Was war sonst noch so in Florida?

“It’s gonna be one of them days” orakelte die weise Dame an der Tankstelle gestern. Alle hätten sie die ganze Woche Zeit, um zu den Keys zu fahren “but them all leave on Sunday an’ jam the road”. Die ist so wasserstofflangmähnenbleichblond und hutzelledersonnenverbrannt, daß sie wahrscheinlich schon den rituellen Sonntagsabzug der Seminolenindianer miterlebt hat.

Schade, daß wir schon abreisen, Florida scheint die Exotenabteilung in Herrn Gotts großem Tiergarten zu sein – wir haben echt heiße Typen kennengelernt: Zum Beispiel Barmann Dave, der uns nicht nur alkoholische Getränke und Gator-Schnitzel serviert, sondern auch noch fürsorglich einen Zimtkuchen “für morgen” einpackt. Oder die beiden Weiberleut’, die abends vor ihrem Häuschen ein paar Bierchen zischen, in der angenehm schweigsamen und zurückhalten Gesellschaft ihres voll aufgeblasenen Plastikfreundes. Und die alte Dame, die mir auf einem Boardwalk mitten im Swamp von ihrem besten Freund vorschwärmt und dann ein Missionshefterl der Billy Graham Gesellschaft in die Hand drückt. Ihr sei Dank, das Verlesen des Minikatechismus hat uns auf der Weiterfahrt ein paar sehr heitere Minuten beschert, nicht zuletzt, weil Christoph sich beharrlich weigert, den HErrn anzunehmen. Was er ned kennt, nimmt er ned. Auch nicht an. Besonders gefreut hat uns, daß Florida uns die neue Sportart Yogling geschenkt hat – ganz richtig, eine Kombination von Yoga und Bowling. Wir nehmen an, daß es mindestens zweier Teilnehmer bedarf: einen, der den einbeinigen Kranich balanciert und einen weiteren, der ihn dabei umkegelt. Ist bestimmt lustig. Zum Zuschauen.

Wir haben auf dem Rückweg noch zwei Mal Halt gemacht. Im Windley Key Fossil Reef Geological State Park, wo “our spiders are mostly gone but our moskitos are all out today” (korrekt) und im John Pennekamp Coral Reef State Park, wo – neben Mangrovenwald und Wasser – das schönste Bild das von den drei Rednecks war, die in einem kleinen Dümpelboot in jeweils zwei bis drei Nummern zu kleinen Karohemden und abenteuerlichen Kopfbedeckungen einen Joint kreisen ließen.

Lazy days and sunshine. Und weil ich einen amerikanischen Arbeitsvertrag habe, gilt das als Jahresurlaub.

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