Aus dem Vokabelheft

Wenn etwas “cockamamie” ist, dann ist es auf gut Schwäbisch “lumpig” und im Hochdeutschen “mies” oder “minderwertig”. Auf diesen sehr hübschen Wortfindling angesprochen, meinte meine amerikanische Kollegin, daß schon ihre Großmutter den Begriff als altmodisch empfunden hätte.

Wieder so ein Begriff, den ich gerne dem Obsoleten-Nirwana entrisse…

 

Überhaupt, Schwaben in Amerika. Die neue Klassenlehrerin ihres Sohnes, Ms. Ipperlii, komme aus dem gleichen “State” wie Rouland Emritsch und ich.

Geschrieben wird der Name Eberle.

Wochenende, Teil 1

Wie immer am Samstagmorgen mit den dicken Damen Wellen geschlagen, dann heimgefahren. In meine Straße eingebogen, hinten bei mir steigt Rauch auf. Näher dran und die Sorge weicht: das ist kein Rauch, das ist Staub, weil der beste Sam von allen gerade meinen staubtrockenen Rasen mäht.

Seitdem denke ich an Brecht.*

* Heimkehr des Odysseus
Dies ist das Dach. Die erste Sorge weicht.
Denn aus dem Haus steigt Rauch: es ist bewohnt.
Sie dachten auf dem Schiffe schon: vielleicht
Ist unverändert hier nur mehr der Mond.

Government Shutdown

Für alle, die noch nicht verstanden haben, was da eigentlich vorgeht, hier Katy Steinmetz’ sehr informatives Video: “How to explain it to a Kid” (Wie sag’ ich’s meinem Kinde): http://ti.me/1hcJkei

Ich habe bisher noch überhaupt nichts davon bemerkt, außer einem Anstieg sarkastischer Bemerkungen in meinem ebenso privilegierten Umfeld. Bin gespannt, wie weit sie’s treiben werden.

Wenn einer eine Reise tut

“Jeff, long time no see! Warst du verreist?”

Der Einfachheit halber habe ich seinen Monolog ins Deutsche übertragen:

Ich? Klar war ich weg, war doch Ende September! Ich und meine drei besten Kumpels aus dem College fliegen alle drei Jahre nach München, zum Bierfest. Freitags nach der Arbeit in den Flieger, samstagabends ankommen, im Hotel schnell duschen und dann ins Bierzelt. Der erste Rausch ist immer so schön billig, ya know, the Jetlag. Die nächsten Tage gilt “All I wanna do is drink beer for breakfast”* und als Mittag- und Abendessen sowie selbstverständlich als vollwertiger Ersatz für jede Zwischenmahlzeit. I guess I was shit-faced (sturzbesoffen) all the time – but never beer-faced, because I turned the boot.** Und ich hab auch nie auf den American Hills*** gekotzt wie früher immer, da siehst du mal, daß ich echt Fortschritte beim “well-organized drinking” gemacht habe. Aber weißt du, Sabine, was das Hirn noch schneller dreht als Bier? Du glaubst es nicht, aber wenn eine bayerische Bierband American Songs mit deutschen Texten humptataht – that stuff drives you nuts.

Noch zwei, drei Frühstücksbier später waren sie auch schon wieder auf dem Heimflug, donnerstag war wieder Antreten im Betrieb. Allerdings nicht ohne eine ganz große “epiphany” (Erleuchtung) in der europäischen Kulinarik erlebt zu haben. Den “Kotteroun”. Ich habe drei Mal nachgefragt und beim vierten Mal hat er’s einfach beschrieben: Rotwein, in Halbgallonen-Flaschen (2 Liter). Kotteroun**** halt.

Weiters hat er von München und Umgebung nicht gesehen. Im Disney-King-Castle waren sie doch schon bei ihrem ersten Besuch und für mehr ist wirklich keine Zeit geblieben. Sie hatten schließlich Bier zu trinken und sich durch sämtlich “Brats-“Standerl auf der Wiesn zu fressen.

Schlußfolgerung: Diese ganze Drecks-Hangover-Filmreihe ist eine Doku!

 

* Das ist aktuell sein Weck- und Klingelton: http://www.youtube.com/watch?v=iBrFKPEPxiI

** “Turn the boot” ist nicht, wie ich ursprünglich irrtümlich angenommen hatte, ein Idiom. Jeff hats mir erklärt: Amerikaner sind der festen Überzeugung, daß Deutsche Bier aus Stiefeln trinken (und ich kann nur annehmen, daß Etablissements, die von amerikanischen Touristen frequentiert werden, diese “typisch deutsche” Sitte zum Zwecke der Umsatzförderung bedienen). Der Trick besteht darin, die Stiefelspitze während des Trinkens nach unten zu drehen, dann kommt Luft rein und das Bier landet weiter im Schlund des Trinkers und nicht auf Gesicht und Trachtenkleidung.
Man lernt ja nie aus.

*** Ich nehme an, das ist der Grashügel auf der westlichen Seite?

**** Côtes du Rhône, für die, die’s immer noch nicht erraten haben.

Gastbeitrag zum saublöden Verhalten der amerikanischen Parteienvertreter

(Danke, Christoph.)

“Hello? Yes, I’m having problems with my government? It’s going really slowly and not responding. I don’t know what exactly the problem is.”

“Thank you for contacting support and I’m so very sorry to hear you’ve been having trouble with your elected representatives.
First, I need you to look at your founding document. You can usually find this in your government’s archives but it may be elsewhere depending on your settings.
Once you’ve found the document, check to see whether your government is still under warranty. If it is, it might just be cheaper and easier to return it for a replacement.
Assuming that you’re out of warranty, here are a few troubleshooting tips:
1. Are your politicians spending more than $1 million per election? If so, ensure that the money does not come from private donors or else you risk a misalignment of your legislators’ priorities.
2. Make sure that you’ve enabled the option to increase the number of legislators to account for population increase. The manufacturer recommends no more than 30,000 constituents per legislator.
3. Sometimes, one or more politicians might get stuck in an infinite loop. An extreme example might be bringing up the same legislation for a vote dozens of times. In such cases the only solution is complete replacement of the faulty unit.
4. The manufacturer does not recommend the use of political parties. However, if you must use parties then make sure you have at least 5 or 6 viable parties.
5. Try booting in safe mode. If that doesn’t work, try booting the bums out of office.
Thank you again for contacting support and I hope I was able to assist you today.”

Quelle: http://www.reddit.com/r/worldnews/comments/1nhlv9/us_government_has_shut_down/

 

Übrigens, wenn Soldaten weiter ihren Sold bekommen und Politiker ihre Diäten, dann sollten Park Ranger nicht in unbezahlten Zwangsurlaub geschickt werden dürfen. (Mit diesem Wunsch bin ich zugegebenermaßen nicht uneigennützig: Ich will in drei Wochen in einem Nationalpark Alligatoren sehen. Und Manatees.)

1000 x Nebel (einen hab’ ich noch)

Ein Viertelstündchen früher auf der Straße und der Himmel sieht aus, als hätte sich der Bühnenbildner des subventionslosen Kleintheaters zu helfen gewußt. Flugs die weißen Flecken vom “Münchner im Himmel” mit Grellpinkleuchtrosa übermalt, von der linken Seite einen Strahler zur Farbverstärkung drauf und die Inszenierung von “Genets Dämmerung”* ist gerettet.

* Ganz wahnsinnig frei nach Wagner.

Empowerment

Hier hat man’s ja sehr mit “empowern”, also jemanden bestärken, ermutigen, beflügeln. Heute habe ich mitgehört, wie man es nicht machen sollte: “Your chances to get this done are slim to none. And slim has just left to find a better place.”

Meinend ungefähr: “Deine Aussichten auf Erfolg sind gering bis null. Gering habe ich nur so gesagt, aber nicht wirklich gemeint.”

1000 x Nebel (vorläufig zu Ende)

Mir scheint, ich kann diese Rubrik fürs erste auf Eis legen. Wie soll eins denn über die vielen Nebelvariationen schreiben, wenn Himmel, Horizont und Hügel eine einzige amorphe grau-schwarze Masse bilden? Was weiß denn ich, ob sich in dem Klumpen noch Pflanze, Tier oder Mineral verbergen?

Schade. Bis zum Frühjahr dann, wo es abends auf dem Heimweg wieder hell ist…

Nekropolis

Wenn Teresita (für ihre Freunde “Terry” und ehemals Chef-Sekretärin bei Robert Bosch in Mexico City und immer noch zweier Brocken Deutsch mächtig) im Pool planscht, dann ist immer ihre Freundin Marinez dabei. Immer. Bloß heute nicht. Warum? Marinez ist im Koma. “Oh my god! Was ist passiert? Wird sie wieder gesund werden?” Terry versteht meine Aufregung gar nicht. Marinez ist da doch öfter. Sie organisiert auch Führungen. Wie jetzt? Im Koma? Ja, in Colma. Das kommt davon, wenn man in Städtenamen ein stummes “L” versteckt. Dann erschrecken Menschen schon vor Halloween.

Beim Nachlesen wird mir vieles klarer: Als mit dem Goldrausch die Grundstückspreise in San Francisco in den Himmel schossen, verfügte der Magistrat, daß Friedhöfe innerhalb der Stadtgrenzen nicht errichtet werden dürften. Colma, eine kleine Gemeinde im Süden San Franciscos, wurde zur San Franziskaner Totenstadt, das Verhältnis toter zu lebender Einwohner ist ca. 1000:1. Bis in die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts waren die letzteren vorwiegend als Undertaker oder Steinmetze oder Friedhofsgärtner tätig und offensichtlich auch zur Selbstironie fähig, denn das Stadtmotto lautet “It’s great to be alive in Colma.”

Ich mag Friedhöfe und drum war ich gleich heute Nachmittag in Colma und vollkommen überwältigt, weil es dreißig verschiedene gibt. Für’s erste war ich bei den Katholiken (Holy Cross) und bei den Haustieren (Pete’s Pet Rest), gleich neben dem serbischen Friedhof. Bilder? https://picasaweb.google.com/mucbiene/Colma?authuser=0&authkey=Gv1sRgCJ2InOals6fiRQ&feat=directlink

Fortsetzung folgt.

Honey? Boo boo!

Unsere Fitneßtrainerin Desha ist qua eigener Definition “just a simple gal from Louwisiana”, wie schon ihre Mutter und ihre Großmutter. “Us Southeners” reden andere seit Menschengedenken mit “Honey”, “Sweetheart”, “Sugarbun” oder dergleichen an, denn erstens waren damals die Familien viel zu groß, um sich die Namen aller Kinder merken zu können, geschweige denn die der Geschwisterkinder und aller anderen, und zum zweiten sei das im Süden schlicht verbrieftes Geburtsrecht. Darüber hinaus schade es doch keinem. Die Pool-Oberen sind anderer Ansicht und haben sie jetzt deswegen zum verpflichtenden “Harrasment-Training” angemeldet. Wenn sie nicht “besteht”, das heißt Selbstkritik übt und ihrem üblen Tun abschwört, darf sie nicht mehr vorturnen.

Die spinnen, die politisch Korrekten.