;
Scholar, vicar, and cigar,
Solar, mica, war and far;
One, anemone, Balmoral,
Kitchen, lichen, laundry, laurel;
Gertrude, German, wind and mind,
Scene, Melpomene, mankind.

Billet does not rhyme with ballet,
Bouquet, wallet, mallet, chalet.
Blood and flood are not like food,
Nor is mould like should and would.
Viscous, viscount, load and broad,
Toward, to forward, to reward.
And your pronunciation’s OK
When you correctly say croquet,
Rounded, wounded, grieve and sieve,
Friend and fiend, alive and live.

Ivy, privy, famous; clamour
And enamour rhyme with hammer.
River, rival, tomb, bomb, comb,
Doll and roll and some and home.
Stranger does not rhyme with anger,
Neither does devour with clangour.
Souls but foul, haunt but aunt,
Font, front, wont, want, grand, and grant,
Shoes, goes, does. Now first say finger,
And then singer, ginger, linger,
Real, zeal, mauve, gauze, gouge and gauge,
Marriage, foliage, mirage, and age.

Query does not rhyme with very,
Nor does fury sound like bury.
Dost, lost, post and doth, cloth, loth.
Job, nob, bosom, transom, oath.
Though the differences seem little,
We say actual but victual.
Refer does not rhyme with deafer.
Foeffer does, and zephyr, heifer.
Mint, pint, senate and sedate;
Dull, bull, and George ate late.
Scenic, Arabic, Pacific,
Science, conscience, scientific.

Liberty, library, heave and heaven,
Rachel, ache, moustache, eleven.
We say hallowed, but allowed,
People, leopard, towed, but vowed.
Mark the differences, moreover,
Between mover, cover, clover;
Leeches, breeches, wise, precise,
Chalice, but police and lice;
Camel, constable, unstable,
Principle, disciple, label.

Petal, panel, and canal,
Wait, surprise, plait, promise, pal.
Worm and storm, chaise, chaos, chair,
Senator, spectator, mayor.
Tour, but our and succour, four.
Gas, alas, and Arkansas.
Sea, idea, Korea, area,
Psalm, Maria, but malaria.
Youth, south, southern, cleanse and clean.
Doctrine, turpentine, marine.

Compare alien with Italian,
Dandelion and battalion.
Sally with ally, yea, ye,
Eye, I, ay, aye, whey, and key.
Say aver, but ever, fever,
Neither, leisure, skein, deceiver.
Heron, granary, canary.
Crevice and device and aerie.

Face, but preface, not efface.
Phlegm, phlegmatic, ass, glass, bass.
Large, but target, gin, give, verging,
Ought, out, joust and scour, scourging.
Ear, but earn and wear and tear
Do not rhyme with here but ere.
Seven is right, but so is even,
Hyphen, roughen, nephew Stephen,
Monkey, donkey, Turk and jerk,
Ask, grasp, wasp, and cork and work.

Pronunciation — think of Psyche!
Is a paling stout and spikey?
Won’t it make you lose your wits,
Writing groats and saying grits?
It’s a dark abyss or tunnel:
Strewn with stones, stowed, solace, gunwale,
Islington and Isle of Wight,
Housewife, verdict and indict.

Finally, which rhymes with enough —
Though, through, plough, or dough, or cough?
Hiccough has the sound of cup.
My advice is to give up!!!

Happy Halloween

Eigentlich wollte ich dieses Jahr das ganze Halloweengedöns gar nicht mitmachen, aber nachdem mir den ganzen Tag lustig verkleidete Menschen über den Weg liefen, hatte ich doch wieder Lust auf “Tickateet”. Im Drug Store waren natürlich die Großpackungen mit den einzelverpackten Treats schon längst ausverkauft. Aber Frau weiß sich zu helfen, und meine Kostümkiddies haben Jaw Busters (Kiefersprenger) und Mary Janes* bekommen und ich für drei Dollares viele “Tänkjuuu”s und noch mehr “Happy Halloween”s. Macht halt doch Spaß…

*Doch, doch, das sind Bonbons; kleine braune rechteckige, liebevoll eingewickelt.

Was war sonst noch so in Florida?

“It’s gonna be one of them days” orakelte die weise Dame an der Tankstelle gestern. Alle hätten sie die ganze Woche Zeit, um zu den Keys zu fahren “but them all leave on Sunday an’ jam the road”. Die ist so wasserstofflangmähnenbleichblond und hutzelledersonnenverbrannt, daß sie wahrscheinlich schon den rituellen Sonntagsabzug der Seminolenindianer miterlebt hat.

Schade, daß wir schon abreisen, Florida scheint die Exotenabteilung in Herrn Gotts großem Tiergarten zu sein – wir haben echt heiße Typen kennengelernt: Zum Beispiel Barmann Dave, der uns nicht nur alkoholische Getränke und Gator-Schnitzel serviert, sondern auch noch fürsorglich einen Zimtkuchen “für morgen” einpackt. Oder die beiden Weiberleut’, die abends vor ihrem Häuschen ein paar Bierchen zischen, in der angenehm schweigsamen und zurückhalten Gesellschaft ihres voll aufgeblasenen Plastikfreundes. Und die alte Dame, die mir auf einem Boardwalk mitten im Swamp von ihrem besten Freund vorschwärmt und dann ein Missionshefterl der Billy Graham Gesellschaft in die Hand drückt. Ihr sei Dank, das Verlesen des Minikatechismus hat uns auf der Weiterfahrt ein paar sehr heitere Minuten beschert, nicht zuletzt, weil Christoph sich beharrlich weigert, den HErrn anzunehmen. Was er ned kennt, nimmt er ned. Auch nicht an. Besonders gefreut hat uns, daß Florida uns die neue Sportart Yogling geschenkt hat – ganz richtig, eine Kombination von Yoga und Bowling. Wir nehmen an, daß es mindestens zweier Teilnehmer bedarf: einen, der den einbeinigen Kranich balanciert und einen weiteren, der ihn dabei umkegelt. Ist bestimmt lustig. Zum Zuschauen.

Wir haben auf dem Rückweg noch zwei Mal Halt gemacht. Im Windley Key Fossil Reef Geological State Park, wo “our spiders are mostly gone but our moskitos are all out today” (korrekt) und im John Pennekamp Coral Reef State Park, wo – neben Mangrovenwald und Wasser – das schönste Bild das von den drei Rednecks war, die in einem kleinen Dümpelboot in jeweils zwei bis drei Nummern zu kleinen Karohemden und abenteuerlichen Kopfbedeckungen einen Joint kreisen ließen.

Lazy days and sunshine. Und weil ich einen amerikanischen Arbeitsvertrag habe, gilt das als Jahresurlaub.

Welcome to California!

Dem Bundesstaat, wo Public Transport noch ein Abenteuer ist…

Am Miami Airport hält man gar nichts von Effektivität und strukturierten Prozessen. Man zieht elendiglich verspätete Flüge vor. Drum sind wir statt Sonntagabends um halb elf Montagfrüh gegen eins gelandet und waren gegen Mitternacht noch in der Luft und nicht wie geplant im Bett. Das war dem CalTrain aber wurscht. Montag ist Montag, Fahrplan ist Fahrplan und der Zug nach Süden fährt um 08:33.

Wir waren baß erstaunt, als er sich schon um 08:31 laut pfeifend dem Bahnhof näherte und noch ein bißchen mehr, als er schwungvoll an uns vorbeibrauste. Das kann nicht unser Zug gewesen sein. Bitte nicht. Oder?  Nein. War er nicht. Das war der drei Züge vorher. Leuchtschrift und Nuscheldurchsage informieren: In San Mateo verstopft ein Zug mit “Mechanical Issues” das Gleis. Der müsse erst noch “terminated” werden, dann gehe es aber sofort und umgehend weiter. Ich entwerfe im Geiste eine Stellenbeschreibung für die Position eines Zug-Terminators. Gewaltbereitschaft muß gegeben sein, Gnadenlosigkeit ist ein Plus.

Bullet um Bullet, das sind Schnellzüge, die nicht an jeder Station halten, kriecht vorbei, dann endlich kommt unserer. Einsteigen. Das wars erst mal, fahren muß ein Zug ja nicht. Bissele schleichen. Dann aber auch wieder ein Päusle. Der “Conductor” macht Durchsagen, weiß aber auch nicht, was los ist und wie oder wann es weitergeht. Immerhin füllt er die Luft mit Geräusch. Anschließend geht er durch den Zug und fragt, ob jemand eine Entschuldigung braucht für die Schule, oder den Chef oder so. Klar, Sabrina (so heiße ich hier gerne mal) nimmt eine. Handgeschrieben, mit Namen und Dienstnummer, auf einem total vernackelten Zettel, den er aus seinem Portemonnaie gräbt.

So, jetzt müssen nur noch zwei Züge “out of the way” und dann treffen wir eine Dreiviertelstunde zu spät in San Carlos ein, wo Toni schon auf uns wartet. Und wartet. Und wartet.

Wir sind seit heute früh überzeugte Anhänger der Theorie, daß Mitarbeiter des CalTrain, die sich als Pensionisten noch etwas dazu verdienen wollen, beim Flughafen MIA anheuern…

Wie, die Ferien sind schon fast vorbei? Wir sind doch gerade angekommen!

Wir sind doch erst Vorvorvorvorgestern zwengs Treffen auf halber Strecke in Miami gelandet. Mitten in der Nacht, bei 30°C seeeehr feuchter Hitze habe ich mich von Armand von den „Islands“ mit dem weichen Singakzent und der interessanten Familiengeschichte – sowohl das Fräulein Großmutter wie auch das Fräulein Mutter sind im sehr schwangeren Zustand irgendwie schnell von Haiti nach Miami gekommen und haben dort kleinen Amerikanern Leben und Staatsbürgerschaft geschenkt – ins Hotel Chelsea bringen lassen. Dahin, wo sich Boutiquehoteldesigner austoben und lustige Wasserwände in die Lobby stellen, Kupferapplikationen an alle Wände schrauben, es schaffen, diese mit Halloweenverzierungen zu versaubeuteln und – Gipfel des Mutdesigns – Kronleuchter mit schwarzen Plastiklampenschirmen verkleiden und dann über Christophs Bett hängen.

Miami: Christoph und ich geben diesem Städtemoloch mit seinen Condowabentowers, (condominium = Eigentumswohnung, besiedelt von wärmesuchenden Senioren aus Bundesstaaten mit wechselnden Jahreszeiten), dem Farbengebrüll aus Türkis, Rosa, Lila, soweit das Auge reicht (das ist nicht geschmacklos, sondern gilt als Art Deco), den Autobahnunter- und überschleifen ziemlich schnell die Note “ein Mix aus Los Angeles und Palm Springs und von beidem das schlechtere erwischt”. Kuba ist allerorten, ob dargestellt von den beiden älteren Herren, die in Picknick-Klappstühlen vor dem Fernsehgeschäft einem Football-Spiel beiwohnen, dessen Soundtrack sie aus einem Radio beziehen oder dem allgegenwärtigen “Cafe con Leche” und natürlich Rum. Auf dem Ocean Drive, der Touri-Abzockmeile schlechthin, reicht man Mixgetränke in Literkübeln, gerne getoppt von kopfüber hineingestoßenen Coronas oder Red Bulls und garniert mit allem, was der tropische Obstgarten so hergibt. Wir nehmen die kleinsten (knapp Eindrittelliter) und essen auch nur Kleinigkeiten – trotzdem werden wir während der ganzen Reise nie mehr so viel Geld für ein Dinner ausgeben. Heimzus kommen wir  an der Praxis des Family Doctor vorbei, der neben “Flu shots” auch Botox-Behandlungen zu Discount-Raten anbietet. Egal, wir bleiben eh nur die eine Nacht und verlassen Miami mit unserem frisch geliehenen Mustang in Edel-Grau Richtung Everglades City.

Viel flache weite Landschaft säumt unseren Weg, durchzogen von Kanälen und Wasserläufen. Die gesamte Vegetation ist sattgrün, langbeinige leuchtweiße Reiher stolzieren durch den Swamp, die dicken Wolken haben eine Neigung zur Inkontinenz. Der Regen bringt keine Abkühlung, es bleibt heiß und wird zunehmend schwüler, wir haben keinen trockenen Faden mehr am Leib.  In der “Oasis”-Ranger Station lassen wir uns unsere Nationalparkkarte geben und werden noch schnell hinters Haus geschickt, den Boardwalk (Holzsteg) ablaufen. Super! Da dümpelt wahrhaftig eine Handvoll photogener Gators im Kanal und Vogerl am Ufer und Wuchergrünzeugs und fette Spinnen. Quasi die Light-Version von Floridas Flora und Fauna – alles da und keine 50 Meter vom Parkplatz weg. Ein schwaches Stündchen später checken wir im “Captain’s Table” ein und verfaulenzen den Rest des Tages im Captains Pool, für alles andere ist es einfach zu heiß. Und zu schwül. Außerdem haben wir beide Jetlag. Und Ferien.

Everglades City ist eine ganz seltsame Siedlung. 500 Einwohner (dabei sind die umliegenden Gemeinden schon eingerechnet) auf irrwitzig viel Fläche. Knapp ein Viertel ist unter 18 Jahren; die Schule für alle Altersklassen zusammen ist nicht wesentlich größer als ein großzügiges Einfamilienhaus. Im letzten Jahr haben vier Jugendliche erfolgreich “graduiert”, bestimmt, weil sie sich immer brav an den Dress-Code http://bit.ly/1hgF54m gehalten haben… Go Gators! Sonst gibt es außer ein paar Restaurants, Liquor Stores und Touristenaufbewahrungsstätten nichts. Das ist wieder so einer der Orte, in dem man nicht einmal tot über dem Zaun hängen möchte.

Tun wir auch nicht. Wir fahren Schifferl. Am nächsten Morgen mit unserem Kapitän Dave durch den dichten Mangroven-Swamp.  Unter der Brücke nach Chokoloskee durch, die auch die Manatees als Abkürzung für ihre Warmwassertummelbucht nehmen und sehen sogar ein paar Nasen aus dem Wasser prusten. Die mag ich. Fette, sanfte Vegetarier, nix außer in warmem Wasser rumdümpeln im Sinn. Ein paar Gators sind unterwegs, sogar Delphine, allerlei Lang- und Kürzerbeinvögel (Mother Nature hat es gefallen, in dieser Gegend Vögeln pinkes Gefieder zuzuteilen, sie ist manchmal halt zu albern) und ducken uns unter wasserlaufüberspannenden kunstvollen Geweben weg, in denen die zugereisten Bananenspinnen auf Beute lauern. Mangroven wachsen vielwurzelig bis mindestens Kniehöhe in Salzwasser und alles, was in dieser feuchtwarmen Hitze wuchern kann, wuchert. Gras auf Bäumen, Flechten um Äste, Winden von einem zum nächsten zum übernächsten. Dicht an dicht, aufeinander, untereinander, nebeneinander, umeinander, jeder mit/an/auf/unter/über/in jedem, alle mit allen. Überbordend fruchtbar. Man traut sich nicht, in den Swamp zu spucken. Man könnte ein Bäumchen zeugen.

Nachmittags borden wir ein größeres Boot, bemannt mit Kapitän, Maat und deutschen Touristen und schippern zwischen den “Ten Thousand Islands” herum. Wir fahren bei Ebbe aus, nicht alle der Inselchen werden auf unserem Rückweg noch da sein, aber dafür morgen wieder und vielleicht woanders. Nicht Chokoloskee. Das bleibt, weil es auf einem Fundament von Krustentierschalen gebaut ist. Warum die indianischen Ureinwohner das so gemacht haben, sei ein Rätsel. Man könne sie aber leider auch nicht mehr fragen, denn sie seien nicht mehr da. Sie seien mit den zugereisten Spaniern seinerzeit wohl nicht so gut ausgekommen, diese Indianer… Das wars dann aber auch mit Lokalgeschichte. Wir sind hier schließlich nicht zum Spaß. Der Maat hat die Aufgabe, den Kapitän auf Delphinvorkommen hinzuweisen. Sind diese angesteuert, ist es Aufgabe der Delphine, sich von den Kameras wegzuducken. Delphine sind zum So-Merken, ohne Photodokumentation. Und deshalb habe ich mir das Bild von Flipper, der auf seiner Rückenflosse auf unserer Bugwelle reitet, auch ganz fest eingeprägt. Sowas Schönes!

Was soll man als Tourist denn machen, wenn ein Inselchen  so hübsch Chokoloskee heißt, am allersüdlichsten Zipfel liegt und Carlos dort sein Havana Cafe http://myhavanacafe.com/ führt? Genau. Sein Abschiedsfrühstück nehmen. Was sonst? Der Meister selbst trägt uns seine Speisekarte vor. Sämtliche Gerichte sind “the best you can get in this world”, die Omelettes “to die for” und erst seine selbst gemachten “Home Fries”, so gut, daß selbst ihm die Worte fehlen. Wir bestellen munter auf der Speisenkarte herum und schlemmen. Und loben Carlos und alle, die sonst noch so vorbeikommen und wissen wollen, ob’s denn schmecke mehrfach mit vollem Mund und wollüstigen “HMMMMMMM”s.

Vorbei an den “Panther überfahren verboten” und blinkenden “Wildlife on the Road”-Schildern verlassen wir das “Big Cypress National Preserve” wieder. Aber nicht gleich. Erst mal wandern wir noch einmal auf einem Boardwalk durch den Swamp und bestaunen die Vegetation in einer Welt, in der die Grenzen zwischen Wasser und Land aufgehoben sind. Dann fahren wir auf den “Loop”, 26 Meilen nicht asphaltierte Straße im Nichts. Eigentlich ein Tunnel zwischen saftigen grünen Buschbaumstrauchwänden. Man weiß nicht recht, ob die grünen Wände tropfen? Oder ist es doch Sprühregen? Es geht schnurgeradeaus.  Wird nur einmal fast aufregend, denn da kommt eine Kurve. Sonst nichts. Grüne Wand rechts. Grüne Wand links. Wenn mal eine winzige Öffnung kommt, dann ist da Swamp. Auf einmal kommt ein Haus. Wo Menschen leben. Sogar Spielzeug liegt im Vorgarten. Und ein leuchtend rotes Schild am Zaun warnt: “Don’t feed the Rednecks.” Das hat ja schon wieder was. Die Leute sind bestimmt doch irgendwie nett (wer zur Selbstironie fähig ist, kann kein ganz schlechter Mensch sein) und wir erwägen kurz, ihnen die Leftovers unseres Havanna-Frühstücks anzubieten. Ach nö. Ein paar Meilen weiter das übliche Hinterwäldler-Schild “Private Property – Trespassers will be shot” und wir sind wieder beruhigt. Doch ganz normale Rednecks. Wir kontemplieren für ein Weilchen über die Orte in der Welt, an denen WIR nicht leben wollen (dieser gehört dazu) und dann wird die Dirt Road zur Asphaltstraße und wir sind in einem vollkommen verdreckten Mustang auf dem Weg zu den Florida Keys.

Von dort gibt es nur zu berichten, daß wir in Isla Morade unter breezy Palms im Breezy Palms wohnen, faulenzen, lesen, schwimmen, sonnen und uns ähnlich schnell bewegen wie unsere neuen Leguan-Freunde. Also gaaaanz langsam.

Morgen gehts heim. Echt? Wir sind doch gerade erst angekommen…

Leaving on a Jetplane

So, alles gepackt und mich beim Packen schon gefreut, daß es wohin geht, wo Schnorchel, Sonnenhut, Badenanzug, Sonnenmilch und ein paar T-Shirts in den Koffer kommen. Nebenher im Gästezimmer Staub gewischt und gesaugt und das Bett bezogen – ich bringe mir nämlich aus Florida einen Christoph mit.

In drei Stunden gehts los. Ich werde berichten.

Neu im Kino: Gravity

“Wie? Schon aus? Schade.” – Dieses Zitat meines Begleiters ist gleichermaßen Kurzkritik und wärmste Empfehlung.
Malus: Man sagt, “in space no one can hear you scream”. Wäre grausame Stille nicht viel beeindruckender gewesen? War denn diese Schwulstbombastmusik wirklich nötig? Warrant Officer Ripley, übernehmen Sie.

PS: Einmal hab ich mich kurz aufregen müssen.

SPOILER ALERT!

Sandra Bullock jammert rum, daß man sie nie gelehrt habe, zu beten. Drecks-Family and Religious Values… machen selbst vor Outer Space nicht halt. Wo bitte soll der Nutzen eines dahingestammelten “Komm’, Herr Jesus, sei unser Gast” liegen?

“The U.S. Government is back in Business again”

So, Florida, jetzt kein Zaudern und kein Zagen mehr: Park-Ranger zurück in die Produktion, Hurrikane ab- und viel Sonne bestellen, Alligatoren polieren, Flamingos nachtönen, Manateevorrat anlegen und die Rumfässer bis zum Rand füllen.

AM MONTAGABEND KOMMEN WIR AN!

 

PS: Den Mustang hätten wir gerne in Rot.