Thanksgiving

Der Countdown lĂ€uft, es sind nur noch wenige Tage bis Thanksgiving, dem ersten offiziellen Feiertag der “Eating Season”, die ab Donnerstag bis einschließlich Neujahr dauert. SĂ€mtliche “Foodies”, damit meint man hier Gernkocher und Gernesser sind in heller Aufregung, was wann wo zu besorgen, einzulegen, anzubraten und zu dekantieren sei – und das in einem Land, das Pretzels fĂŒr ungesalzenes WeichgebĂ€ck mit Senf hĂ€lt und Quarktaschen nur kennt, weil Toni (Quarkherstellung) und ich (zustĂ€ndig fĂŒr alles andere) unseren Entwicklungshilfeauftrag ernst nehmen. Die hiesige kulinarische Höchstleistung besteht darin, den trockenen Turkey mit allem zu stuffen, was in den Vogel paßt. Zum Beispiel Schwein. (s. http://bit.ly/1a9jLuP)  The most interesting Man in the World (aus der Dos Equis-Bierwerbung, wer mehr wissen will, sehe sich ein paar Spots auf youtube an), fĂŒllt seinen Truthahn mit 6 anderen Vögeln und zum Schluß mit dem Ursprungstruthahn selbst – das ist der Moment, wo Metaphysik und Turkey aufeinandertreffen …

Wer auf sich hĂ€lt, dekoriert Haus und Vorgarten noch kurz mit “Fall”-Deko auf herbstlich, zum Beispiel mit Fried Chicken scented candles* (links), bevor wieder ganz tief in die Weihnachtsblinkekiste gegriffen wird. Hardcore-X-Masser treiben allerdings schon jetzt ihre Stromkosten ins Jahresendhoch. Zum Beispiel der Besitzer des Hauses in der Nachbarschaft, auf dessen Dach seit gut einer Woche Santa im Flugzeug anlandet und in dessen Garten allerlei Engel und anderes Getier blinken und mit Dingen wedeln.

WIR sind ja ganz anders drauf. WIR arbeiten nĂ€chste Woche bis nur Mittwochmittag und fahren dann an den Russian River in die Villa Ursula (http://bit.ly/1bL4YDr) und werden das ganze Truthahnwochenende mit Faulenzen, Lesen und Ausschlafen verbringen. Bei ordentlich Kaminfeuer und Jacuzzi mit Warmwassersprudel und Blick auf die spĂ€therbstliche Flußlandschaft. Außerdem gut Essen. Und gut Trinken.

 

* Hersteller ist ein kleines Familienunternehmen “Kentucky for Kentucky” aus – na, woher wohl?

Aus dem Vokabelheft

“Echt? Das Meeting ist abgesagt? ‘Don’t tell anyone at my company but that means I can play hooky. ;-)'”

Das bedeutet nicht, daß der Mann mit einem HockeyschlĂ€ger bewehrt nach kleinen BĂ€llen oder Scheiben schlagen will, sondern daß er schwĂ€nzt: http://bit.ly/ICynYB.

Konstante

Der November ist hier in der Bay Area einer der schönsten Monate. Die Luft ist “crisp” wie Corn Flakes, kein NebelschwĂ€delchen trĂŒbt den strahlendblauen Himmel, manche BĂ€ume lassen ihre BlĂ€tter tatsĂ€chlich erst nach einer kleinen VerfĂ€rbung fallen und die Sonne hat noch eine erstaunliche Kraft. Bis zu dem Tag, wo der erste Regen der Wintersaison fĂ€llt. Da können sich die Subtropen noch was abschauen, so, wie es dann kĂŒbelt. Binnen Minuten sprudeln und schĂ€umen zwischen Gehweg und Straße wilde SturzbĂ€che und zwengs Lunch auf die andere Seite zu kommen hat Ähnlichkeiten mit einem erfrischenden Kneipp’schen Kaltwasserguß, außer, daß man Schuhe, Socken und Hosen trĂ€gt und in den durchgeweichten Klamotten noch den ganzen Nachmittag arbeiten muß. Das dauert so ein, zwei Tage, alle sind ganz grĂ€ĂŸlich trĂŒbsinnig und leiden am nie, gar nie mehr enden wollenden Regen. Dann lacht die Sonne wieder und bis auf ein wenig feuchtes Laub auf dem Trottoir und den wild durchs Bad wuselnden Ameisenhorden ist von der Apokalypse nichts ĂŒbriggeblieben.

Same procedure as every year…

Aus dem Vokabelheft

Die Obama-Administration ist nicht zufrieden. Gar nicht zufrieden. Es sollte doch eine Krankenversicherung auf Gegenseitigkeit werden, in die Junge und Alte einzahlen. Und was  passiert? Obwohl mit einer lustigen Zielgruppenkampagne umworben, kaufen diese Drecks-“whipper snapper” (am besten ĂŒbersetzt mit “Schnösel” oder “Jungspund”) keine Police aus dem staatlichen Krankenversicherungsprogramm und nun steht die Finanzierung böse auf der Kippe. War vielleicht doch ein wenig vermessen, im Land of the Free auf einen freiwilligen solidarischen Generationenvertrag zu hoffen…

Neu im Kino: Ein Kessel Buntes*

Es gibt Menschen wie mich, die bei “garage sales” die seltsamsten Dinge finden und fĂŒr kleines Geld erwerben, wie zum Beispiel die “Catholic School Salt and Pepper Shakers” oder das Hunde-Spielzeug “Hilary” (“You can’t get even but your pet can”) oder ein PlĂŒsch-E-Coli-Bakterium. Was viele nicht wissen: einmal im Jahr veranstalten auch die großen Hollywood-Studios einen gemeinsamen Yard Sale.

Das war ein Feiertag fĂŒr die Thor-2-Crew. Grad’ lustig waren sie drauf und im Shop-’til-you-drop-Modus:

–  “Uiiiii schau, da drĂŒben. Flaks! Die nehmen wir. Alle! Und der Typ davon verkauft so eine Art Orks, fĂŒr die brauchen wir nur noch andere KostĂŒme.”
– “Vielleicht da drĂŒben die, vom Twilight-Set?”
– “Genau, super! Hol alles, was schwarz ist, da machen wir Flimmerglimmer drauf, das funzt. Hat schon wer bei dieser gefloppten Nibelungenproduktion nachgefragt? Ich brauche dicke WikingerbĂ€rte und sexy WalkĂŒrenroben und so Leder- und Metall-Goth-Schmuck. Das wirkt, egal ob wirs auf MĂ€nner oder Frauen hĂ€ngen.”
– “Echt jetzt? Ich glaube nicht, daß Natalie Portman ein Vollbart steht…”
– “Du immer! Die Frauen brauchen Zöppe oder Offenwallhaar – wie bei Game of Thrones halt. Du machst das doch nicht zum ersten Mal, Mensch…”
– “Boss! Hey, Boss, du glaubst es nicht. Ich habe gerade ein SuperschnĂ€ppchen gemacht. Stell dir vor: ein Holodeck, ein paar fast nicht defekte Schutzschilde und das Raumschiff von Khan. Komplett, mit Mutterschiff und JĂ€gern und allem. Toll, oder?”
– “Ganz toll. Der Hellste warst du noch nie, aber da hast du dich wirklich nochmal unterboten… Obwohl. Laß mal, war vielleicht gar nicht so blöd. Da kann ich was draus machen, Asgard ist logistisch eh so schlecht angebunden. Lad’ das Zeug auf den Truck.”
– “Brauchen wir noch Monster? Michael Bay hat welche auf den MĂŒll geschmissen, die könnten wir umsonst bekommen?”
– “Umsonst? Klar, nehmen wir. Können wir umstreichen und dann sind die besser als neu. Dabei fĂ€llt mir ein: kann mal wer im Abfall von Peter Jackson nachschauen? Und ich brĂ€uchte die GefĂ€ngniszellen aus Schweigen der LĂ€mmer – mir schwebt da so ein langer Gang vor, Zellen mit so einer Art elektronischer Sicherheitsglassperre. Wie findet ihr das? Loki kriegt ein Holodeck – das war nĂ€mlich vorher noch nie nie da. Hach, ich bin so originell!”

Und so shoppen sie sich durch Gebrauchtes aus der Traumfabrik und drehen dann einen Film, mit alles und bunt und scharf. Dabei ist nicht einfach nur Popcornkino rausgekommen, das war schon fast Schweinshaxenkinoniveau…

Immerhin, seit Donnerstag weiß ich wo der Hammer hĂ€ngt. Vorsicht, Spoiler: es ist Natalie Portmans KleiderstĂ€nder.

 

* Sie nennen den Film hier: “Thor: The Dark World”. Ist den Besucherzahlen wahrscheinlich zutrĂ€glicher als die Aussicht auf Gunther Emmerlich. In 3D.

Aus dem Vokabelheft

In der SĂŒddeutschen stand neulich ein Artikel, der das Aussterben schöner deutscher Wörter wie “piesacken” oder “schlampampen” beklagte und gleich drunter ein Link zu einem Bericht ĂŒber ganz wunderbare einmalige Worte oder Wendungen fĂŒr einen vermeintlich komplizierten Sachverhalt, die Nichtmuttersprachler neidisch machen. Zum Beispiel “mamihlapinatapai”* (mehr s. http://bit.ly/17qWPoP).

Ich war so begeistert, daß ich beim Mittagessen den Kollegen davon erzĂ€hlte und die dann gleich mit mindestens ebenso tollen Worten aus dem Amerikanischen auftrumpfen mußten, wie zum Beispiel “Petrichor”, das fĂŒr den Duft von frischgefallenem Regen auf ausgetrocknete Erde steht. Sehr schön, gelle? Oder auch

Sie konnten gar nicht fassen, daß wir den “Sonder” schon kannten, bevor ihm auf dem Weg ĂŒber den Atlantik sein “ling” abhanden gekommen war.

Das wars zum Üben fĂŒr dieses Wochenende. Stay tuned.

* steht fĂŒr den Blickwechsel oder Blickkontakt zwischen zwei Menschen, die sich beide wĂŒnschen, der jeweils andere solle aktiv werden – denn sie wĂŒnschen sich dasselbe, aber keiner will damit anfangen.

Fusion- oder Cross-Over-Cuisine

Wenn ein Bayer und eine SchwÀbin in Kalifornien kochen, dann kommen so feine Dinge wie Miso-Rahm-Schwammerl mit Cilantro-Semmelnknödln auf den Speiseplan. Und bei euch so?

Aus dem Vokabelheft

“Yabol”

… ist nicht etwa ein beschauliches Dörfchen in Hinterkurdistan, sondern der nett gemeinte Versuch eines amerikanischen Kollegen, zu bestĂ€tigen, daß er einen Befehl seiner deutschen Kollegin entgegengenommen hat und ihn auszufĂŒhren gedenkt.

Nachtrag zu “Kein guter Tag fĂŒr Maschinen”

Der Backofen wird wieder heiß, aktuell bĂ€ckt er anstandslos ein Brioche. Die Taste am Toaster Oven lĂ€ĂŸt sich runterdrĂŒcken, als wĂ€re nie was gewesen und das GerĂ€t kommt seiner Aufgabe nach und röstet Brot. Hmmmm…

Das kann doch nur bedeuten, daß die Espressomaschine im CafĂ© in Pacifica auch wieder heil ist.

Nebenwirkungen

Daß bei ihm daheim eingebrochen wurde, sei ja noch zu verschmerzen, meint der Kollege ĂŒberraschend gelassen. Viel schlimmer sei, daß die “Vultures*” von den lokalen Security-Unternehmen keine zwei Stunden spĂ€ter das Viertel ĂŒbernommen und den Nachbarn teuere Alarmsysteme aufgeschwatzt hĂ€tten. Schlimmere Abhörpraktiken als die NSA hĂ€tten die. NĂ€mlich!

* Vulture: Aasgeier.